Wie das Training beenden? Der Navigator hilft!

Trainingsdesigner:innen aufgepasst! So können Sie den Trainingstag beenden und Ihre Teilnehmer:innen beim Lernen unterstützen  

Lernen Sie in dieser Blog-Reihe meine Planungsmethode für Ihre Designs kennen, den „Navigator“. Dieses Mal schauen wir uns den Schritt „Training beenden“ genauer an.

Gesamtprozess NavigatorTrainings im völligen Chaos designen und am Ende sogar noch was vergessen? Das muss nicht so sein! Ich liebe Struktur. Deshalb halte ich mich an meine selbst entwickelte Planungsmethode, den „Navigator“. Ich stelle Ihnen diese Methode in neun Blogbeiträgen vor.

Sollten Sie die ersten Blogs der Reihe verpasst haben, fangen Sie am besten dort an: Der Navigator.

Zur Erinnerung

Ein Training besteht, je nach verfügbarer Zeit, aus mindestens einem Modul. In der Regel stehen einem für ein Modul 90 Minuten zur Verfügung. Jedes Modul besteht aus vier Schritten „Fokus“, „Information“, „Erfahrung“ und „Transfer“. Also egal, ob am Tag vier Module oder nur eins trainiert werden, jedes Modul wird nach dem Schema FIET designt. Das ist der innere Kreis das Navigators. Der äußere Kreis des Navigators umrahmt FIET und beinhaltet die Elemente „Training/Tag beginnen“, „Recap“, „Energiser“ und „Tag/Training beenden“ umrahmt.

Auch das beste Training hat irgendwann ein Ende: Tag und Training beenden

Nicht nur ein Trainingstag braucht ein rundes Ende, erst recht, wenn das Training mehrere Tage umfasste, sollte das Training nicht abrupt mit dem letzten Thema aufhören. Planen Sie am Ende eines Trainings genügend Zeit ein, um den Transfer des Gelernten der Teilnehmer:innen zu begleiten, aber auch, damit sich alle in Ruhe voneinander verabschieden können. (Mehr zum Transfer im Trainingsdesign finden Sie hier.)

Tag beenden

Ein Trainingstag kann lang und voll sein – nutzen Sie dieses Rahmenelement wie eine schließende Klammer zu allen Themen, die mit „Tag beginnen“ geöffnet wurden. Das heißt: wiederholen und zusammenfassen, was an diesem Tag durchgenommen wurde und damit einen Überblick als auch Verbindungen zwischen den Modulen schaffen.

Was sollten Sie den Trainer:innen ins Trainerhandbuch schreiben?

Dazu eine kurze Liste:

  • Zusammenfassung des Tages durch die Trainer:in oder die Teilnehmenden.
  • Erwartungsabfrage gegenchecken: Wurden Erwartungen schon erfüllt?
  • Agenda: Was erwartet die Teilnehmer:innen am nächsten Tag?
  • Feedback abholen.

Training beenden

Das komplette Seminar, das vielleicht aus mehreren Tagen und Einheiten bestand, zu beenden, ist aufwendiger. Denn die Teilnehmenden sollen mit einem guten Gefühl in ihren Alltag zurückkehren und mit der Zuversicht, das Gelernte auch anwenden zu können. Am Trainingsende schweben viele Fragen in den Köpfen der Teilnehmer:innen und Trainer:innen umher, auf die Sie als Trainingsdesigner:innen in Ihrem Design Rücksicht nehmen sollten.

Typische Fragen von Seminarteilnehmer:innen:

  • Wie, wo, wann werde ich das Gelernte anwenden?
  • Habe ich überhaupt Zeit, den Input nachzuarbeiten?
  • Was melde ich meiner Führungskraft zurück?
  • Was erzähle ich meinen Kolleg:innen?
  • An wen wende ich mich, falls ich doch etwas nicht ganz verstanden habe?
  • Bis wann muss die Umsetzung erfolgen?
  • Wie komme ich Nachhause?
  • usw.

Typische Fragen von Trainer:innen:

  • Hat es der Gruppe gefallen?
  • Konnten sie damit etwas anfangen?
  • Ist das wirklich Wichtige hängengeblieben?
  • Welche Widerstände erwarten sie in ihrem Alltag?
  • Welche Unterstützung werden sie brauchen?
  • Werden sie in die Umsetzung kommen?
  • Was ist nicht so gut gelaufen dieses Mal und muss ich fürs nächste Mal ändern?
  • Brauche ich ein Nachgespräch mit der/dem Auftrageber:in?

Die Abreise als Special Interest (vor allem bei internationalen Trainings)

Der Abreisetag hat so seine Besonderheiten: Manche Teilnehmer:innen wollen oder müssen früher gehen, andere sind an ihr jeweiliges Verkehrsmittel (Bus, Zug, Flugzeug) gebunden und könnten deshalb in Stress geraten. Und dann sind da diejenigen, die gern bis zum Ende bleiben und noch alles aufsaugen wollen, was Trainer:innen mitgeben können. Und genau die gilt es in den Vordergrund zu stellen, indem Sie sichern, dass gerade diese Teilnehmer:innen nicht von früher abreisenden gestört werden.

Wichtig: Schreiben Sie den Trainer:innen also ins Handbuch, dass zur letzten Pause die Verabschiedung voneinander stattfinden sollte. Koffer und Taschen sind nahe der Tür zu deponieren sind und die gehenden Teilnehmer:innen haben das Setting so leise wie möglich zu verlassen, ohne ein gutes Ende zu gefährden.

Was sollten Sie für die Trainer:innen ins Trainerhandbuch schreiben?

