Trainingstransfer: Das Gelernte umsetzen

Erfolgreicher Trainingstransfer – und darunter verstehe ich die Anwendung des Gelernten im Alltag – ist eine Hauptaufgabe von Trainingsdesign und Training. Da der Transfer im Training selbst nur angetriggert werden kann, ist es wichtig, dass für den Teilnehmenden nach dem Training die Möglichkeit geschaffen wird, das Gelernte anzuwenden und dass er dabei bestmöglich unterstützt wird.

Transfer, Transwerkwirksamkeit im Training sicherstellenIn der Regel ist ein Trainingstransfer erwünscht und erfolgsentscheidend. Je länger ich mich sehr konkret mit dem Transferthema beschäftige, desto wichtiger wird es für mich, bei der Auftragsklärung auch nachzufragen, ob und wie viel Transfer gewünscht ist. Das stößt manchmal auf Unverständnis, und doch ist es der Ausgangspunkt sämtlichen Designs. Wenn der Auftraggeber tatsächliche Änderung wünscht, hat das genauso Auswirkungen auf die Trainingsentwicklung wie der Anspruch, nur Spaß haben zu wollen.

Warum es wichtig ist, zu klären, ob ein Transferziel besteht, zeigen etwa Aufträge im Bereich des „Teambuildings“. Wenn man dort während der Auftragsklärung tiefer einsteigt und darauf zu sprechen kommt, was sich denn nach dem Training ändern darf und soll, wird das Gespräch oft interessant. Denn manchmal ist echte Änderung gewünscht, das heißt tatsächlich auch „Teambuilding“, manchmal ist aber auch nur Spaß gefragt und somit ein „Teamevent“.

Trainingstransfer – Definitionen

Doch was steckt hinter dem Begriff Trainingstransfer?

Folgenden drei Definitionen sind hier interessant und beleuchten unterschiedliche Aspekte des Transfers.

„Trainingstransfer ist das Ausmaß, in dem Trainees Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen, die sie im Trainingskontext erworben haben, im Arbeitskontext effektiv einsetzen.“ (Baldwin & Ford, 1988)

„Denn wenn wir eines aus der Hirnforschung sicher wissen, so ist es, dass in der kurzen Zeit, die uns im Seminar zur Verfügung steht, veränderungswirksame neuroplastische Prozesse nur angetriggert werden können. Die eigentliche Veränderung in den Hirnen und im Handeln der Menschen findet jedoch durch das konkrete und wiederholte Tun im Alltag statt.“ (Hütter, 2017)

„Transfer ist nicht hinreichend: Outcome – die letztendliche Wirkung – ist erst dann erreicht, wenn die Beteiligten im Arbeitsumfeld zu den Inhalten einer Weiterbildungsmaßnahme Mitverantwortung übernehmen und im Sinne des Erwartungshorizontes eine Veränderung mitgestalten.“ (Besser, 2017)

Die erste Definition ist sehr pragmatisch und deutet auf die wichtigste Regel hin, dass es beim Transfer auf die effektive Anwendung im Arbeitskontext ankommt. Die zweite Definition soll Demut lehren vor dem, was wir in einem Training erreichen können: Im Seminarraum können Veränderungsprozesse nur angetriggert werden. Sehr klar definiert Ralf Besser, dass es um die Mitverantwortung der Beteiligten für die Veränderung geht und auch um einen Erwartungshorizont, also ein Ziel für das sich die Änderung lohnt.

Warum Trainingstransfer wichtig ist

Alle drei Definitionen beinhalten den klaren Blick auf die Anwendung im Arbeitskontext. Und doch gelingt Transfer in Unternehmen oft nicht, da

  • das Wissen zum Transferproblem und seinen Lösungen fehlt
  • Zuständigkeiten, Verantwortung und Rollen unklar sind
  • die Dringlichkeit fehlt und Transfer kein entscheidendes Kriterium ist
  • Ängste und Bedenken die Verantwortlichen davon abhalten, sich für das Thema zu engagieren

Professor Robert O. Brinkerhoff, einer der führenden Experten im Bereich „Wirksamkeit und Evaluierung“ bringt es auf den Punkt (Weinbauer-Heidel, 2016):

  • Circa fünfzehn Prozent der Teilnehmenden wenden das Gelernte erfolgreich an,
  • siebzig Prozent probieren es aus, lassen es aber wieder sein und
  • ungefähr fünfzehn Prozent probieren erst gar nicht, das Gelernte anzuwenden.

