Anna beim Impulspiloten-Podcast: Kochen, Lernen und Trainingsdesign

Anna beim Impulspiloten-Podcast “Lernen ist eine geistige Liebesaffäre” – Heinz von Förster.
 
 
Dieses Zitat leitet mich durch mein Tun und ich habe es gleich zu Beginn meines Besuchs beim Podcast der Impulspiloten in den Raum gestellt.

Schon als Kind wurde bei mir die Faszination für Lernen geweckt – nicht zuletzt durch meine Mutter, die mich beim Kochen lernen begleitet und motiviert hat „als Lernermöglicherin“. Und das hat mich, wie sich später herausgestellt hat, sehr geprägt. Meine eigentliche Trainingsgeschichte begann aber in Tirol und Vorarlberg, wo ich in dieses spannende Thema eher zufällig hineingestolpert bin.

Im Podcast erfahren Sie auch, wie mich meine persönliche Lernerfahrung beim Kitesurfen für meine Trainings inspiriert hat und warum ich glaube, dass das Streben, ständig Neues auszuprobieren so wichtig für die persönliche und berufliche Entwicklung ist.

Darüber hinaus gibt es Tipps, wie Sie Trainings so gestalten, dass Teilnehmer:innen das Gelernte schnell in ihrem Alltag nutzen können oder auch wie Sie Ihr persönliches Lernprojekt erfolgreich starten können.

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Energiser im Training richtig einsetzen

Trainingsdesigner:innen aufgepasst! So setzen Sie Energiser im Training richtig ein

Lernen Sie in dieser Blog-Reihe meine Planungsmethode für Ihre Designs kennen, den „Navigator“. Dieses Mal schauen wir uns den Schritt „Energiser mit Sinn und Unsinn“ genauer an.

Gesamtprozess NavigatorTrainings im völligen Chaos designen und am Ende sogar noch was vergessen? Das muss nicht so sein! Ich liebe Struktur. Deshalb halte ich mich an meine selbst entwickelte Planungsmethode, den „Navigator“. Ich stelle Ihnen diese Methode in neun Blogbeiträgen vor.

Sollten Sie die ersten Blogs der Reihe verpasst haben, fangen Sie am besten dort an: Der Navigator.

Zur Erinnerung

Ein Training besteht, je nach verfügbarer Zeit, aus mindestens einem Modul. In der Regel stehen einem für ein Modul 90 Minuten zur Verfügung. Jedes Modul besteht aus vier Schritten „Fokus“, „Information“, „Erfahrung“ und „Transfer“. Also egal, ob am Tag vier Module oder nur eins trainiert werden, jedes Modul wird nach dem Schema FIET designt.

So werden müde Teilnehmer:innen wieder fit: Energiser

Ich denke, Sie kennen das von sich selbst: Nach einem üppigen Mittagessen wandert das Blut aus dem Kopf in den Bauch und mit einem ist nichts mehr anzufangen. Für Trainings ist das natürlich schlecht, gähnende Teilnehmer:innen die verträumt aus dem Fenster schauen, nehmen zu wenig Input auf. Aus diesem Grund haben sich Energiser als gängige Gegenmaßnahme für Müdigkeit in Trainings bewährt, man kennt sie auch unter den Namen Aktivierungsspiele, Aktivierungen, WUPs und Warm-Ups.

Auch wenn in vielen Trainer-Ausbildungen gelehrt wird, dass man nach dem Mittagessen zwingend einen Energiser machen muss, gehe ich bewusst davon ab. Denn vernünftiger ist es, Energiser zwischendurch einzubauen, wenn die Teilnehmenden wirklich müde sind. Oder man wählt die pfiffige Variante: mit dem Energiser leiten Sie elegant in das folgende Seminarthema über.

Weil ich oft und auch sehr gerne Trainingsteilnehmerin bin, weiß ich, wie abrupt oft der Wechsel vom Energiser zum Trainingsthema erlebt wird. Der Spaß endet und der anstrengende Ernst beginnt – sobald die Teilnehmer:innen wieder sitzen, scheinen sie oft genauso müde wie vorher. Einfach weil beides inhaltlich wenig bis nichts miteinander zu tun hat.

Wählen Sie Energiser also so aus, dass die Teilnehmer:innen sich bewegen, entweder physisch oder psychisch, und so, dass Sie über die Aktivierung ins nächste Thema überleiten können. Denn dann übernimmt der Energiser die Aufgabe des Schritts „Fokus“, und Aktivierung und Einstieg in das nächste Modul bilden eine sinnvolle Symbiose.

Energiser ohne Themenbezug – also mit Unsinn – haben aber auch ihre Daseinsberechtigung. Setzen Sie diese ein, wenn es Auflockerung und Spaß braucht. Doch wie bringt man Teilnehmende dazu, sich auf diese unsinnigen Aktivierungsübungen? Ich hole mir die Erlaubnis ab und fange an mit der Frage: „Ihr seht ein bisschen müde aus!?“ Nicken. „Sollen wir einen Energiser machen?“ Bedächtiges Hin- und Herwiegen des Kopfes. „Darfs etwas Doofes sein?“ Lächeln. „Darfs etwas richtige Doofes sein?“ Dann wird gelacht und die Teilnehmenden sind dabei.

Hinweis für Trainingsdesigner:innen: Schreiben Sie solche Varianten entweder an den Beginn oder ans Ende des Trainerhandbuchs und überlassen den Zeitpunkt des Einsatz den Trainer:innen.

Energiser-Methoden für Präsenztrainings

Müde Teilnehmer:innen werden wieder aufnahmefähig in 3-2-1-go!