Geben Sie den Trainer:innen ausführliche und detaillierte Beschreibungen zu folgenden Themen mit:

  • Zusammenfassung des Trainings.
  • Ausführliche Transferübung einplanen.
  • Erwartungsabfrage gegenchecken: Wurden Erwartungen erfüllt?
  • Feedback abholen.

Achtung: Weisen Sie die Trainer:innen darauf hin, dass zum Schluss evtl. die Zeit zu knapp ist, um noch offene Erwartungen zu besprechen – und empfehlen Sie ihnen für sich schon mal zu klären, wie sie damit umgehen möchten.

Nochmal die Erinnerung: Planen Sie im Rahmenelement „Tag und Training beenden“ genügend Zeit für den Transfer ein – die Teilnehmer:innen brauchen diesen Puffer, um mit einem guten Aktionsplan aus dem Seminar zu gehen.

Feedback-Methoden um das Training zu benenden

Das Happy Sheet hat ausgedient, denn es sagt den Trainer:innen zu wenig über den Erfolg ihrer Trainings. Zusammen eine gute Zeit gehabt zu haben, bedeutet nicht, dass der Transfer erfolgreich sein wird. Damit Trainingsdesigner:innen und Trainer:innen wieder gebucht werden, sollte der Fokus mehr darauf liegen, ob sich mit dem Seminar eine tatsächliche Verhaltensänderung einstellt. Und: Sie sollten die Teilnehmer:innen mehr in die Pflicht nehmen, ihren Trainingserfolg mitzugestalten. Folgende Methoden kann ich dafür empfehlen:

Plus/Delta

Unpassend oft bewerten wir etwas mit gut oder schlecht, statt uns damit zu beschäftigen, wie es besser sein könnte und dafür Vorschläge zu liefern. Diese Feedback-Methode regt die Teilnehmer:innen zur Selbstverantwortung an. Auf einem Flipchart notieren die Trainer:innen ein Plus und ein Delta. Das Plus steht für: das war gut, das Delta für: das kann man besser machen. Statt des sonst oft genutzten Minus, wird das Delta genauer und gibt den Trainer:innen konkrete Hinweise darauf, wie sie sich verbessern können.

Beispiel: Aus „Das Essen ist schlecht“, wird „Ich wünsche mir Obst am Pausenbuffet“.

Die Trainer:innen schreiben die Aussagen der Teilnehmer:innen am Flipchart mit, ohne diese zu kommentieren oder eine Diskussion anzuzetteln. Allein Verständnisfragen sind erlaubt. Bis zum nächsten Trainingstag überlegen sich die Trainer:innen, was sie daraufhin ändern können. Am besten werden daraus entstehende Aufgaben an die Teilnehmer:innen zurück delegiert, um sie in die Selbstverantwortung

Die flammende Rede

Nur noch wenig Zeit zur Verfügung? Dann hilft diese Methode: Alle Teilnehmer:innen bekommen ein Streichholz. Nacheinander dürfen sie so lange Feedback geben, wie das Streichholz brennt. Achtung: Für diese Methode braucht es einen geeigneten Ort, halten Sie Ausschau nach Feuermeldern.

Alle für alle

Diese Methode eignet sich sehr für Seminare, in denen die Teilnehmer:innen viel und intensiv Zeit zusammen verbracht haben – denn hierbei geben sie sich gegenseitig persönliches Feedback. Alle Teilnehmer:innen bekommen ein persönliches Flipchartblatt und einen Stift. Darauf schreiben sie folgende drei Kategorien für sich selbst:

  • Teilnehmer:in XY ist ein:e gute:r … (Projektleiter:in, Manager:in, Führungskraft) weil: …
  • Das möchte ich dir mitgeben: …
  • Das wird mir in Erinnerung bleiben: …

Danach werden die Flipchartblätter im Raum verteilt und alle Teilnehmer:innen füllen für alle Teilnehmer:innen diese drei Kategorien aus.

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Anna beim Impulspiloten-Podcast: Kochen, Lernen und Trainingsdesign

Anna beim Impulspiloten-Podcast “Lernen ist eine geistige Liebesaffäre” – Heinz von Förster.
 
 
Dieses Zitat leitet mich durch mein Tun und ich habe es gleich zu Beginn meines Besuchs beim Podcast der Impulspiloten in den Raum gestellt.

Schon als Kind wurde bei mir die Faszination für Lernen geweckt – nicht zuletzt durch meine Mutter, die mich beim Kochen lernen begleitet und motiviert hat „als Lernermöglicherin“. Und das hat mich, wie sich später herausgestellt hat, sehr geprägt. Meine eigentliche Trainingsgeschichte begann aber in Tirol und Vorarlberg, wo ich in dieses spannende Thema eher zufällig hineingestolpert bin.

Im Podcast erfahren Sie auch, wie mich meine persönliche Lernerfahrung beim Kitesurfen für meine Trainings inspiriert hat und warum ich glaube, dass das Streben, ständig Neues auszuprobieren so wichtig für die persönliche und berufliche Entwicklung ist.

Darüber hinaus gibt es Tipps, wie Sie Trainings so gestalten, dass Teilnehmer:innen das Gelernte schnell in ihrem Alltag nutzen können oder auch wie Sie Ihr persönliches Lernprojekt erfolgreich starten können.

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Energiser im Training richtig einsetzen

Trainingsdesigner:innen aufgepasst! So setzen Sie Energiser im Training richtig ein

Lernen Sie in dieser Blog-Reihe meine Planungsmethode für Ihre Designs kennen, den „Navigator“. Dieses Mal schauen wir uns den Schritt „Energiser mit Sinn und Unsinn“ genauer an.

Gesamtprozess NavigatorTrainings im völligen Chaos designen und am Ende sogar noch was vergessen? Das muss nicht so sein! Ich liebe Struktur. Deshalb halte ich mich an meine selbst entwickelte Planungsmethode, den „Navigator“. Ich stelle Ihnen diese Methode in neun Blogbeiträgen vor.