Das bedeutet, dass nur zwei von zwölf Teilnehmenden das Gelernte umsetzen, acht in der Anwendung scheitern und zwei es gar nicht erst probieren.

Die Transferforschung tüftelt seit mehr als hundert Jahren an der Frage, wovon die Transferwirksamkeit abhängt. Dazu werden Studien durchgeführt, bestimmte Faktoren verändert und dann gemessen, inwieweit sich der Transfererfolg verändert. Große Einigkeit besteht darin, dass es drei Bereiche sind, die für die Transferwirksamkeit entscheidend sind:

  • der Teilnehmer
  • das gute designte Training und
  • das Unternehmen

Trainingstransfer und Trainingsdesign

Schon in der Trainingsbedarfsanalyse geht es darum, zu analysieren, wer denn die Betroffenen der Veränderung sind und welche Rolle und Aufgaben sie haben werden. Der Teilnehmende sorgt für Teilnahme und Umsetzung und übernimmt somit die Verantwortung für das eigene Lernen, der Trainingsdesigner entwickelt und der Trainer vermittelt das neue Wissen. Das Unternehmen hilft bei der dauerhaften Anwendung und evaluiert, ob die gewünschte Veränderung eintritt und spiegelt dieses an den Auftraggeber und das Designteam wieder.

Damit der Transfer gelingen kann, benötigt es im gesamten Trainingsdesign ein ausgereiftes Transferkonzept, in dem die Lern- und die Transferziele enthalten sind. Weiters sind die Messkritierien, die Häufigkeit der Messung und das Reporting dazu in diesem Lerntransfermanagement dargestellt.

3 Phasen des Trainingstransfers

Der Trainingsdesigner achtet beim Transferprozess auf folgende drei Phasen:

Interventionen vor dem Training:

Der Lernende wird schon vor dem eigentlichen Training darauf eingestimmt und mit dem Ablauf und Kernideen in Kontakt gebracht, sodass er den Sinn des Trainings erkennen kann. Dieser Prozess kann durch Kontaktaufnahme mit den Teilnehmenden, mit einem Fragebogen zu Vorkenntnissen und Wünschen oder auch mit einem Live-Online-Training beginnen.

Anwendung von Transfertools während des Trainings:

Was immer im Training passiert, dient dem Transfer. Im Besten aller Fälle ist jede Intervention ganz strikt auf die Veränderung nach dem Training ausgelegt. Spätestens am Ende des Tages und allerspätestens am Ende des Seminars muss ausreichend Zeit für den Trainingstransfer zur Verfügung gestellt werden. Die Möglichkeiten sind vielfältig, ob man Murmelgruppen macht, um Gehörtes zu festigen, oder Recaps, mit der Überlegung, wo man das Gelernte anwenden kann oder ob man Seilskalierungen durchführt, um den Status-quo abzufragen und dann später dorthin zurückkehrt und Erfolge sichtbar macht.

Interventionen nach dem Training:

Die Zeit nach dem Training kann durch den Trainingsdesigner mitgeplant werden. Indem er Tools und Ideen zur Verfügung stellt, kann er auf diese Phase einen Einfluss haben. Außerdem schafft er beim Unternehmen das Bewusstsein dafür, dass und wie die Teilnehmenden nach dem Training gut begleitet werden können. Wenn der Zeitpunkt kommt, an dem das Unternehmen die Transferunterstützung übernimmt, soll es darauf bestmöglich vorbereitet sein.

Denn es ist zwar hauptsächlich die Lernendne in der Umsetzungsverantwortung, doch je besser die Organisation an der Stelle Unterstützung bietet, desto eher wird sich Transfererfolg einstellen. Eine Begleitung kann zum Beispiel durch die Führungskraft, den Trainer oder durch Kollegen erfolgen.

Positiver Transfer – ein Beispiel

In diesem Beispiel geht es um eine Inhouse Schulung, bei dem interne Fachexperten zu Trainern ausbildet werden (Train-the-internal-Trainer). Voraussetzung für die Teilnahme am Inhousetraining ist, dass jeder Teilnehmende ein Lernprojekt mit ins Training bringt. In diesem Fall ist es ein Training, das entweder neu konzipiert oder überarbeitet werden soll. Der Transfer wird bei diesem Training an ganz unterschiedlichen Stellen unterstützt.