Stäbchenlauf (Energiser mit Themenbezug)

Die Teilnehmer:innen stehen nebeneinander in einer Linie. Sie sind durch Holzstäbchen, die jeweils zwischen die Zeigefinger der Nebeneinanderstehenden gepresst sind, miteinander verbunden. Auf diese Weise sollen sie eine Strecke von A nach B überwinden. Sobald ein Stäbchen fällt, geht’s zurück auf Anfang.

Die Schwierigkeit kann durch den Austausch der Holzstäbchen mit Spagetti (No. 5) oder Zahnstochern erhöht werden.

Leiten Sie mit diesem Energiser beispielsweise zu folgenden Themen über: „Messen und Erheben von Daten“, „Fehlerkultur“, „Projektmanagement“, „Teamwork“, „Führung und Moderation“, „Problemlösung“.

Indiaca (Energiser mit Themenbezug)

Ein Indiaca ist ein Wurfspielgerät und die Trainer:innen zeigen vor, wie das Indiaca gespielt wird. Dann üben die Teilnehmer:innen, um sich daran zu gewöhnen. Als nächstes werden verschiedene Runden gemeinsam gespielt, beispielsweise:

  • Nur mit der dominanten/nicht-dominanten Hand spielen.
  • Mit nur einer Hand und/oder auf einem Bein stehend.
  • Gruppe nimmt sich eine Zielzahl vor, wie oft sie das Indiaca spielen wollen, ohne dass es zu Boden fällt.

Für beispielsweise folgende Themen kann dieser Energiser Sinn machen: Zielerreichung, Risikofreude, Umgang mit Fehlern, Kommunikation, Lernen, Veränderungsmanagement, nicht funktionierendes Multitasking.

Nasenkönig (Energiser ohne Themenbezug)

Bei der Ursprungsvariante des Nasenkönigs kleben sich die Teilnehmenden Röllchen aus Kreppband auf die Nase und klauen sich diese Röllchen. Bei der neuen Variante werden die Röllchen aus Kreppband auf Flipchartstifte geklebt.

Nun stellen sich immer zwei Teilnehmer:innen gegenüber und versuchen sich gegenseitig allein durch Berühren der Krepp-Klebeflächen das Röllchen vom Stift zu klauen. Wer gewinnt, sucht sich direkt eine:n neue:n Gegner:in, wer verliert, wird zum Fan und feuert die Person, gegen die sie verloren hat, lautstark (!) an.

Gewonnen hat die Person, die alle Röllchen erobern konnte.

Energiser-Methoden für Onlinetrainings

Wenn Bewegung ins Onlinemeeting kommen soll, dann man mit „Farbe auf Körperteil“ punkten. Ich fange an mit einer Farbe und einem Körperteil – „Gelb auf linke Schulter“ und die Teilnehmenden versuchen so schnell wie möglich etwas Gelbes, das irgendwo in ihrem Raum ist, an die linke Schulter zu halten. Dann benenne ich einen anderen Teilnehmenden, der weitermacht. Besonders beweglich wird das Ganze, wenn etwas an die Fuß gehalten und der wiederum in die Kamera gezeigt werden soll.

Mein allerliebster Online-Energiser? Bitten Sie die Teilnehmenden, nach der Pause mit dem Gegenstand zurückzukommen, der am längsten im Kühlschrank ist. Und dann darf jede:r das Ding zeigen und die eine oder andere launige Geschichte dazu erzählen.

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Lernen als Wissensreise – Learner’s Journey

[Dieser Artikel erschien erstmals im Magazin TRAiNiNG und darf nach freundlicher Genehmigung auch hier veröffentlicht werden.] Training Magazin

In der sich ständig verändernden Welt ist lebenslanges Lernen unerlässlich geworden. In diesem Artikel untersuchen wir die Phasen einer »Lernreise«, von der Erkenntnis der eigenen Wissenslücken bis hin zur erfolgreichen Umsetzung des Gelernten im Alltag.

In den letzten Jahren hat sich ein Trend zu längeren Aus- und Weiterbildungen entwickelt. Sowohl Personalentwicklungsabteilungen als auch die Lernenden selbst haben erkannt, dass kurzfristige Seminare und Workshops zwar hilfreich sein können, um einen Einblick in ein neues Thema zu bekommen, aber oft nicht ausreichen, um tiefgreifende Veränderungen im Verhalten oder im Erwerb neuer Fähigkeiten zu bewirken. Wer an einem zweitägigen Präsentationsseminar teilnimmt, wird vielleicht in Zukunft ein paar Kleinigkeiten anders machen, wird sich aber nicht vollständig zum ausgezeichneten Vortragenden wandeln. Die Metapher aus dem Sport liegt nahe. Erfolg und Fortschritt erfordern Regelmäßigkeit, Engagement und einen ganzheitlichen Ansatz, der verschiedene Aspekte des Lernens berücksichtigt. Genau wie im Fitnessstudio, wo für den Muskelaufbau nicht nur das Training, sondern auch die richtige Ernährung und das Verhalten an den Geräten wichtig sind, sollte auch in der Erwachsenenbildung ein umfassender Ansatz verfolgt werden.

Der Weg durch alle Stationen in einem Lernprozess wird auch als »Learner’s Journey« oder auf Deutsch als »Lernpfad« bezeichnet. Die Learner’s Journey oder der Lernpfad bezieht sich auf den gesamten Prozess des Lernens, von der Entdeckung der eigenen Interessen und Bedürfnisse bis hin zur Anwendung und Verbesserung der erworbenen Fähigkeiten. Der Begriff sollte nicht mit Learning Journeys verwechselt werden. Das ist eine »echte« Reise, z. B. eine Expeditionsreise in die Arktis. Vielleicht kennen Sie noch aus dem Studium den Begriff Customer Journey, der beschreibt, welche »Reise« ein Kunde mit einem Produkt bzw. einem Unternehmen unternimmt, bevor er es kauft. Bei der Learner’s Journey ist es genauso. Die Lernwilligen unterlaufen verschiedene Phasen, dazu aber später mehr.

