Hatten Sie schon einmal ein Training oder ein seminar gebucht, bei dem der anvisierte Lernaufwand massiv vom tatsächlichen unterschied? Ich schon! Das ist nicht nur unangenehm, sondern auch frustrierend – sogar bis zu jenem Punkt, dass Lernende das Handtuch werfen. Um das zu verhindern, gibt’s die Learner Journey!
Im Laufe des Jahres 2019 habe ich an einigen Trainings teilgenommen, die mich befähigt haben, mich noch schneller in der Online- und Blended Learning-Welt zurechtzufinden: von einem Online-Crashkurs über den Blended Learning Experten bis hin zum Thema Gamification. An diesem Training, das üblicherweise in den USA stattfindet, konnte ich teilnehmen, da aufgrund der Corona-Pandemie Trainings online und abends stattfanden.
In der Ausschreibung des Kurses stand, dass es sich ein 7-wöchiges Training handelt und dass es in jeder Woche zwei Stunden Vorbereitung und die Teilnahme am einstündigen Training bedarf. Das war für mich zeitlich gut machbar, dens 21 Stunden in sieben Wochen konnte ich gut unterbringen. Was in der Ausschreibung allerdings nicht stand: statt der zwei Stunden Vorbereitung benötigte ich meist die doppelte Zeit, eine wöchentliche Peergroup und das Abgeben einer Zertifizierungsarbeit. All das erhöhte den Gesamtaufwand auf mehr als das Doppelte.
Das machte mich sehr nachdenklich, denn ich erkannte, dass mir für einen vernünftigen Lerntransfer eine wichtige Information gefehlt hatte. Die Transparenz über den gesamtem Lern- und Transferprozess fehlte!
Die Lösung für dieses Dilemma war die Learner Journey: Es handelt sich dabei um eine grafische Darstellung, bei der für alle Beteiligten, alle Detailschritte und der Zeitaufwand eines Lernprozesses vor, während und nach dem Training aufgezeigt werden.
Bsp. einer Learner Journey für ein Train the Trainer, bei dem Fachexperten zu Trainern ausgebildet werden.
Learner Journey vorbereiten
Wie bei jedem Training wird eine Trainingsbedarfsanalyse durchgeführt, bei der die Lern- und Transferziele eruiert werden und die „Moments of Truth“ geklärt werden. Wie nämlich, lieber Auftraggeber, erkennen sie, dass etwas schiefläuft? Woran machen Sie das konkret fest? In welchen Situationen wird das offensichtlich? Diese Momente der Wahrheit helfen, die Lern- und Transferziele zu schärfen und zu bestimmen, ob Training tatsächlich die beste Lösung ist.
Als Trainingsdesignerin stelle ich dann die gewünschten Inhalte zusammen und baue die Modulstruktur auf.
Learner Journey darstellen
Jetzt wird der Trainingsablauf grafisch im Zeitablauf dargestellt. Sollte es sich hierbei – wie im Beispiel oben – um unterschiedliche Arten des Blended Learning handeln, wird auch das festgehalten (Live Online Training, Sprechstunde, Präsenztraining, E-Learning und Kooperatives Online Lernen). Zusätzlich können Teilnehmende erkennen, dass das Training von einem Lernprojekt durchgängig begleitet wird.
In der Vorbereitung werden die Maßnahmen dargestellt, die es intern benötigt, damit der Teilnehmende ins Training kommen kann.
Im Transferprozess gibt es die „Moments that Matter“. Damit sind die einzuplanenden Zeiten gemeint, in denen der Trainingsteilnehmer das Gelernte wirklich anwenden kann. Das ist bei obigem Beispiel recht einfach darzustellen, weil die durchzuführenden Trainings vom Unternehmen geplant werden. Wie jedoch stellt sich das dar, wenn die Teilnehmenden bei einem Kommunikations-, Moderations- oder einem Training zum agilen Projektmanagement teilnehmen?
Ist der Ablauf geklärt, werden die Zeiten für die Vorbereitung, die Präsenz- und Lernzeit (!) sowie die Transferzeiten ergänzt. Und jetzt ergibt sich sehr oft ein völlig neues und viel transparenteres Bild: die Teilnehmenden des Train the Trainer sehen meist nur die 5 Tage Präsenztraining, nicht aber den Gesamtaufwand, den das Training und die Anwendung tatsächlich bedeuten.
Interessant ist dann noch die Frage, wer denn die Stakeholder in diesem Training sind. Ist es nur der Teilnehmende und die entsprechende Führungskraft oder zählen noch die Personalentwicklung, die Kollegen und eventuell auch private Ansprechpartner dazu? Je aufwändiger das Training, desto mehr sollte auf die Kapazität des Teilnehmenden geachtet werden.
Vorteile einer Learner Journey
Gefragt nach den Vorteilen gefällt den Teilnehmenden die Klarheit und Transparenz und dass es eine Planungssicherheit gibt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Training und die Akzeptanz der Führungskraft, dass Transfersicherung dauert, erhöhen den Beliebtheitsgrad. Die Führungskräfte profitieren von der Planbarkeit des Personaleinsatzes und haben die Möglichkeit, den Fortschritt zu verfolgen. Zusätzlich schätzen sie, dass sie mehr Transparenz über die erweiterten Fähigkeiten der Mitarbeiter erhalten.
Die Organisation kann – wenn der Transferprozess auch durchgeführt wird – mit größerer Nachhaltigkeit des Gelernten rechnen. Damit einhergehend werden die Lernerfolge und die Nachhaltigkeit des Gelernten besser darstellbar sein.
Fazit
Die Learner Journey kann natürlich nur ein kleiner Baustein sein, damit Lernen transparenter wird. Sie kann aber ein wichtiger Baustein sein, damit den Lernenden und ihren Führungskräften bewusst wird, dass der Transfer in den Alltag nur stattfinden kann, wenn er auch mitgeplant ist. Und nur darum geht es: den Transfer in den Alltag!