Trainingsdesigner:innen aufgepasst! So sichern Sie den Transfer bei den Teilnehmer:innen  Trainingsmodul

Lernen Sie in dieser Blog-Reihe den „Navigator“, meine Planungsmethode für Ihre Designs, kennen. Dieses Mal schauen wir uns den Schritt „Training und Tag beginnen“ genauer an.

Trainingsdesign Navigator - den Trainingstag beginnenTrainings im völligen Chaos designen und am Ende sogar noch was vergessen? Das muss nicht so sein! Ich liebe Struktur. Deshalb halte ich mich an meine selbst entwickelte Planungsmethode, den „Navigator“. Ich stelle Ihnen diese Methode in neun Blogbeiträgen vor. Als Bonus enthält jeder Text Methoden für Präsenz- und Online-Trainings. Hört sich gut an? Dann los!

Sollten Sie die ersten Blogs der Reihe verpasst haben, fangen Sie am besten dort an: Der Navigator.

Zur Erinnerung

Ein Training besteht, je nach verfügbarer Zeit, aus mindestens einem Modul. In der Regel stehen einem für ein Modul 90 Minuten zur Verfügung. Jedes Modul besteht aus vier Schritten „Fokus“, „Information“, „Erfahrung“ und „Transfer“. Also egal, ob am Tag vier Module oder nur eins trainiert werden, jedes Modul wird nach dem Schema FIET designt. Das ist der innere Kreis des Navigators. 

Der äußere Kreis des Navigators umrahmt FIET und beinhaltet die Elemente „Training/Tag beginnen“, „Recap“, „Energiser“ und „Tag/Training beenden“.

Wie beginnen Sie einen Trainingstag/ein Training?

Eine schöne Frage, finden Sie nicht auch? Und gar nicht so trivial, denkt man länger als ein paar Sekunden darüber nach. Anfänge sind magisch, das dürfen wir Trainingsdesigner:innen uns nicht entgehen lassen. Für die Teilnehmer:innen macht es einen enormen Unterschied, wie Trainer:innen den Beginn des Trainings oder Tages gestalten.

Von den Trainer:innen Sandra Mareike Lang und Franz Hütter, die sich auf Gehirnforschung spezialisiert haben, können wir folgendes lernen. Sie schreiben in ihrem Buch Neurodidaktik für Trainer, dass gerade der soziale Aspekt in Lernsituationen nicht unterschätzt werden darf. Sie fanden heraus, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Trainer:innen und Teilnehmenden wie auch unter den Teilnehmenden signifikanten Einfluss auf den Lernerfolg hat. Je mehr Vertrauen aufgebaut werden konnte, desto mehr Lernerfolg.

Was bedeutet das für uns als Trainingsdesigner:innen? Es braucht genügend Zeit am Anfang, damit sich die Gruppe kennenlernen kann. Diese ist abhängig von der Gesamtdauer des Trainings – wenn es um eine Microsession geht, kann eine kurze Vorstellungsrunde reichen. Wenn aber klar ist, dass die Teilnehmer:innen über einen längeren Zeitraum miteinander zu tun haben werden, braucht es ein ausgiebigeres Kennenlernen für eine gute Zusammenarbeit.

Aber nicht nur das gegenseitige Kennenlernen gibt den Teilnehmer:innen Sicherheit. Ihnen zu sagen, was auf sie zukommen wird, was das mit ihnen zu tun hat und so viele Fragen wie möglich vorwegzunehmen, hilft ebenfalls ein soziales, vertrauensvolles Umfeld aufzubauen.

Training beginnen

Ein Trainingsbeginn muss ausführlicher geplant werden als der Start der nachfolgenden Trainingstage. Folgende Fragen gehen den Teilnehmer:innen in dieser Phase so gut wie immer durch den Kopf:

  • Was ist das Ziel des Trainings?
  • Was lerne ich?
  • Wann und wie lang ist Pause?
  • Hat die Trainerin/hat der Trainer was drauf?
  • Was ist mein Mehrwert?
  • Erhalte ich ein Zertifikat?

Auch Trainer:innen haben zu Beginn eines Trainings Fragen:

  • Was für Teilnehmer:innen kann ich erwarten?
  • Sind sie motiviert?
  • Habe ich an alles gedacht?
  • Bin ich gut genug vorbereitet?
  • Wie gewinne ich sie für das Thema?
  • Sind die Unterlagen vollständig?
  • Wurden alle Absprachen eingehalten?

Ihre Aufgabe als Trainingsdesigner:innen ist, die Fragen in Ihrem Design mitzudenken und im Handbuch zu dokumentieren. Geben Sie den Teilnehmer:innen ausreichend Zeit für ein soziales und inhaltliches Andocken.