Sollten Sie die ersten Blogs der Reihe verpasst haben, fangen Sie am besten dort an: Der Navigator.

Zur Erinnerung

Ein Training besteht, je nach verfügbarer Zeit, aus mindestens einem Modul. In der Regel stehen einem für ein Modul 90 Minuten zur Verfügung. Jedes Modul besteht aus vier Schritten „Fokus“, „Information“, „Erfahrung“ und „Transfer“. Also egal, ob am Tag vier Module oder nur eins trainiert werden, jedes Modul wird nach dem Schema FIET designt.

So werden müde Teilnehmer:innen wieder fit: Energiser

Ich denke, Sie kennen das von sich selbst: Nach einem üppigen Mittagessen wandert das Blut aus dem Kopf in den Bauch und mit einem ist nichts mehr anzufangen. Für Trainings ist das natürlich schlecht, gähnende Teilnehmer:innen die verträumt aus dem Fenster schauen, nehmen zu wenig Input auf. Aus diesem Grund haben sich Energiser als gängige Gegenmaßnahme für Müdigkeit in Trainings bewährt, man kennt sie auch unter den Namen Aktivierungsspiele, Aktivierungen, WUPs und Warm-Ups.

Auch wenn in vielen Trainer-Ausbildungen gelehrt wird, dass man nach dem Mittagessen zwingend einen Energiser machen muss, gehe ich bewusst davon ab. Denn vernünftiger ist es, Energiser zwischendurch einzubauen, wenn die Teilnehmenden wirklich müde sind. Oder man wählt die pfiffige Variante: mit dem Energiser leiten Sie elegant in das folgende Seminarthema über.

Weil ich oft und auch sehr gerne Trainingsteilnehmerin bin, weiß ich, wie abrupt oft der Wechsel vom Energiser zum Trainingsthema erlebt wird. Der Spaß endet und der anstrengende Ernst beginnt – sobald die Teilnehmer:innen wieder sitzen, scheinen sie oft genauso müde wie vorher. Einfach weil beides inhaltlich wenig bis nichts miteinander zu tun hat.

Wählen Sie Energiser also so aus, dass die Teilnehmer:innen sich bewegen, entweder physisch oder psychisch, und so, dass Sie über die Aktivierung ins nächste Thema überleiten können. Denn dann übernimmt der Energiser die Aufgabe des Schritts „Fokus“, und Aktivierung und Einstieg in das nächste Modul bilden eine sinnvolle Symbiose.

Energiser ohne Themenbezug – also mit Unsinn – haben aber auch ihre Daseinsberechtigung. Setzen Sie diese ein, wenn es Auflockerung und Spaß braucht. Doch wie bringt man Teilnehmende dazu, sich auf diese unsinnigen Aktivierungsübungen? Ich hole mir die Erlaubnis ab und fange an mit der Frage: „Ihr seht ein bisschen müde aus!?“ Nicken. „Sollen wir einen Energiser machen?“ Bedächtiges Hin- und Herwiegen des Kopfes. „Darfs etwas Doofes sein?“ Lächeln. „Darfs etwas richtige Doofes sein?“ Dann wird gelacht und die Teilnehmenden sind dabei.

Hinweis für Trainingsdesigner:innen: Schreiben Sie solche Varianten entweder an den Beginn oder ans Ende des Trainerhandbuchs und überlassen den Zeitpunkt des Einsatz den Trainer:innen.

Energiser-Methoden für Präsenztrainings

Müde Teilnehmer:innen werden wieder aufnahmefähig in 3-2-1-go!

Stäbchenlauf (Energiser mit Themenbezug)

Die Teilnehmer:innen stehen nebeneinander in einer Linie. Sie sind durch Holzstäbchen, die jeweils zwischen die Zeigefinger der Nebeneinanderstehenden gepresst sind, miteinander verbunden. Auf diese Weise sollen sie eine Strecke von A nach B überwinden. Sobald ein Stäbchen fällt, geht’s zurück auf Anfang.

Die Schwierigkeit kann durch den Austausch der Holzstäbchen mit Spagetti (No. 5) oder Zahnstochern erhöht werden.

Leiten Sie mit diesem Energiser beispielsweise zu folgenden Themen über: „Messen und Erheben von Daten“, „Fehlerkultur“, „Projektmanagement“, „Teamwork“, „Führung und Moderation“, „Problemlösung“.

Indiaca (Energiser mit Themenbezug)

Ein Indiaca ist ein Wurfspielgerät und die Trainer:innen zeigen vor, wie das Indiaca gespielt wird. Dann üben die Teilnehmer:innen, um sich daran zu gewöhnen. Als nächstes werden verschiedene Runden gemeinsam gespielt, beispielsweise:

  • Nur mit der dominanten/nicht-dominanten Hand spielen.
  • Mit nur einer Hand und/oder auf einem Bein stehend.
  • Gruppe nimmt sich eine Zielzahl vor, wie oft sie das Indiaca spielen wollen, ohne dass es zu Boden fällt.

Für beispielsweise folgende Themen kann dieser Energiser Sinn machen: Zielerreichung, Risikofreude, Umgang mit Fehlern, Kommunikation, Lernen, Veränderungsmanagement, nicht funktionierendes Multitasking.

Nasenkönig (Energiser ohne Themenbezug)

Bei der Ursprungsvariante des Nasenkönigs kleben sich die Teilnehmenden Röllchen aus Kreppband auf die Nase und klauen sich diese Röllchen. Bei der neuen Variante werden die Röllchen aus Kreppband auf Flipchartstifte geklebt.