Ein Lernpfad ist also der Prozess oder Weg, den eine Person zurücklegt, um neues Wissen, Fähigkeiten und Erfahrungen zu erwerben, sowohl innerhalb als auch außerhalb formeller Bildungseinrichtungen.

Für diesen Artikel hat TRAiNiNG mit drei Experten zu diesem Thema gesprochen. Zu Beginn wollten wir wissen, wie sie eine Learner’s Journey erklären würden.

Alois Widena (Partner bei VBC): »Stellen wir uns eine Person vor, die beschlossen hat, Fliegenfischen zu lernen. Dazu startet diese Person ihre Reise im Ort ›Fliegenfischenlernen‹, legt eine Lernstrecke zurück und kommt im Ort ›Flie- genfischenkönnen‹ an. Sie macht also eine Reise, die am Ende zum Fliegenfischen ›können‹ führt. Das ist für mich das Bild einer idealen Learner’s Journey.«

Anna Langheiter (Expertin für Trainingsdesign): »Eine Learner’s Journey ist eine grafische Darstellung, bei der alle Beteiligten, alle Detailschritte und der Zeitaufwand eines Lernprozesses vor, während und nach dem Training aufgezeigt werden. Meist wird bei der Learner’s Journey ›nur‹ die Reise für die Lernenden aufgezeigt, also die Schritte und Lerneinheiten, die zu durchlaufen sind. Es wird jedoch zu wenig Information über den tatsächlichen Zeitaufwand gegeben. Nur wenn die Lernenden wirklich wissen, was auf sie zukommt, können sie abschätzen, ob sie die (berufliche und persönliche) Kapazität für die Trainingsteilnahme haben. Oft wird auch vergessen, dass nicht nur die Lernenden, sondern auch Führungskräfte (die den Transfer unterstützen), Kollegen (die eventuell die Arbeit übernehmen) und das private Umfeld von der Trainingsteilnahme betroffen sind. Nicht zu vergessen sind die Zeiten, die für die Anwendung des Gelernten im Alltag notwendig sind. Denn Anwendung braucht manchmal mehrere (Fehl)Versuche, die auch ihren Platz haben müssen.«

Nikola Grill (Eigentümerin biz.talk Sprachtrainings): »Learner’s Journeys beschreiben den gesamten Weg eines Lernenden vom Entschluss, eine Fähigkeit zu erwerben, bis hin zum tatsächlichen Erreichen des persönlichen Lernziels. Für Fremdsprachenkurse in Unternehmen bedeutet dies, dass Mitarbeiter gezielt für ihren Job Sprachkenntnisse unter Einsatz aller gängigen Trainingsformate und -tools sowie unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse vermittelt bekommen. Diese wenden sie dann zwischen den Lernphasen in der sogenannten Transferphase auch gleich unmittelbar am Arbeitsplatz an. Dadurch entsteht ein Kreislauf zwischen Input und Praxis, der die neu erlernten Fähigkeiten nachhaltig festigt.«

Die Phasen der Learner’s Journey

Wie bei jeder Reise, gibt es auch bei einer Learner’s Journey verschiedene Etappen. Experten unterscheiden dabei in drei Stufen:

  • Vorbereitungsphase (Informieren über Lernziele, anstehende Schulungen, eventuell ein kleines Wissensquiz)
  • Lernphase (Wissenserwerb über verschiedene Kanäle und Methode)
  • Transferphase (Anwendung des neuen Wissens im Alltag)

Nikola Grill erzählt ein gutes Beispiel zum Aufbau von neuen Fremdsprachenkenntnissen: »Nehmen wir an, ein weltweit agierendes Unternehmen stellt eine neue Fachkraft am Empfang an. Diese beherrscht ihre Tätigkeiten in der Muttersprache mühelos, fühlt sich aber in der englischen Kommunikation noch nicht ganz sattelfest. Gemeinsam mit ihr werden in der Vorbereitungsphase Trainingsinhalte formuliert, die speziell für diesen Arbeitsplatz gelten, z. B. das Verbinden von Telefonaten, das Aufnehmen von Nachrichten, der Empfang von Besuchern etc. Der Trainingsplan wird in Etappen, die den Tätigkeiten der Fachkraft entsprechen, unterteilt. Nach jeder Etappe – also jeder Lernphase – geht die Fachkraft in die Transferphase, in der sie ihre neuen Kenntnisse direkt an der Rezeption anwendet. Dieser Aufbau erlaubt es ihr, in der Transferphase auftretende Fragen in der nächsten Lernphase zu klären. So werden die Sprachkenntnisse Schritt-für-Schritt aufgebaut und gefestigt.«