Interventionen vor dem Training

  • Zehn Tage vor dem Training wird ein Live-Online-Training für alle Teilnehmenden durchgeführt. Darin werden der Gesamtablauf sowie die Logistik erklärt und die Anforderungen an das Lernprojekt erläutert. Die Lerntransfer-App, die das Training begleitet, wird vorgestellt. Die Teilnehmenden werden aufgefordert, die App so bald wie möglich herunterzuladen, damit technische Schwierigkeiten noch vor Trainingsbeginn geklärt werden können.
  • Drei Tage vor dem Training begrüßt der Trainer die Teilnehmenden im Chat der App mit der Bitte, die Profilseite zu ergänzen.

Anwendung von Transfertools während des Trainings

  • In den ersten beiden Tagen des Präsenztrainings lernen die Teilnehmenden die Grundprinzipien zum Thema „Training designen“. Darin sind die Grundlagen der Trainingsbedarfsanalyse, der Navigator als Planungstool und Ideen für kreatives und interaktives Training enthalten.
  • Alle Übungen im Präsenzseminar werden am eigenen Lernprojekt gemacht.
  • Zwischen den Trainingsblöcken findet ein Lernprojekt-Live-Online-Training statt. Es können Fragen zum jeweiligen Lernprojekt der Teilnehmenden gestellt werden und auch alle Fragen rund um das Thema „Train-the-Trainer“. Stellt sich schon im Vorfeld heraus, dass ein Thema eine kleine Input-Session braucht, kann auch das Teil des Live-Online-Trainings werden.
  • Im zweiten Präsenzteil „Training durchführen“ lernen die Teilnehmer klassische Train-the-Trainer-Inhalte, z. B. das Leiten von Gruppen und gezielte Visualisierung, den Umgang mit schwierigen Seminarsituationen.
  • Jeder Teilnehmer trainiert die vorbereitete Sequenz und bekommt Feedback von Teilnehmern und Trainern.
  • Laufend werden Wiederholungen durchgeführt, die einerseits eine wiederholende Komponente haben, andererseits auch eine Beziehung zu deren Alltag herstellen.
  • Am Ende des Trainings wird Transfer zum Alltag hergestellt wird mit einer guten Aktionsplanung.

Interventionen nach dem Training

  • Zehn Wochen nach dem Training wird ein Transfer-Live-Online-Training durchgeführt. Die Inhalte sind das Teilen der Transfererfahrungen der Teilnehmenden bei der Durchführung des Trainings in der echten Welt und ein intensives Feedback über das Training. Der Blick gilt den als wichtig und weniger wichtig empfundenen Teilen, also Modulen, die geschärft gehören, und Themen, die eventuell noch offen sind. Dieses Feedback ist Teil des Evaluierungsprozesses und wird an den Auftraggeber zurückgespiegelt.
  • Der  Zugang auf die App bleibt den Teilnehmern auch nach dem Seminar erhalten und sie haben somit auch weiterhin Zugriff auf dieTrainingsinhalte und können sich mit ihrer Seminargruppe und dem Trainer austauschen. Denn der Trainer ist nach Trainingsende oft nicht mehr greifbar und der Arbeitsalltag hat die Teilnehmenden schnell wieder eingeholt. Doch solange das Smartphone dabei ist, ist der Transfer in der Tasche. So wird der Transfer nachhaltig unterstützt!

Effektives Anstoßen des Trainingstransfers

Als Trainingsdesigner können Sie dem Unternehmen und insbesondere der Personalentwicklung helfen, das Transferproblem in den Griff zu bekommen. Es können dazu unterschiedlichste Unterstützungsprogramme aufgesetzt werden: z.B. Führungskräfte, Buddy-Systeme, Mentoren, Coaches, Trainer, Kollegen, Trainingsteilnehmer, Veränderungsbeobachter, Lernnetzwerke und Reflexionsgruppen.