Nun stellen sich immer zwei Teilnehmer:innen gegenüber und versuchen sich gegenseitig allein durch Berühren der Krepp-Klebeflächen das Röllchen vom Stift zu klauen. Wer gewinnt, sucht sich direkt eine:n neue:n Gegner:in, wer verliert, wird zum Fan und feuert die Person, gegen die sie verloren hat, lautstark (!) an.

Gewonnen hat die Person, die alle Röllchen erobern konnte.

Energiser-Methoden für Onlinetrainings

Wenn Bewegung ins Onlinemeeting kommen soll, dann man mit „Farbe auf Körperteil“ punkten. Ich fange an mit einer Farbe und einem Körperteil – „Gelb auf linke Schulter“ und die Teilnehmenden versuchen so schnell wie möglich etwas Gelbes, das irgendwo in ihrem Raum ist, an die linke Schulter zu halten. Dann benenne ich einen anderen Teilnehmenden, der weitermacht. Besonders beweglich wird das Ganze, wenn etwas an die Fuß gehalten und der wiederum in die Kamera gezeigt werden soll.

Mein allerliebster Online-Energiser? Bitten Sie die Teilnehmenden, nach der Pause mit dem Gegenstand zurückzukommen, der am längsten im Kühlschrank ist. Und dann darf jede:r das Ding zeigen und die eine oder andere launige Geschichte dazu erzählen.

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Lernen als Wissensreise – Learner’s Journey

[Dieser Artikel erschien erstmals im Magazin TRAiNiNG und darf nach freundlicher Genehmigung auch hier veröffentlicht werden.] Training Magazin

In der sich ständig verändernden Welt ist lebenslanges Lernen unerlässlich geworden. In diesem Artikel untersuchen wir die Phasen einer »Lernreise«, von der Erkenntnis der eigenen Wissenslücken bis hin zur erfolgreichen Umsetzung des Gelernten im Alltag.

In den letzten Jahren hat sich ein Trend zu längeren Aus- und Weiterbildungen entwickelt. Sowohl Personalentwicklungsabteilungen als auch die Lernenden selbst haben erkannt, dass kurzfristige Seminare und Workshops zwar hilfreich sein können, um einen Einblick in ein neues Thema zu bekommen, aber oft nicht ausreichen, um tiefgreifende Veränderungen im Verhalten oder im Erwerb neuer Fähigkeiten zu bewirken. Wer an einem zweitägigen Präsentationsseminar teilnimmt, wird vielleicht in Zukunft ein paar Kleinigkeiten anders machen, wird sich aber nicht vollständig zum ausgezeichneten Vortragenden wandeln. Die Metapher aus dem Sport liegt nahe. Erfolg und Fortschritt erfordern Regelmäßigkeit, Engagement und einen ganzheitlichen Ansatz, der verschiedene Aspekte des Lernens berücksichtigt. Genau wie im Fitnessstudio, wo für den Muskelaufbau nicht nur das Training, sondern auch die richtige Ernährung und das Verhalten an den Geräten wichtig sind, sollte auch in der Erwachsenenbildung ein umfassender Ansatz verfolgt werden.

Der Weg durch alle Stationen in einem Lernprozess wird auch als »Learner’s Journey« oder auf Deutsch als »Lernpfad« bezeichnet. Die Learner’s Journey oder der Lernpfad bezieht sich auf den gesamten Prozess des Lernens, von der Entdeckung der eigenen Interessen und Bedürfnisse bis hin zur Anwendung und Verbesserung der erworbenen Fähigkeiten. Der Begriff sollte nicht mit Learning Journeys verwechselt werden. Das ist eine »echte« Reise, z. B. eine Expeditionsreise in die Arktis. Vielleicht kennen Sie noch aus dem Studium den Begriff Customer Journey, der beschreibt, welche »Reise« ein Kunde mit einem Produkt bzw. einem Unternehmen unternimmt, bevor er es kauft. Bei der Learner’s Journey ist es genauso. Die Lernwilligen unterlaufen verschiedene Phasen, dazu aber später mehr.

Ein Lernpfad ist also der Prozess oder Weg, den eine Person zurücklegt, um neues Wissen, Fähigkeiten und Erfahrungen zu erwerben, sowohl innerhalb als auch außerhalb formeller Bildungseinrichtungen.

Für diesen Artikel hat TRAiNiNG mit drei Experten zu diesem Thema gesprochen. Zu Beginn wollten wir wissen, wie sie eine Learner’s Journey erklären würden.

Alois Widena (Partner bei VBC): »Stellen wir uns eine Person vor, die beschlossen hat, Fliegenfischen zu lernen. Dazu startet diese Person ihre Reise im Ort ›Fliegenfischenlernen‹, legt eine Lernstrecke zurück und kommt im Ort ›Flie- genfischenkönnen‹ an. Sie macht also eine Reise, die am Ende zum Fliegenfischen ›können‹ führt. Das ist für mich das Bild einer idealen Learner’s Journey.«

Anna Langheiter (Expertin für Trainingsdesign): »Eine Learner’s Journey ist eine grafische Darstellung, bei der alle Beteiligten, alle Detailschritte und der Zeitaufwand eines Lernprozesses vor, während und nach dem Training aufgezeigt werden. Meist wird bei der Learner’s Journey ›nur‹ die Reise für die Lernenden aufgezeigt, also die Schritte und Lerneinheiten, die zu durchlaufen sind. Es wird jedoch zu wenig Information über den tatsächlichen Zeitaufwand gegeben. Nur wenn die Lernenden wirklich wissen, was auf sie zukommt, können sie abschätzen, ob sie die (berufliche und persönliche) Kapazität für die Trainingsteilnahme haben. Oft wird auch vergessen, dass nicht nur die Lernenden, sondern auch Führungskräfte (die den Transfer unterstützen), Kollegen (die eventuell die Arbeit übernehmen) und das private Umfeld von der Trainingsteilnahme betroffen sind. Nicht zu vergessen sind die Zeiten, die für die Anwendung des Gelernten im Alltag notwendig sind. Denn Anwendung braucht manchmal mehrere (Fehl)Versuche, die auch ihren Platz haben müssen.«