Worauf in den einzelnen Phasen geachtet werden soll, und wer jeweils miteingebunden werden sollte, weiß Anna Langheiter: »Wenn ich eine Learner’s Journey für Teilnehmer plane, kläre ich mit dem Auftraggeber, was mit dem Training erreicht werden soll. Nach dem Zusammenstellen der Inhalte teile ich diese in Lernmodule ein, die dann, je nachdem ob es eine Präsenz-, Blended oder rein digitale Lernstrecke werden soll, zeitlich verteilt werden. Die Learner’s Journey wird nun grafisch dargestellt, sodass leicht zu erkennen ist, ob es sich um Präsenz- oder digitale Module handelt. Im nächsten Schritt wird festgelegt, was von den Lernenden in der Vorbereitung, während des Trainings und vor allem im Transfer erwartet wird. Interessant wird es, wenn jetzt für jeden einzelnen dieser Schritte die Zeiten ergänzt werden: Von der Vorbereitungs- über die Präsenzzeit und über die Lern- zur Transferzeit. Gerade Letztere sollten von Beginn an eingeplant und terminiert werden. Gerne wird auch vergessen, dass es Stakeholder gibt, die zu berücksichtigen sind: Wie oft und wie genau wird die Führungskraft eingebunden, was sind die Auswirkungen auf die Kollegen, wer im Unternehmen kann noch Einfluss haben und lässt das private Umfeld eine längere Learner’s Journey zu? Am Ende des Designs wird nochmals geprüft, ob die Lernreise, so wie sie jetzt geplant ist, auch auf das gewünschte Unternehmensergebnis einzahlt.«

Alois Widena geht detaillierter auf die einzelnen Phasen ein: »Die Vorbereitungsphase hilft den Lernenden, Klarheit darüber zu bekommen, was sie auf ihrer Lernreise erwartet. Hier ein paar wichtige Punkte:

  • Welche Inhalte werden vermittelt?
  • Wie werden die Inhalte didaktisch in der Trainingsphase umgesetzt?
  • Wann passiert was?
  • Welche Interaktionen beinhaltet die Transferphase, die die Lernenden dabei unter- stützt, neue Kompetenzen aufzubauen und diese in der Praxis zu festigen?

Eine Trainingsphase ist dann wirkungsvoll, wenn über das Fliegenfischen gesprochen wird und danach tatsächlich auch das Fliegenfischen geübt wird. Die Lernenden profitieren am meisten, wenn eine gute Mischung aus Wissensvermittlung und Üben praktiziert wird. Trainings- und Transferphasen als Wechselspiel über die Zeit pushen Schritt für Schritt die Weiterentwicklung. Irgendwann endet das Wechselspiel und die Lernenden kommen in die von mir genannte TUN-Phase – das ist die Schlüsselphase. Haben die Lernenden in der Trainings- und Transferphase bereits Lernerfolge erzielt, dann werden sie auf den Geschmack des Erfolges gekommen sein und weiter im TUN bleiben. Mit dem ›Im-Tun-Bleiben‹ wird es ihnen gelingen, in die angestrebte, unbewusste Kompetenz zu kommen. Das Fliegenfischen wird somit eine hohe Eleganz und Fangerfolge mit sich bringen.«

Motivation hoch halten

Eine hohe Lernmotivation führt zu besserem Engagement, erhöhter Leistung und langfristigem Erfolg. Lernmotivation ist die innere oder äußere Antriebskraft, die uns dazu veranlasst, neue Informationen aufzunehmen, Fähigkeiten zu entwickeln und unser Verständnis für ein Thema zu vertiefen. Es gibt zwei Haupttypen von Motivation: intrinsische und extrinsische. Intrinsische Motivation entsteht aus dem inneren Wunsch, zu lernen, während extrinsische Motivation durch äußere Faktoren wie Belohnungen, Anerkennung oder Vermeidung von negativen Konsequenzen getrieben wird. Was können Trainer bzw. Trainingsdesigner nun tun, um die Motivation während der gesamten Journey hoch zu halten?

Nikola Grill gibt wieder ein praktisches Beispiel: »Das Gute beim Sprachentraining ist, dass Mitarbeiter unmittelbaren Praxisbezug haben und so die Relevanz der Lerninhalte schnell erkennen. Das steigert die Motivation ganz automatisch. Ebenso hilfreich ist die Möglichkeit, nach der Transferphase offen Punkte zu klären bzw. Situationen, die sich beim Anwenden der Fremdsprache ergeben haben, gezielt zu besprechen. Ein Beispiel: Die Rezeptionsfachkraft hat ihre Phrasen für englische Telefonate gut verinnerlicht. Sie funktionieren perfekt bei Gesprächen mit Muttersprachlern, bei Telefonaten mit Kunden aus nicht-englischsprachigen Ländern werden sie aber oft nicht verstanden, weil sie zu viele schwierige Vokabeln enthalten. Um es der Fachkraft zu ermöglichen, solche Situationen erfolgreich zu meistern, kann man in der nächsten Lernphase gemeinsam mit ihr eine eigene Phrasensammlung erstellen, die sprachlich natürlich richtig, aber vielleicht nicht ganz so ausgefeilt ist. Danach hat sie wie- der die Möglichkeit, diese Phrasen in der Transferphase zu testen und zu verinnerlichen.«

Alois Widena zählt einige wichtige Punkte auf: »Als Trainingsarchitekt von firmeninternen Trainings erachte ich, auszugsweise, folgende Stellschrauben für die Motivation als wertvoll:

  • Involvierung – Lernende sollen frühzeitig in die Ausbildungsmaßnahme integriert werden und Betroffene zu Beteiligte gemacht werden.
  • Inhaltliche Relevanz – Sind die Inhalte für die Lernenden relevant, sind sie der Wind in den Motivationssegeln zu den Lernzielen.
  • Zeit nehmen – Veränderung im Kompetenzaufbau braucht Zeit. Mit der Salamitaktik kann man Schritt für Schritt nachhaltig entwickeln.
  • Lernerfolg – Fortschritt und Lernerfolge sollen für die Lernenden mit individuellen Umsetzungsplänen sichtbar gemacht werden.
  • Lernbegleitung – Interaktionen mit z. B. einem persönlichen Lernbegleiter in die Transferphasen einbauen. Dies erzeugt einen Sog und lässt den Willen zum Dranbleiben wie einen Muskel stärker und stärker werden.«