Achten Sie darauf, was davon zur Lernkultur des Unternehmens passt und helfen Sie, ein gutes System aufzusetzen. Dieses kann folgende Tools enthalten: einen Überblick über die gesamte Strategie für den Trainingstransfer, Handouts, Checklisten, Techniken, sowie die Anleitung, wie man den Transfer messen und damit managen kann. Sie helfen den Transfermitverantwortlichen auch, indem Sie Training zur Verfügung stellen – in genau dem Ausmaß, wie es benötigt wird. Erstellen Sie als Trainingsdesigner Transferhilfen, die den Prozess gut visualisieren und gestalten Sie diese so intensiv wie nötig und so leicht wie möglich.

So können wir es schaffen, dass viel mehr Teilnehmende, als die von Brinkerhoff aufgezeigten 15 %, das Gelernte erfolgreich anwenden und die Trainingsmaßnahme somit das Unternehmen Sinn macht.

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Online-Ansichts-Karte

Die Online-Ansichts-Karte 

Die Online-Ansichts-Karte ist aus den unterschiedlichen Kartensets entstanden, die ich seit 2020 in den unterschiedlichen Online-Meetings ausprobiert habe. Ich kann mich noch an die ELMO (Enough, let’s move on) erinnnern und hatte bei allen Kartensets den Eindruck, dass es so viele Karten gar nicht benötigt. 

Herausgekommen ist eine Ansichtskarte, auf der vier Möglichkeiten abgebildet sind:

  1. Mikrofon: ganz klar geht es hier darum, dass die Teilnehmenden das Mikrofon einschalten
  2. P wie Parkplatz: dieses Thema wurde lange genug besprochen. Lasst uns entscheiden, ob wir noch länger darüber sprechen wollen, oder auf den Parkplatz verschieben. Man kann diese Karte auch mit P wie Pause belegen. 
  3. und 4. Rot und Grün: für Schätzfragen, Quizfragen, für Wahrheit oder Lüge und auch für alle Arten von Abstimmungen verwendbar. 

 

Mit der Learner Journey den Lernweg sichtbar machen

Hatten Sie schon einmal ein Training oder ein seminar gebucht, bei dem der anvisierte Lernaufwand massiv vom tatsächlichen unterschied? Ich schon! Das ist nicht nur unangenehm, sondern auch frustrierend – sogar bis zu jenem Punkt, dass Lernende das Handtuch werfen. Um das zu verhindern, gibt’s die Learner Journey!

Im Laufe des Jahres 2019 habe ich an einigen Trainings teilgenommen, die mich befähigt haben, mich noch schneller in der Online- und Blended Learning-Welt zurechtzufinden: von einem Online-Crashkurs über den Blended Learning Experten bis hin zum Thema Gamification. An diesem Training, das üblicherweise in den USA stattfindet, konnte ich teilnehmen, da aufgrund der Corona-Pandemie Trainings online und abends stattfanden.

In der Ausschreibung des Kurses stand, dass es sich ein 7-wöchiges Training handelt und dass es in jeder Woche zwei Stunden Vorbereitung und die Teilnahme am einstündigen Training bedarf. Das war für mich zeitlich gut machbar, dens 21 Stunden in sieben Wochen konnte ich gut unterbringen. Was in der Ausschreibung allerdings nicht stand: statt der zwei Stunden Vorbereitung benötigte ich meist die doppelte Zeit, eine wöchentliche Peergroup und das Abgeben einer Zertifizierungsarbeit. All das erhöhte den Gesamtaufwand auf mehr als das Doppelte.

Das machte mich sehr nachdenklich, denn ich erkannte, dass mir für einen vernünftigen Lerntransfer eine wichtige Information gefehlt hatte. Die Transparenz über den gesamtem Lern- und Transferprozess fehlte!

Die Lösung für dieses Dilemma war die Learner Journey: Es handelt sich dabei um eine grafische Darstellung, bei der für alle Beteiligten, alle Detailschritte und der Zeitaufwand eines Lernprozesses vor, während und nach dem Training aufgezeigt werden.

Learner Journey Beispiel

 

Bsp. einer Learner Journey für ein Train the Trainer, bei dem Fachexperten zu Trainern ausgebildet werden.

Learner Journey vorbereiten

Wie bei jedem Training wird eine Trainingsbedarfsanalyse durchgeführt, bei der die Lern- und Transferziele eruiert werden und die „Moments of Truth“ geklärt werden. Wie nämlich, lieber Auftraggeber, erkennen sie, dass etwas schiefläuft? Woran machen Sie das konkret fest? In welchen Situationen wird das offensichtlich? Diese Momente der Wahrheit helfen, die Lern- und Transferziele zu schärfen und zu bestimmen, ob Training tatsächlich die beste Lösung ist.