Nikola Grill (Eigentümerin biz.talk Sprachtrainings): »Learner’s Journeys beschreiben den gesamten Weg eines Lernenden vom Entschluss, eine Fähigkeit zu erwerben, bis hin zum tatsächlichen Erreichen des persönlichen Lernziels. Für Fremdsprachenkurse in Unternehmen bedeutet dies, dass Mitarbeiter gezielt für ihren Job Sprachkenntnisse unter Einsatz aller gängigen Trainingsformate und -tools sowie unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse vermittelt bekommen. Diese wenden sie dann zwischen den Lernphasen in der sogenannten Transferphase auch gleich unmittelbar am Arbeitsplatz an. Dadurch entsteht ein Kreislauf zwischen Input und Praxis, der die neu erlernten Fähigkeiten nachhaltig festigt.«

Die Phasen der Learner’s Journey

Wie bei jeder Reise, gibt es auch bei einer Learner’s Journey verschiedene Etappen. Experten unterscheiden dabei in drei Stufen:

  • Vorbereitungsphase (Informieren über Lernziele, anstehende Schulungen, eventuell ein kleines Wissensquiz)
  • Lernphase (Wissenserwerb über verschiedene Kanäle und Methode)
  • Transferphase (Anwendung des neuen Wissens im Alltag)

Nikola Grill erzählt ein gutes Beispiel zum Aufbau von neuen Fremdsprachenkenntnissen: »Nehmen wir an, ein weltweit agierendes Unternehmen stellt eine neue Fachkraft am Empfang an. Diese beherrscht ihre Tätigkeiten in der Muttersprache mühelos, fühlt sich aber in der englischen Kommunikation noch nicht ganz sattelfest. Gemeinsam mit ihr werden in der Vorbereitungsphase Trainingsinhalte formuliert, die speziell für diesen Arbeitsplatz gelten, z. B. das Verbinden von Telefonaten, das Aufnehmen von Nachrichten, der Empfang von Besuchern etc. Der Trainingsplan wird in Etappen, die den Tätigkeiten der Fachkraft entsprechen, unterteilt. Nach jeder Etappe – also jeder Lernphase – geht die Fachkraft in die Transferphase, in der sie ihre neuen Kenntnisse direkt an der Rezeption anwendet. Dieser Aufbau erlaubt es ihr, in der Transferphase auftretende Fragen in der nächsten Lernphase zu klären. So werden die Sprachkenntnisse Schritt-für-Schritt aufgebaut und gefestigt.«

Worauf in den einzelnen Phasen geachtet werden soll, und wer jeweils miteingebunden werden sollte, weiß Anna Langheiter: »Wenn ich eine Learner’s Journey für Teilnehmer plane, kläre ich mit dem Auftraggeber, was mit dem Training erreicht werden soll. Nach dem Zusammenstellen der Inhalte teile ich diese in Lernmodule ein, die dann, je nachdem ob es eine Präsenz-, Blended oder rein digitale Lernstrecke werden soll, zeitlich verteilt werden. Die Learner’s Journey wird nun grafisch dargestellt, sodass leicht zu erkennen ist, ob es sich um Präsenz- oder digitale Module handelt. Im nächsten Schritt wird festgelegt, was von den Lernenden in der Vorbereitung, während des Trainings und vor allem im Transfer erwartet wird. Interessant wird es, wenn jetzt für jeden einzelnen dieser Schritte die Zeiten ergänzt werden: Von der Vorbereitungs- über die Präsenzzeit und über die Lern- zur Transferzeit. Gerade Letztere sollten von Beginn an eingeplant und terminiert werden. Gerne wird auch vergessen, dass es Stakeholder gibt, die zu berücksichtigen sind: Wie oft und wie genau wird die Führungskraft eingebunden, was sind die Auswirkungen auf die Kollegen, wer im Unternehmen kann noch Einfluss haben und lässt das private Umfeld eine längere Learner’s Journey zu? Am Ende des Designs wird nochmals geprüft, ob die Lernreise, so wie sie jetzt geplant ist, auch auf das gewünschte Unternehmensergebnis einzahlt.«

Alois Widena geht detaillierter auf die einzelnen Phasen ein: »Die Vorbereitungsphase hilft den Lernenden, Klarheit darüber zu bekommen, was sie auf ihrer Lernreise erwartet. Hier ein paar wichtige Punkte:

  • Welche Inhalte werden vermittelt?
  • Wie werden die Inhalte didaktisch in der Trainingsphase umgesetzt?
  • Wann passiert was?
  • Welche Interaktionen beinhaltet die Transferphase, die die Lernenden dabei unter- stützt, neue Kompetenzen aufzubauen und diese in der Praxis zu festigen?