Anna Langheiter: »Antworten auf folgende Fragen machen den Unterschied:

  • Ist die Frage nach dem Warum geklärt und auch dauerhaft wichtig?
  • Ist das Gelernte für die Teilnehmer und/oder das Unternehmen relevant
  • Ist für die Teilnehmer klar, was von ihnen erwartet wird?
  • Steht ausreichend Zeit zum Lernen und für den Transfer zur Verfügung?
  • Haben die Teilnehmer die Kapazitäten, das Gelernte umzusetzen?
  • Unterstützt die Führungskraft die Mitarbeiter?«

Fazit

Die Learner’s Journey ist ein Aspekt des persönlichen und beruflichen Wachstums. Wie wir in diesem Artikel gesehen haben, durchlaufen alle Lernenden eine Reihe von Phasen oder Etappen, von der Bewusstwerdung über das Erlernen neuer Fähigkeiten bis hin zur Umsetzung und Reflexion. Durch das Verständnis der individuellen Lernstile und -strategien können Trainer oder Trainingsdesigner auf die Bedürfnisse und Ziele jedes Einzelnen eingehen, um einen nachhaltigen und wirkungsvollen Lernfortschritt zu gewährleisten.

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Trainingstag beginnen: so gelingt’s!

Trainingsdesigner:innen aufgepasst! So sichern Sie den Transfer bei den Teilnehmer:innen  Trainingsmodul

Lernen Sie in dieser Blog-Reihe den „Navigator“, meine Planungsmethode für Ihre Designs, kennen. Dieses Mal schauen wir uns den Schritt „Training und Tag beginnen“ genauer an.

Trainingsdesign Navigator - den Trainingstag beginnenTrainings im völligen Chaos designen und am Ende sogar noch was vergessen? Das muss nicht so sein! Ich liebe Struktur. Deshalb halte ich mich an meine selbst entwickelte Planungsmethode, den „Navigator“. Ich stelle Ihnen diese Methode in neun Blogbeiträgen vor. Als Bonus enthält jeder Text Methoden für Präsenz- und Online-Trainings. Hört sich gut an? Dann los!

Sollten Sie die ersten Blogs der Reihe verpasst haben, fangen Sie am besten dort an: Der Navigator.

Zur Erinnerung

Ein Training besteht, je nach verfügbarer Zeit, aus mindestens einem Modul. In der Regel stehen einem für ein Modul 90 Minuten zur Verfügung. Jedes Modul besteht aus vier Schritten „Fokus“, „Information“, „Erfahrung“ und „Transfer“. Also egal, ob am Tag vier Module oder nur eins trainiert werden, jedes Modul wird nach dem Schema FIET designt. Das ist der innere Kreis des Navigators. 

Der äußere Kreis des Navigators umrahmt FIET und beinhaltet die Elemente „Training/Tag beginnen“, „Recap“, „Energiser“ und „Tag/Training beenden“.

Wie beginnen Sie einen Trainingstag/ein Training?

Eine schöne Frage, finden Sie nicht auch? Und gar nicht so trivial, denkt man länger als ein paar Sekunden darüber nach. Anfänge sind magisch, das dürfen wir Trainingsdesigner:innen uns nicht entgehen lassen. Für die Teilnehmer:innen macht es einen enormen Unterschied, wie Trainer:innen den Beginn des Trainings oder Tages gestalten.

Von den Trainer:innen Sandra Mareike Lang und Franz Hütter, die sich auf Gehirnforschung spezialisiert haben, können wir folgendes lernen. Sie schreiben in ihrem Buch Neurodidaktik für Trainer, dass gerade der soziale Aspekt in Lernsituationen nicht unterschätzt werden darf. Sie fanden heraus, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Trainer:innen und Teilnehmenden wie auch unter den Teilnehmenden signifikanten Einfluss auf den Lernerfolg hat. Je mehr Vertrauen aufgebaut werden konnte, desto mehr Lernerfolg.

Was bedeutet das für uns als Trainingsdesigner:innen? Es braucht genügend Zeit am Anfang, damit sich die Gruppe kennenlernen kann. Diese ist abhängig von der Gesamtdauer des Trainings – wenn es um eine Microsession geht, kann eine kurze Vorstellungsrunde reichen. Wenn aber klar ist, dass die Teilnehmer:innen über einen längeren Zeitraum miteinander zu tun haben werden, braucht es ein ausgiebigeres Kennenlernen für eine gute Zusammenarbeit.

Aber nicht nur das gegenseitige Kennenlernen gibt den Teilnehmer:innen Sicherheit. Ihnen zu sagen, was auf sie zukommen wird, was das mit ihnen zu tun hat und so viele Fragen wie möglich vorwegzunehmen, hilft ebenfalls ein soziales, vertrauensvolles Umfeld aufzubauen.

Training beginnen

Ein Trainingsbeginn muss ausführlicher geplant werden als der Start der nachfolgenden Trainingstage. Folgende Fragen gehen den Teilnehmer:innen in dieser Phase so gut wie immer durch den Kopf:

  • Was ist das Ziel des Trainings?
  • Was lerne ich?
  • Wann und wie lang ist Pause?
  • Hat die Trainerin/hat der Trainer was drauf?
  • Was ist mein Mehrwert?
  • Erhalte ich ein Zertifikat?

Auch Trainer:innen haben zu Beginn eines Trainings Fragen:

  • Was für Teilnehmer:innen kann ich erwarten?
  • Sind sie motiviert?
  • Habe ich an alles gedacht?
  • Bin ich gut genug vorbereitet?
  • Wie gewinne ich sie für das Thema?
  • Sind die Unterlagen vollständig?
  • Wurden alle Absprachen eingehalten?