Als Trainingsdesignerin stelle ich dann die gewünschten Inhalte zusammen und baue die Modulstruktur auf.

Learner Journey darstellen

Jetzt wird der Trainingsablauf grafisch im Zeitablauf dargestellt. Sollte es sich hierbei – wie im Beispiel oben – um unterschiedliche Arten des Blended Learning handeln, wird auch das festgehalten (Live Online Training, Sprechstunde, Präsenztraining, E-Learning und Kooperatives Online Lernen). Zusätzlich können Teilnehmende erkennen, dass das Training von einem Lernprojekt durchgängig begleitet wird.

In der Vorbereitung werden die Maßnahmen dargestellt, die es intern benötigt, damit der Teilnehmende ins Training kommen kann.

Im Transferprozess gibt es die „Moments that Matter“. Damit sind die einzuplanenden Zeiten gemeint, in denen der Trainingsteilnehmer das Gelernte wirklich anwenden kann. Das ist bei obigem Beispiel recht einfach darzustellen, weil die durchzuführenden Trainings vom Unternehmen geplant werden. Wie jedoch stellt sich das dar, wenn die Teilnehmenden bei einem Kommunikations-, Moderations- oder einem Training zum agilen Projektmanagement teilnehmen?

Ist der Ablauf geklärt, werden die Zeiten für die Vorbereitung, die Präsenz- und Lernzeit (!) sowie die Transferzeiten ergänzt. Und jetzt ergibt sich sehr oft ein völlig neues und viel transparenteres Bild: die Teilnehmenden des Train the Trainer sehen meist nur die 5 Tage Präsenztraining, nicht aber den Gesamtaufwand, den das Training und die Anwendung tatsächlich bedeuten.

Interessant ist dann noch die Frage, wer denn die Stakeholder in diesem Training sind. Ist es nur der Teilnehmende und die entsprechende Führungskraft oder zählen noch die Personalentwicklung, die Kollegen und eventuell auch private Ansprechpartner dazu? Je aufwändiger das Training, desto mehr sollte auf die Kapazität des Teilnehmenden geachtet werden.

Vorteile einer Learner Journey

Gefragt nach den Vorteilen gefällt den Teilnehmenden die Klarheit und Transparenz und dass es eine Planungssicherheit gibt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Training und die Akzeptanz der Führungskraft, dass Transfersicherung dauert, erhöhen den Beliebtheitsgrad. Die Führungskräfte profitieren von der Planbarkeit des Personaleinsatzes und haben die Möglichkeit, den Fortschritt zu verfolgen. Zusätzlich schätzen sie, dass sie mehr Transparenz über die erweiterten Fähigkeiten der Mitarbeiter erhalten.

Die Organisation kann – wenn der Transferprozess auch durchgeführt wird – mit größerer Nachhaltigkeit des Gelernten rechnen. Damit einhergehend werden die Lernerfolge und die Nachhaltigkeit des Gelernten besser darstellbar sein.

Fazit

Die Learner Journey kann natürlich nur ein kleiner Baustein sein, damit Lernen transparenter wird. Sie kann aber ein wichtiger Baustein sein, damit den Lernenden und ihren Führungskräften bewusst wird, dass der Transfer in den Alltag nur stattfinden kann, wenn er auch mitgeplant ist. Und nur darum geht es: den Transfer in den Alltag!

Buchtipp: Vom Trainer zum agilen Lernbegleiter

„Vom Trainer zum agilen Lernbegleiter“ von J. Sammet und J. Wolf

Ich schicke voraus: klar ist mir vieles bekannt und ich habe einiges freudig mit „kenne ich“ abgenickt. Und doch habe ich selten eine so komprimierte und doch klare Zusammenfassung dessen gelesen, was sich gerade tut und worauf wir als Trainer bzw. agile Lernbegleiter achten sollten.