Eine Trainingsphase ist dann wirkungsvoll, wenn über das Fliegenfischen gesprochen wird und danach tatsächlich auch das Fliegenfischen geübt wird. Die Lernenden profitieren am meisten, wenn eine gute Mischung aus Wissensvermittlung und Üben praktiziert wird. Trainings- und Transferphasen als Wechselspiel über die Zeit pushen Schritt für Schritt die Weiterentwicklung. Irgendwann endet das Wechselspiel und die Lernenden kommen in die von mir genannte TUN-Phase – das ist die Schlüsselphase. Haben die Lernenden in der Trainings- und Transferphase bereits Lernerfolge erzielt, dann werden sie auf den Geschmack des Erfolges gekommen sein und weiter im TUN bleiben. Mit dem ›Im-Tun-Bleiben‹ wird es ihnen gelingen, in die angestrebte, unbewusste Kompetenz zu kommen. Das Fliegenfischen wird somit eine hohe Eleganz und Fangerfolge mit sich bringen.«

Motivation hoch halten

Eine hohe Lernmotivation führt zu besserem Engagement, erhöhter Leistung und langfristigem Erfolg. Lernmotivation ist die innere oder äußere Antriebskraft, die uns dazu veranlasst, neue Informationen aufzunehmen, Fähigkeiten zu entwickeln und unser Verständnis für ein Thema zu vertiefen. Es gibt zwei Haupttypen von Motivation: intrinsische und extrinsische. Intrinsische Motivation entsteht aus dem inneren Wunsch, zu lernen, während extrinsische Motivation durch äußere Faktoren wie Belohnungen, Anerkennung oder Vermeidung von negativen Konsequenzen getrieben wird. Was können Trainer bzw. Trainingsdesigner nun tun, um die Motivation während der gesamten Journey hoch zu halten?

Nikola Grill gibt wieder ein praktisches Beispiel: »Das Gute beim Sprachentraining ist, dass Mitarbeiter unmittelbaren Praxisbezug haben und so die Relevanz der Lerninhalte schnell erkennen. Das steigert die Motivation ganz automatisch. Ebenso hilfreich ist die Möglichkeit, nach der Transferphase offen Punkte zu klären bzw. Situationen, die sich beim Anwenden der Fremdsprache ergeben haben, gezielt zu besprechen. Ein Beispiel: Die Rezeptionsfachkraft hat ihre Phrasen für englische Telefonate gut verinnerlicht. Sie funktionieren perfekt bei Gesprächen mit Muttersprachlern, bei Telefonaten mit Kunden aus nicht-englischsprachigen Ländern werden sie aber oft nicht verstanden, weil sie zu viele schwierige Vokabeln enthalten. Um es der Fachkraft zu ermöglichen, solche Situationen erfolgreich zu meistern, kann man in der nächsten Lernphase gemeinsam mit ihr eine eigene Phrasensammlung erstellen, die sprachlich natürlich richtig, aber vielleicht nicht ganz so ausgefeilt ist. Danach hat sie wie- der die Möglichkeit, diese Phrasen in der Transferphase zu testen und zu verinnerlichen.«

Alois Widena zählt einige wichtige Punkte auf: »Als Trainingsarchitekt von firmeninternen Trainings erachte ich, auszugsweise, folgende Stellschrauben für die Motivation als wertvoll:

  • Involvierung – Lernende sollen frühzeitig in die Ausbildungsmaßnahme integriert werden und Betroffene zu Beteiligte gemacht werden.
  • Inhaltliche Relevanz – Sind die Inhalte für die Lernenden relevant, sind sie der Wind in den Motivationssegeln zu den Lernzielen.
  • Zeit nehmen – Veränderung im Kompetenzaufbau braucht Zeit. Mit der Salamitaktik kann man Schritt für Schritt nachhaltig entwickeln.
  • Lernerfolg – Fortschritt und Lernerfolge sollen für die Lernenden mit individuellen Umsetzungsplänen sichtbar gemacht werden.
  • Lernbegleitung – Interaktionen mit z. B. einem persönlichen Lernbegleiter in die Transferphasen einbauen. Dies erzeugt einen Sog und lässt den Willen zum Dranbleiben wie einen Muskel stärker und stärker werden.«

Anna Langheiter: »Antworten auf folgende Fragen machen den Unterschied:

  • Ist die Frage nach dem Warum geklärt und auch dauerhaft wichtig?
  • Ist das Gelernte für die Teilnehmer und/oder das Unternehmen relevant
  • Ist für die Teilnehmer klar, was von ihnen erwartet wird?
  • Steht ausreichend Zeit zum Lernen und für den Transfer zur Verfügung?
  • Haben die Teilnehmer die Kapazitäten, das Gelernte umzusetzen?
  • Unterstützt die Führungskraft die Mitarbeiter?«

Fazit

Die Learner’s Journey ist ein Aspekt des persönlichen und beruflichen Wachstums. Wie wir in diesem Artikel gesehen haben, durchlaufen alle Lernenden eine Reihe von Phasen oder Etappen, von der Bewusstwerdung über das Erlernen neuer Fähigkeiten bis hin zur Umsetzung und Reflexion. Durch das Verständnis der individuellen Lernstile und -strategien können Trainer oder Trainingsdesigner auf die Bedürfnisse und Ziele jedes Einzelnen eingehen, um einen nachhaltigen und wirkungsvollen Lernfortschritt zu gewährleisten.

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Trainingstag beginnen: so gelingt’s!

Trainingsdesigner:innen aufgepasst! So sichern Sie den Transfer bei den Teilnehmer:innen  Trainingsmodul

Lernen Sie in dieser Blog-Reihe den „Navigator“, meine Planungsmethode für Ihre Designs, kennen. Dieses Mal schauen wir uns den Schritt „Training und Tag beginnen“ genauer an.

Trainingsdesign Navigator - den Trainingstag beginnenTrainings im völligen Chaos designen und am Ende sogar noch was vergessen? Das muss nicht so sein! Ich liebe Struktur. Deshalb halte ich mich an meine selbst entwickelte Planungsmethode, den „Navigator“. Ich stelle Ihnen diese Methode in neun Blogbeiträgen vor. Als Bonus enthält jeder Text Methoden für Präsenz- und Online-Trainings. Hört sich gut an? Dann los!