Ihre Aufgabe als Trainingsdesigner:innen ist, die Fragen in Ihrem Design mitzudenken und im Handbuch zu dokumentieren. Geben Sie den Teilnehmer:innen ausreichend Zeit für ein soziales und inhaltliches Andocken.

Vom Ich zum Du zum Wir zum Thema

Damit Ihre Planung von Anfangssequenzen auch strukturiert (Sie wissen ja, ich LIEBE Struktur) und ohne, dass Sie was vergessen, abläuft, gebe ich Ihnen jetzt ein verlässliches Schema dafür an die Hand.

  • Vom Ich: Die Teilnehmer:innen stellen sich vor („Wer bin ich?“).
  • Zum Du: Die Teilnehmer:innen nehmen Kontakt zueinander auf („Wer bist du?“).
  • Zum Wir: Sie stellen Gemeinsamkeiten fest („Wer sind wir?“).
  • Zum Thema: Sie stellen ihre Verbindung zum Trainingsthema fest („Wie sind wir mit dem Lernthema verbunden?“).

Wenn die Trainer:innen Ihre Planung einhalten, schaffen sie eine Atmosphäre, in der sich die Teilnehmer:innen wohl- und wertgeschätzt fühlen. Perfekt zum Lernen.

Was muss ins Handbuch?

Beschreiben Sie im Handbuch den Ablauf eines Trainingsbeginns, indem Sie folgende Punkte durchgehen

  • Willkommen: Trainer:innen stellen sich und ihren Bezug zum Thema vor.
  • Kennenlernen: Vom Ich zum Du zum Wir.
  • Grundregeln: An welche Regeln möchte sich die Gruppe in der Zusammenarbeit halten?
  • Logistik: Wann fängt die Gruppe an, wann ist Schluss, wann ist Pause, gibt’s ein Fotoprotokoll und was zu essen?
  • Agenda: Grob vorstellen, was auf die Teilnehmenden zukommen wird.
  • Erwartungen: Gibt es bei den Teilnehmer:innen Erwartungen an das Training? Und hier ein Tipp: Ich stelle zuerst die Agenda vor und frage dann: „Basierend auf dieser Agenda, welche Erwartungen haben Sie?“

Die Erwartungsabfrage ist ein diffiziles Feld – die einen halten sie für unverzichtbar, die anderen machen lieber einen großen Bogen um sie. Sie macht nur dann Sinn, wenn Trainer:innen der Meinung sind, die meisten Erwartungen erfüllen zu können. Sollten Sie die Erwartungsabfrage ins Trainer:innenhandbuch aufnehmen, geben Sie den Trainer:innen auch Anweisungen dazu, wie diese mit möglichen Erwartungen umgehen sollten, nämlich folgendermaßen: Direkt klar äußern, was aufgenommen werden kann und was außerhalb des Themen- und Zeitrahmens liegt.

Tag beginnen

An den folgenden Trainingstagen werden die Teilnehmenden begrüßt und die Agenda wird vorgestellt. Der erste Punkt ist bei mir fast immer ein Recap – eine Wiederholung des Gelernten vom Vortag. Damit kann ich abschätzen, was die Teilnehmenden wissen und an welchen Stellen ich noch nachsteuern werde.

Ablauf

  • Willkommen
  • Rückblick
  • Agenda
  • Offene Fragen
  • Erwartungen: Sollte eine Erwartungsabfrage durchgeführt worden sein, dürfen Trainer:innen fragen, was davon bereits erfüllt wurde und ich lasse immer die Teilnehmenden abhaken. Denn die sind meist viel gnädiger und früher zufriedener als ich!
  • Logistik: Am letzten Trainingstag fahren die Teilnehmer:innen nach Hause – wie das Ganze von statten geht, lohnt sich zu Beginn des letzten Tages zu klären, damit die Teilnehmer:innen sich ganz auf die Module des letzten Tages konzentrieren können.

Training und Tag beginnen-Methoden für Präsenz- und Onlinetrainings

 Ja klar können Sie als Kennenlernspiel auch weiterhin einen Ball werfen, fangen und Namen nennen lassen. Sie können aber auch eine meiner drei Methoden ausprobieren – besonders, wenn das Training online stattfindet. 😉

Zeichenkunst

Das ist eine so tolle Methode, die die Teilnehmer:innen so richtig schön aus ihren Komfortzonen kickt. Denn sie dürfen zeichnen und bekommen dafür ein A3-Blatt, das sie in vier gleich große Felder aufteilen. Am Flipchart haben die Trainer:innen ihnen das bereits einmal vorgemacht, was sie jetzt von ihnen erwarten.

  • Auf die Stifte, fertig? Los!
  • Oben: Name der Teilnehmer: in
  • Feld eins: Selbstportrait (Schulter aufwärts)
  • Feld zwei: Hobbys
  • Feld drei: Lieblingsort (Hängematte, Couch, Bank im Park, Baumhaus)
  • Feld vier: Bezug zum Thema, das Lernprojekt, die Erfahrung mit dem Thema

In den Felder eins bis drei muss gezeichnet werden,  der Name und die Inhalte im Feld vier darf geschrieben werden.

Erwachsene meinen von sich oft, er oder sie könne nicht malen, aber gerade weil sie es ja alle nicht können, können sie es ja alle machen. Die fertigen Kunstwerke werden aufgehängt und die Teilnehmer:innen stellen sich anhand ihrer Plakate vor.