In Folge beschreibe ich ein paar Highlights die ich unter Cool / Neu / Inspirierend oder Weiter Nachdenken einordne:

  • Was in meiner Trainingsbedarfsanalyse bis vor kurzem noch „Gewünschte Ergebnisse“ und dann kurz „Business Goals“ hieß, wird wohl jetzt auch „Performance Goals“ heißen.
  • Bei Erreichung der „Performance Goals“ ist das Problem gelöst. Wie simpel! Und wie schön, auch die beiden Dimensionen zu unterscheiden, die mich schon länger beschäftigen: die Relevanz für das Unternehmen und die persönliche Relevanz für den Mitarbeiter.
  • Die Unterscheidung in geleitetes und selbstgesteuertes Lernen mit den Begriffen Push und Pull. Damit kann ich ganz schnell etwas anfangen, komme ich doch auch aus der Lean-Ecke. Und die Klarheit, dass diese Unterteilung beim formellen Lernen besser unterscheidbar ist, als beim informellen Lernen.
  • Der Lernort ist der Praxisort! Onlinetrainer bilde ich logischerweise in Onlinesettings aus. Und wenn das Kundengespräch in einer Filiale durchgeführt werden soll, ist auch das Training des Kundengesprächs selbst als Präsenztraining durchzuführen. Dass man allerdings vorher und nachher Inhalte mit Blended Learning auslagern kann, versteht sich von selbst.
  • Arbeitsanleitungen kann man mit der WWW-Methode bestens formulieren: Warum? Was? Wie? Wie wichtig klar formulierte Übungsanleitungen sind, ist mir besonders im Online-Raum aufgefallen, in dem die zumeist technische Erklärung des „Wie“ besonders detailliert sein muss.
  • Informelles Lernen folgt keinem linearen Prozess mehr und ist ein Lernen in Netzwerken mit seinen reichhaltigen Möglichkeiten: von Blogs und Podcasts bis hin zu Barcamps und Lunch&Learn. Ich erlebe den Erfolg von informellem Lernen gerade selbst, da ich in meinem zweiten LernOS-Zyklus bin: nach WOL jetzt im OKR-Durchgang.
  • Informelles und selbstgesteuertes Lernen bedeutet, dass der Lernende über Ziel, Lernstoff, Zeit und Rhythmus entscheidet. Neugierig bin ich hier, wie es gelingen wird, die Eigenverantwortung und die Selbstlernkompetenz der Mitarbeiter zu fördern, damit selbstgesteuerte Lernen von der Bedarfserkennung bis zur Evaluierung vom Mitarbeiter durchgeführt werden kann.
  • Die Idee der Kombination von formalen Lernzielen mit informellen Lernzielen. Der Lernende sucht sich sein eigenes, zusätzliches Lernziel und wertet so den Lernprozess auf. Diese Idee habe ich schon seit einigen Monaten und werde es bei der nächsten offenen Ausbildung als begleitenden Lern-Transfer-Circle anbieten.
  • Das Aufzeigen des Prozesses, wie selbstgesteuertes Lernen laufen kann und wie der Lernermöglicher dieses Lernen bestmöglich unterstützen kann.
  • Und zum Schluss: Die aktuellen Literaturtipps, die so viel Lust auf die nächsten Bücher machen.

Vom Präsenz- zum Onlinetraining mit einer digitalen Lernstrecke

HURRA FINALISTIN!! Ich bin super happy zu verkünden, dass mein Trainingskonzept: „Vom Präsenz- zum Onlinetrainer mit der digitalen Lernstrecke“ nicht nur meinen Teilnehmenden und selbstredend mir gut gefallen hat, sondern auch die Jury überzeugen konnte. Ich finde, es ist genau das Trainingskonzept, was Trainerinnen und Trainer letztes Jahr brauchten.

Laudatio Stephan Gingter
“Mit ihrem Trainingskonzept legt Anna Langheiter das notwendige Fundament, um nicht nur in
der Pandemie, sondern auch in der volatil-digitalisierten Zeit nachhaltig erfolgreiche Trainings
zu gestalten. Der Trainings- und Lernerfolg wird dabei mit einer charmanten Verflechtung von
individuellen und kollektiven Entwicklungs- und Reflexionsformaten unterstützt. Es werden
Berührungsängste genommen und relevante technische, methodische Voraussetzungen
geschaffen, die Anna Langheiter auf liebenswürdige Weise analog präsentiert.”