Sollten Sie die ersten Blogs der Reihe verpasst haben, fangen Sie am besten dort an: Der Navigator.

Zur Erinnerung

Ein Training besteht, je nach verfügbarer Zeit, aus mindestens einem Modul. In der Regel stehen einem für ein Modul 90 Minuten zur Verfügung. Jedes Modul besteht aus vier Schritten „Fokus“, „Information“, „Erfahrung“ und „Transfer“. Also egal, ob am Tag vier Module oder nur eins trainiert werden, jedes Modul wird nach dem Schema FIET designt. Das ist der innere Kreis des Navigators. 

Der äußere Kreis des Navigators umrahmt FIET und beinhaltet die Elemente „Training/Tag beginnen“, „Recap“, „Energiser“ und „Tag/Training beenden“.

Wie beginnen Sie einen Trainingstag/ein Training?

Eine schöne Frage, finden Sie nicht auch? Und gar nicht so trivial, denkt man länger als ein paar Sekunden darüber nach. Anfänge sind magisch, das dürfen wir Trainingsdesigner:innen uns nicht entgehen lassen. Für die Teilnehmer:innen macht es einen enormen Unterschied, wie Trainer:innen den Beginn des Trainings oder Tages gestalten.

Von den Trainer:innen Sandra Mareike Lang und Franz Hütter, die sich auf Gehirnforschung spezialisiert haben, können wir folgendes lernen. Sie schreiben in ihrem Buch Neurodidaktik für Trainer, dass gerade der soziale Aspekt in Lernsituationen nicht unterschätzt werden darf. Sie fanden heraus, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Trainer:innen und Teilnehmenden wie auch unter den Teilnehmenden signifikanten Einfluss auf den Lernerfolg hat. Je mehr Vertrauen aufgebaut werden konnte, desto mehr Lernerfolg.

Was bedeutet das für uns als Trainingsdesigner:innen? Es braucht genügend Zeit am Anfang, damit sich die Gruppe kennenlernen kann. Diese ist abhängig von der Gesamtdauer des Trainings – wenn es um eine Microsession geht, kann eine kurze Vorstellungsrunde reichen. Wenn aber klar ist, dass die Teilnehmer:innen über einen längeren Zeitraum miteinander zu tun haben werden, braucht es ein ausgiebigeres Kennenlernen für eine gute Zusammenarbeit.

Aber nicht nur das gegenseitige Kennenlernen gibt den Teilnehmer:innen Sicherheit. Ihnen zu sagen, was auf sie zukommen wird, was das mit ihnen zu tun hat und so viele Fragen wie möglich vorwegzunehmen, hilft ebenfalls ein soziales, vertrauensvolles Umfeld aufzubauen.

Training beginnen

Ein Trainingsbeginn muss ausführlicher geplant werden als der Start der nachfolgenden Trainingstage. Folgende Fragen gehen den Teilnehmer:innen in dieser Phase so gut wie immer durch den Kopf:

  • Was ist das Ziel des Trainings?
  • Was lerne ich?
  • Wann und wie lang ist Pause?
  • Hat die Trainerin/hat der Trainer was drauf?
  • Was ist mein Mehrwert?
  • Erhalte ich ein Zertifikat?

Auch Trainer:innen haben zu Beginn eines Trainings Fragen:

  • Was für Teilnehmer:innen kann ich erwarten?
  • Sind sie motiviert?
  • Habe ich an alles gedacht?
  • Bin ich gut genug vorbereitet?
  • Wie gewinne ich sie für das Thema?
  • Sind die Unterlagen vollständig?
  • Wurden alle Absprachen eingehalten?

Ihre Aufgabe als Trainingsdesigner:innen ist, die Fragen in Ihrem Design mitzudenken und im Handbuch zu dokumentieren. Geben Sie den Teilnehmer:innen ausreichend Zeit für ein soziales und inhaltliches Andocken.

Vom Ich zum Du zum Wir zum Thema

Damit Ihre Planung von Anfangssequenzen auch strukturiert (Sie wissen ja, ich LIEBE Struktur) und ohne, dass Sie was vergessen, abläuft, gebe ich Ihnen jetzt ein verlässliches Schema dafür an die Hand.

  • Vom Ich: Die Teilnehmer:innen stellen sich vor („Wer bin ich?“).
  • Zum Du: Die Teilnehmer:innen nehmen Kontakt zueinander auf („Wer bist du?“).
  • Zum Wir: Sie stellen Gemeinsamkeiten fest („Wer sind wir?“).
  • Zum Thema: Sie stellen ihre Verbindung zum Trainingsthema fest („Wie sind wir mit dem Lernthema verbunden?“).

Wenn die Trainer:innen Ihre Planung einhalten, schaffen sie eine Atmosphäre, in der sich die Teilnehmer:innen wohl- und wertgeschätzt fühlen. Perfekt zum Lernen.

Was muss ins Handbuch?

Beschreiben Sie im Handbuch den Ablauf eines Trainingsbeginns, indem Sie folgende Punkte durchgehen

  • Willkommen: Trainer:innen stellen sich und ihren Bezug zum Thema vor.
  • Kennenlernen: Vom Ich zum Du zum Wir.
  • Grundregeln: An welche Regeln möchte sich die Gruppe in der Zusammenarbeit halten?
  • Logistik: Wann fängt die Gruppe an, wann ist Schluss, wann ist Pause, gibt’s ein Fotoprotokoll und was zu essen?
  • Agenda: Grob vorstellen, was auf die Teilnehmenden zukommen wird.
  • Erwartungen: Gibt es bei den Teilnehmer:innen Erwartungen an das Training? Und hier ein Tipp: Ich stelle zuerst die Agenda vor und frage dann: „Basierend auf dieser Agenda, welche Erwartungen haben Sie?“

Die Erwartungsabfrage ist ein diffiziles Feld – die einen halten sie für unverzichtbar, die anderen machen lieber einen großen Bogen um sie. Sie macht nur dann Sinn, wenn Trainer:innen der Meinung sind, die meisten Erwartungen erfüllen zu können. Sollten Sie die Erwartungsabfrage ins Trainer:innenhandbuch aufnehmen, geben Sie den Trainer:innen auch Anweisungen dazu, wie diese mit möglichen Erwartungen umgehen sollten, nämlich folgendermaßen: Direkt klar äußern, was aufgenommen werden kann und was außerhalb des Themen- und Zeitrahmens liegt.