Tipp: Trainer:innen, die ein schlechtes Namensgedächtnis haben, lassen die Plakate einfach hängen.

40 Fragen

Dies ist eine Kennenlernübung, die sehr schnell, sehr viel Energie in den Raum bringt. Die Anzahl der Fragen gleicht der Anzahl der Teilnehmer:innen – nehmen wir mal an, es sind 40, dann gibt es auch 40 Fragen. Diese werden von der Trainer:in vorbereitet und unter den Teilnehmer:innen verteilt werden.

Auf den Karten können ganz banale Fragen stehen, wie „Was isst du am liebsten?“ oder „Welche Superkraft hättest du gern?“ – wichtig ist, dass es W-Fragen sind.

Die Teilnehmer:innen stehen auf, suchen sich Gesprächspartner:innen und fragen sich gegenseitig ihre Fragen. Die Antworten sollten nicht nach einem Wort enden, sondern die Teilnehmer:innen sind gebeten, ein wenig auszuholen. Sind beide Fragen beantwortet, tauschen sie ihre Karten und heben die Hand als Zeichen, dass sie frei für das nächste Gespräch sind. Selbst wenn dieselben Personen sich wiedertreffen, werden sie andere Fragen füreinander haben. Und so kann das Spiel beliebig lang gespielt werden.

Emotion Cards

Diese Übung eignet sich gut, um Teilnehmer:innen emotional abzuholen. Dafür verteilt der/die Trainer:in Bildkarten auf dem Fußboden des Seminars. Die Teilnehmer:innen werden dann dazu aufgefordert, sich eine Karte auszuwählen und zwar danach, welche gerade in diesem Moment am besten zu ihr oder ihm passt. Wichtig ist, dass die Teilnehmer:innen genug Auswahl haben, also dass sie nicht etwas nehmen müssen, weil es übrig ist. 

Bilder wecken Emotionen. Wir verbinden sie mit Assoziationen und Erinnerungen. Und so unterstützen die Bildkarten dabei, dass den Teilnehmer:innen Worte einfallen, mit denen sie ihr Befinden beschreiben können. Je nachdem wie groß die Gruppe ist, besprechen sich die Teilnehmer:innen in Zweiergruppen oder in der Großgruppe, warum sie genau dieses Bild ausgesucht haben.

Variation: Sie können auch zwei Karten wählen lassen, eine zu der Frage: „Wie geht es mir jetzt?“ und eine zu „Was verbinde ich mit dem Seminarthema?“.

 

Mehr Ideen zum Start eines Trainingstages finden Sie in meiner App, die unter TD Navi heruntergeladen oder unter td-navi.com verwendet werden kann.

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Transfer im Trainingsdesign – Navigator

Trainingsdesigner:innen aufgepasst! So sichern Sie den Transfer bei den Teilnehmer:innen  Trainingsmodul

Lernen Sie in dieser Blog-Reihe den „Navigator“, meine Planungsmethode für Ihre Designs, kennen. Dieses Mal schauen wir uns den Schritt „Transfer“ genauer an.

Transfer im TrainingsdesignTrainings im völligen Chaos designen und am Ende sogar noch was vergessen? Das muss nicht so sein! Ich liebe Struktur. Deshalb halte ich mich an meine selbst entwickelte Planungsmethode, den „Navigator“. Ich stelle Ihnen diese Methode in neun Blogbeiträgen vor. Als Bonus enthält jeder Text sechs Methoden, drei für Präsenztrainings und drei für Online-Trainings. Hört sich gut an? Dann los!

Sollten Sie die ersten Blogs der Reihe verpasst haben, fangen Sie am besten dort an: Der Navigator.

Zur Erinnerung

Ein Training besteht, je nach verfügbarer Zeit, aus mindestens einem Modul. In der Regel stehen einem für ein Modul 90 Minuten zur Verfügung. Jedes Modul besteht aus vier Schritten „Fokus“, „Information“, „Erfahrung“ und „Transfer“. Also egal, ob am Tag vier Module oder nur eins trainiert werden, jedes Modul wird nach dem Schema FIET designt.

Und jetzt: Transferieren wir Gelerntes in den Alltag

Auch beim Transfer an Ende eines Moduls nehmen wir einen Schritt nach dem anderen – deshalb hat auch dieser Schritt zwei Unterschritte, nämlich:

  • Transfer hier und jetzt
  • Transfer Zukunft

Transfer hier und jetzt

Gerade nachdem die Teilnehmer:innen erste Erfahrungen in der Anwendung gemacht haben, haben, haben sie oft dazu noch Fragen. Deshalb fällt unter den Schritt Erfahrung auch die Reflexion. Ist ja klar, denn erst beim Tun setzen die Teilnehmer:innen sich wirklich mit dem Gelernten auseinander und erkennen, wo sie noch Hilfe benötigen oder wo sie etwas nicht richtig verstanden haben.

Alles, was die Teilnehmenden über die Reflexion hinaus an Fragen haben, findet im Schritt Transfer hier und jetzt statt. So kann es sein, dass das Gelernte und dessen Anwendung für den Alltag einzelner Teilnehmer:innen nicht passt – sie können es in ihrem spezifischen Arbeitskontext, dem Prozess oder dem Projekt nicht einbringen. Darauf sollten Trainer:innen mit der Frage reagieren, was die Teilnehmer:innen hier und jetzt brauchen, damit auch sie das Gelernte anwenden können.

Denn: Eigentlich sollte das nicht vorkommen, schließlich haben Trainingsdesigner:innen im Idealfall ausführliches Wissen zur Trainingszielgruppe. Und doch gibt es immer wieder Teilnehmer:innen, bei denen „aber alles ganz anders ist“. Je mehr Trainer:innen an dieser Stelle beantworten können, desto besser gelingt der Transfer.