Nur, worum gings eigentlich in dem Trainingsformat? Dafür muss ich etwas weiter ausholen und ich werde euch verraten, was Friederike Fürchtmich, Pippi Präsenz und Norbert Neugierig damit zu tun haben… 

März 2020: Von heute auf morgen schlägt die Pandemie in der Trainer:innenbranche ein wie eine Bombe: Präsenztrainings werden storniert – ausnahmslos für alle. Von vollkommener Panik bis hin zu selbstberuhigenden Sätzen: „In ein paar Monaten ist das sicher überstanden“, waren alle Reaktionen dabei. Und ich? Ich stellte den zweiten Teil meines Präsenztrainings „Trainingsdesign Weiterbildung“ innerhalb von 10 Tagen auf online um. Im Nachhinein eine wahnwitzige Anna-Idee. Unter dem Titel „Krasses Online-Experiment“ schrieb ich über mein Vorhaben auf Facebook und erheiterte die Facebook-Freunde mit meinen Neuigkeiten.

In diesen 10 Tagen habe ich wahnsinnig viel gelernt und mich permanent mit anderen ausgetauscht. Ich recherchierte, probierte aus, machte Fehler, lernte dazu. Die Resonanz aus meiner Community nach dem Training war groß, also bereitete ich eine Präsentation für all die vor, die mehr zu meiner Umstellung erfahren wollten. Schon seit 2016 arbeite ich für Kund:innen mit Blended Learning-Konzepten, diese Erfahrungen verknüpfte ich mit meinem krassen Online-Experiment und konzipierte das Trainingsformat: Vom Präsenz- zum Onlinetraining – mit der digitalen Lernstrecke. Trainer: innen werden damit befähigt, hochwertige Live Online Trainings zu gestalten und durchführen zu können.

Vom Präsenz- zum Onlinetraining

Vom Präsenz- zum Onlinetraining bedeutet für meine Teilnehmenden, sich im Spannungsfeld dreier Bereiche zu bewegen, die es benötigt, um gutes Live Online Training zu machen:
Bei der Technik geht es um Themen wie Licht, Ton und Kamera.
Bei den Tools wird der Virtual Classroom (Zoom, Teams, Webex, …) mit seinen Features unter die Lupe genommen und dann geht es noch um
die Methode, also die Fragen „Kann ich das, was ich im Seminarraum mache, auch online machen?“ und „wenn nicht, was mache ich dann?“

Learner Personas
Und wen hatte ich im Kopf, als ich dieses Training entwickeln wollte?

  • Friederike Fürchtmich hat kein technisches Gen, sie hatte noch nie etwas mit Online zu tun und hat Angst, ihre Kunden zu verlieren. Daher muss sie da jetzt durch und sagt: “Das lern ich nie!”
  • Pipi Präsenz ist, wie man aus dem Namen schon schließen kann, eine leidenschaftliche Präsenztrainerin. Sie liebt Flipchart und Pinnwand und Methoden aus dem Erfahrungsorientierten Lernen. Sie ist noch unentschieden, was dieses „Online“ betrifft. Sie sagt „Darf ich nie wieder in einen Seminarraum?“
  • Norbert Neugierig ist dem Onlinetraining gegenüber voll aufgeschlossen. Wenn er von einem neuen Tool hört, will er es ausprobieren, will herausfinden, was damit möglich ist und auch methodisch probiert er alles aus. Er sagt: “Interessant, was für coole neue Möglichkeiten es gibt.“

 Ein bunter Haufen, oder? Und doch waren diese drei meine Learner Personas für das Design des Trainings „Vom Präsenz- zum Onlinetrainer“.

Durchführung als digitale Lernstrecke
Das Wunderbare an diesem Training war, dass es als digitale Lernstrecke durchgeführt wurde. Doch welche Komponenten umfasst so eine digitale Lernstrecke?
Beim Live Online Trainings treffen sich die Teilnehmenden gleichzeitig im virtuellen Raum, beim Kooperativen Online Lernen erforschen die Teilnehmenden bestimmte Teilaspekte und tauschen sich untereinander aus und E-Learning bedeutet, dass die Teilnehmenden Inhalte im Selbststudium erarbeiten. Und sehr wichtig ist das E-Tutoring und damit die Begleitung der Teilnehmenden: Sie sollen jederzeit die Möglichkeit haben, Fragen zur Technik, zur Administration und zum Inhalt stellen zu können! In diesem Projekt hat das per Signal-Gruppe und in der Sprechstunde stattgefunden.