Tag beginnen

An den folgenden Trainingstagen werden die Teilnehmenden begrüßt und die Agenda wird vorgestellt. Der erste Punkt ist bei mir fast immer ein Recap – eine Wiederholung des Gelernten vom Vortag. Damit kann ich abschätzen, was die Teilnehmenden wissen und an welchen Stellen ich noch nachsteuern werde.

Ablauf

  • Willkommen
  • Rückblick
  • Agenda
  • Offene Fragen
  • Erwartungen: Sollte eine Erwartungsabfrage durchgeführt worden sein, dürfen Trainer:innen fragen, was davon bereits erfüllt wurde und ich lasse immer die Teilnehmenden abhaken. Denn die sind meist viel gnädiger und früher zufriedener als ich!
  • Logistik: Am letzten Trainingstag fahren die Teilnehmer:innen nach Hause – wie das Ganze von statten geht, lohnt sich zu Beginn des letzten Tages zu klären, damit die Teilnehmer:innen sich ganz auf die Module des letzten Tages konzentrieren können.

Training und Tag beginnen-Methoden für Präsenz- und Onlinetrainings

 Ja klar können Sie als Kennenlernspiel auch weiterhin einen Ball werfen, fangen und Namen nennen lassen. Sie können aber auch eine meiner drei Methoden ausprobieren – besonders, wenn das Training online stattfindet. 😉

Zeichenkunst

Das ist eine so tolle Methode, die die Teilnehmer:innen so richtig schön aus ihren Komfortzonen kickt. Denn sie dürfen zeichnen und bekommen dafür ein A3-Blatt, das sie in vier gleich große Felder aufteilen. Am Flipchart haben die Trainer:innen ihnen das bereits einmal vorgemacht, was sie jetzt von ihnen erwarten.

  • Auf die Stifte, fertig? Los!
  • Oben: Name der Teilnehmer: in
  • Feld eins: Selbstportrait (Schulter aufwärts)
  • Feld zwei: Hobbys
  • Feld drei: Lieblingsort (Hängematte, Couch, Bank im Park, Baumhaus)
  • Feld vier: Bezug zum Thema, das Lernprojekt, die Erfahrung mit dem Thema

In den Felder eins bis drei muss gezeichnet werden,  der Name und die Inhalte im Feld vier darf geschrieben werden.

Erwachsene meinen von sich oft, er oder sie könne nicht malen, aber gerade weil sie es ja alle nicht können, können sie es ja alle machen. Die fertigen Kunstwerke werden aufgehängt und die Teilnehmer:innen stellen sich anhand ihrer Plakate vor.

Tipp: Trainer:innen, die ein schlechtes Namensgedächtnis haben, lassen die Plakate einfach hängen.

40 Fragen

Dies ist eine Kennenlernübung, die sehr schnell, sehr viel Energie in den Raum bringt. Die Anzahl der Fragen gleicht der Anzahl der Teilnehmer:innen – nehmen wir mal an, es sind 40, dann gibt es auch 40 Fragen. Diese werden von der Trainer:in vorbereitet und unter den Teilnehmer:innen verteilt werden.

Auf den Karten können ganz banale Fragen stehen, wie „Was isst du am liebsten?“ oder „Welche Superkraft hättest du gern?“ – wichtig ist, dass es W-Fragen sind.

Die Teilnehmer:innen stehen auf, suchen sich Gesprächspartner:innen und fragen sich gegenseitig ihre Fragen. Die Antworten sollten nicht nach einem Wort enden, sondern die Teilnehmer:innen sind gebeten, ein wenig auszuholen. Sind beide Fragen beantwortet, tauschen sie ihre Karten und heben die Hand als Zeichen, dass sie frei für das nächste Gespräch sind. Selbst wenn dieselben Personen sich wiedertreffen, werden sie andere Fragen füreinander haben. Und so kann das Spiel beliebig lang gespielt werden.

Emotion Cards

Diese Übung eignet sich gut, um Teilnehmer:innen emotional abzuholen. Dafür verteilt der/die Trainer:in Bildkarten auf dem Fußboden des Seminars. Die Teilnehmer:innen werden dann dazu aufgefordert, sich eine Karte auszuwählen und zwar danach, welche gerade in diesem Moment am besten zu ihr oder ihm passt. Wichtig ist, dass die Teilnehmer:innen genug Auswahl haben, also dass sie nicht etwas nehmen müssen, weil es übrig ist. 

Bilder wecken Emotionen. Wir verbinden sie mit Assoziationen und Erinnerungen. Und so unterstützen die Bildkarten dabei, dass den Teilnehmer:innen Worte einfallen, mit denen sie ihr Befinden beschreiben können. Je nachdem wie groß die Gruppe ist, besprechen sich die Teilnehmer:innen in Zweiergruppen oder in der Großgruppe, warum sie genau dieses Bild ausgesucht haben.

Variation: Sie können auch zwei Karten wählen lassen, eine zu der Frage: „Wie geht es mir jetzt?“ und eine zu „Was verbinde ich mit dem Seminarthema?“.

 

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