Als Trainingsdesigner:in …

… ist es Ihre Aufgabe die Trainer:innen auf diesen Fall vorzubereiten. Schaffen Sie den Trainer:innen an dieser Stelle Zeit, um alle aufkommenden Fragen beantworten zu können und unterstützen Sie, wo Sie können. Erzählen Sie, warum Sie sich gerade für diese Anwendung entschieden haben und geben Hinweise darauf, welche Alternativen Trainer:innen anbieten können.

Transfer Zukunft

Hier wird’s tricky, denn jetzt müssen Sie sich überlegen, wie der Transfer des Gelernten in den zukünftigen Alltag gestaltet werden kann. Folgende Fragen können Ihnen dabei behilflich sein:

  • Was werden die Teilnehmer:innen tatsächlich umsetzen?
  • Was kann unmittelbar, was eventuell erst später umgesetzt werden?

Wichtig:

Gerade der Schritt „Transfer Zukunft“ sollte am besten am Ende jedes Moduls  durchgeführt werden. Zusätzlich soll am Ende des Trainings noch ein Transferblock eingeplant werden, damit die Teilnehmenden den Transfer für die wenigen wichtigen Ideen detailliert planen können können.

Transfer-Methoden für Präsenztrainings

Im Folgenden stelle ich Ihnen drei kleine Methoden für Modulenden vor, mit denen Sie den Transfer des Gelernten in den Alltag der Teilnehmer:innen maßgeblich optimieren.

Fragen stellen

Klingt profan, ist aber äußerst wirkungsvoll: Trainingsdesigner:innen überlegen sich die Fragen, die die Trainer:innen am Ende eines Moduls stellen können. Die Anzahl wie auch die Tiefe der Fragen bestimmt über einen kurzen oder längeren Abschluss.

Geben Sie den Trainer:innen als Tipp mit, dass die Wirksamkeit dieser Methode sich signifikant erhöht, wenn die Antworten auch verschriftlicht werden. Als Trainer:in führe ich dann gerne die „schnelle Runde“ durch, bei der jeder Teilnehmende die beste Umsetzungsidee aus dem Modul nennt.

Beispiel-Fragen

  • Was haben Sie für sich persönlich gelernt?
  • Welche konkrete Idee nehmen Sie mit?
  • Was machen Sie nun anders?
  • Wann/wie/wo können Sie das Gelernte anwenden?
  • Inwieweit sind Sie am Umsetzungserfolg beteiligt?
  • Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus?

Aktionsplan

Wussten Sie, dass Sie die Anwendungswahrscheinlichkeit der Teilnehmer:innen wirkungsvoll erhöhen können?  Mit dieser Methode legen Sie dafür den Grundstein und der heißt: Planung. Aber richtig. Dafür müssen folgende Fragen beantwortet werden:

  • Was werde ich tun?
  • Wie genau werde ich es tun?
  • Bis wann werde ich es tun?
  • Wer wird mich dabei unterstützen?

Am Ende jedes Moduls schreiben die Teilnehmer:innen auf, was sie in der kommenden Zeit umsetzen werden. Zusätzlich können die Teilnehmer:innen sich noch eine Intention setzen. Das hilft ungemein.

„Kommende Woche werde ich ___ (was?) am ___ (Tag), um ___ (Zeit), ___ (Ort) ___ (wie?)“ Beispiel: „Kommende Woche werde ich an einer mindestens 20-minütigen sportlichen Aktivität am Mittwoch, um 19 Uhr, im Fitness-Studio teilnehmen“

Kommt diese Methode tatsächlich immer zum Ende eines Moduls zum Einsatz, braucht es zum Ende des kompletten Trainings nochmal einen zeitlichen Puffer, damit die Teilnehmer:innen ihre Listen nach Dringlichkeit und Wichtigkeit sortieren können. Wer alles sofort machen will, hört schneller auf, als er angefangen hat.

Ich packe meinen Koffer

Für diese Methode braucht es das Bild eines Koffers und nur zwei Fragen, die sich die Teilnehmer:innen stellen sollen:

  • Was nehme ich mit?
  • Was lasse ich da?

Diese Transfermethode eignet sich für das Ende eines Trainings, denn sie macht den Teilnehmer:innen nochmal bewusst, was sie aus dem Seminar mitnehmen und was sie dalassen wollen. Beides beantworten sie schriftlich auf einem Extrablatt und nehmen es sich zur Erinnerung mit. Diese schnelle Übung macht klar, dass Umlernen möglich ist und Verlernen sogar gewünscht sein kann.

Transfer-Methoden für Onlinetrainings

Tja, ich habe herausgefunden, dass meine Methoden, die sich im Präsenztraining auch Online wunderbar funktionieren. Es braucht nur die Klarheit, wann wo welche Erkenntnisse zu notieren sind und wie die Teilnehmenden für die große Transferplanung am Ende des Trainings darauf zugreifen können.

In einem Training, das über das Miroboard abgewickelt wurde, habe ich ein Pflanzen- und Samenblatt zur Verfügung gestellt. Am Ende jedes Moduls sammelte jede Teilnehmer:in Pflanzen („Was kann ich sofort umsetzen?“) und Samen („Was ist eine coole Idee, hat aber derzeit keinen Platz?“). Am Ende des Training erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, aus allen Ideen des 6-tägigen Trainings die besten auszusuchen und in die Umsetzung zu bringen.

 

Mehr Transferideen finden Sie in meiner App, die unter TD Navi heruntergeladen oder unter td-navi.com verwendet werden kann.

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