Und der Nutzen des Trainings für die Zielgruppe?
Die Teilnehmenden haben in diesem Training Digitalkompetenz gelernt und können ihre eigenen Trainingsthemen mit Leichtigkeit Online umsetzen. Wird Friederike Fürchtmich gefragt, ob sie das Training auch online durchführen kann, sagt sie: „Ja!“. Und Pippi Präsenz und Norbert Neugierig bieten dem Kunden Onlinetraining aktiv an.
Zusätzlich haben die Lernenden eine digitale Lernstrecke erlebt, sie wissen, wie es sich anfühlt und haben verstanden, wie digitales Lernen konkret funktioniert. Und das ist gut so, denn das Design von Blended Learning und digitalen Lernstrecken wird wohl schon sehr bald Kernkompetenz sein, um beruflich bestehen zu können. Somit macht dieses Projekt die Trainer:innen-Welt besser und bereitet die Trainer:innen auf die Zukunft des Lernens vor.

Und was sagen die Lernenden?
Friederike Fürchtmich hat sich mit dem Mantra „Sei fehlertolerant!“ völlig entspannt.
Pippi Präsenz ruft euch zu: „Habt digitalen Mut! Es geht viel mehr, als ihr denkt und es macht Spaß!“
Und Norbert Neugierig meint trocken: „Nehmt das richtige Tool und die richtige Methode und freut euch auf die Erkenntnisse der Teilnehmenden!“
Und so machen diese drei Mut für das Lernen der Zukunft!

Es braucht fünf Elemente digitalen Lernens:

  1. E-Learning: Diese Einheiten erlernen die Teilnehmenden im Selbststudium.
  2. Kooperatives Online Lernen: In Kleingruppen erforschen die Teilnehmenden bestimmte Teilaspekte und tauschen sich untereinander aus.
  3. Live Online Training: Dabei kommt die Gruppe zusammen und es wird live trainiert.
  4. E-Tutoring: Innerhalb festgelegter Sprechstunden können die Teilnehmenden sich an die Trainierenden richten, um Fragen zu stellen.
  5. SocialisingGerade online kommt das oft zu kurz – aus diesem Grund braucht es Möglichkeiten, sich unabhängig vom Training miteinander zu vernetzen.

 Aus diesem Mix entstehen abwechslungsreiche, animierende und transferorientierte Onlineformate, die dem Präsenztraining in nichts nachstehen.

 Welche Fertigkeiten erlernen die Trainierten?
In meinem Trainingsformat „Vom Präsenz- zum Onlinetrainer“ erlernen die Teilnehmden folgende Bestandteile:

  • Trainingsbedarfsanalyse: Auch online müssen sich Trainierende die Mühe machen und bei den Auftraggebenden erfragen, was gewünscht ist. Nur so können passgenaue, transferwirksame Trainings designt werden.
  • Technik und Tool: Die Trainierenden bekommen einen Überblick, welche Technik und Tools es gibt, sie bedienen sie selbstständig und lernen die Features kennen.
  • Methoden: Die Teilnehmenden erleben möglichst viele unterschiedliche Methoden innerhalb des Tools (z.B. Chat, Umfrage, Reaktion) und außerhalb des Tools (Hand heben, Kamera abdecken, rote und grüne Karte) – sie reflektieren diese und diskutieren über Seminarsituationen und mögliche Lösungswege.
  • Blendend Learning: Sie sind in der Lage, ihre Präsenzkonzepte in digitale umzubauen.
  • Anwendung: Jedes Trainingsmodul wird direkt auf das Trainingsprojekt angewendet und alle Teilnehmenden erhalten mindestens zweimal die Möglichkeit, online zu trainieren.

Fehlertoleranz schulen
Wichtig in diesem Format ist mir, dass die Teilnehmenden die Angst vor Fehlern verlieren. Ich selbst zum Beispiel bin Meisterin darin, mich selbst aus Teams rauszuwerfen – passiert! Vor einem Jahr haben die wenigsten online trainiert und ja, es braucht Mut sich an etwas ranzuwagen, von dem man wenig Ahnung hat. Aber es lohnt sich und es geht viel mehr, als man vielleicht im ersten Moment glaubt.
Am Ende jedes Trainings wussten alle Teilnehmenden: Digitale Lernstrecken sind nicht nur machbar – sie machen sogar Spaß und können genauso kreativ und einzigartig sein wie ein Präsenztraining.

 

 

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