Vom Ich zum Du zum Wir zum Thema

Damit Ihre Planung von Anfangssequenzen auch strukturiert (Sie wissen ja, ich LIEBE Struktur) und ohne, dass Sie was vergessen, abläuft, gebe ich Ihnen jetzt ein verlässliches Schema dafür an die Hand.

  • Vom Ich: Die Teilnehmer:innen stellen sich vor („Wer bin ich?“).
  • Zum Du: Die Teilnehmer:innen nehmen Kontakt zueinander auf („Wer bist du?“).
  • Zum Wir: Sie stellen Gemeinsamkeiten fest („Wer sind wir?“).
  • Zum Thema: Sie stellen ihre Verbindung zum Trainingsthema fest („Wie sind wir mit dem Lernthema verbunden?“).

Wenn die Trainer:innen Ihre Planung einhalten, schaffen sie eine Atmosphäre, in der sich die Teilnehmer:innen wohl- und wertgeschätzt fühlen. Perfekt zum Lernen.

Was muss ins Handbuch?

Beschreiben Sie im Handbuch den Ablauf eines Trainingsbeginns, indem Sie folgende Punkte durchgehen

  • Willkommen: Trainer:innen stellen sich und ihren Bezug zum Thema vor.
  • Kennenlernen: Vom Ich zum Du zum Wir.
  • Grundregeln: An welche Regeln möchte sich die Gruppe in der Zusammenarbeit halten?
  • Logistik: Wann fängt die Gruppe an, wann ist Schluss, wann ist Pause, gibt’s ein Fotoprotokoll und was zu essen?
  • Agenda: Grob vorstellen, was auf die Teilnehmenden zukommen wird.
  • Erwartungen: Gibt es bei den Teilnehmer:innen Erwartungen an das Training? Und hier ein Tipp: Ich stelle zuerst die Agenda vor und frage dann: „Basierend auf dieser Agenda, welche Erwartungen haben Sie?“

Die Erwartungsabfrage ist ein diffiziles Feld – die einen halten sie für unverzichtbar, die anderen machen lieber einen großen Bogen um sie. Sie macht nur dann Sinn, wenn Trainer:innen der Meinung sind, die meisten Erwartungen erfüllen zu können. Sollten Sie die Erwartungsabfrage ins Trainer:innenhandbuch aufnehmen, geben Sie den Trainer:innen auch Anweisungen dazu, wie diese mit möglichen Erwartungen umgehen sollten, nämlich folgendermaßen: Direkt klar äußern, was aufgenommen werden kann und was außerhalb des Themen- und Zeitrahmens liegt.

Tag beginnen

An den folgenden Trainingstagen werden die Teilnehmenden begrüßt und die Agenda wird vorgestellt. Der erste Punkt ist bei mir fast immer ein Recap – eine Wiederholung des Gelernten vom Vortag. Damit kann ich abschätzen, was die Teilnehmenden wissen und an welchen Stellen ich noch nachsteuern werde.

Ablauf

  • Willkommen
  • Rückblick
  • Agenda
  • Offene Fragen
  • Erwartungen: Sollte eine Erwartungsabfrage durchgeführt worden sein, dürfen Trainer:innen fragen, was davon bereits erfüllt wurde und ich lasse immer die Teilnehmenden abhaken. Denn die sind meist viel gnädiger und früher zufriedener als ich!
  • Logistik: Am letzten Trainingstag fahren die Teilnehmer:innen nach Hause – wie das Ganze von statten geht, lohnt sich zu Beginn des letzten Tages zu klären, damit die Teilnehmer:innen sich ganz auf die Module des letzten Tages konzentrieren können.

Training und Tag beginnen-Methoden für Präsenz- und Onlinetrainings

 Ja klar können Sie als Kennenlernspiel auch weiterhin einen Ball werfen, fangen und Namen nennen lassen. Sie können aber auch eine meiner drei Methoden ausprobieren – besonders, wenn das Training online stattfindet. 😉

Zeichenkunst

Das ist eine so tolle Methode, die die Teilnehmer:innen so richtig schön aus ihren Komfortzonen kickt. Denn sie dürfen zeichnen und bekommen dafür ein A3-Blatt, das sie in vier gleich große Felder aufteilen. Am Flipchart haben die Trainer:innen ihnen das bereits einmal vorgemacht, was sie jetzt von ihnen erwarten.

  • Auf die Stifte, fertig? Los!
  • Oben: Name der Teilnehmer: in
  • Feld eins: Selbstportrait (Schulter aufwärts)
  • Feld zwei: Hobbys
  • Feld drei: Lieblingsort (Hängematte, Couch, Bank im Park, Baumhaus)
  • Feld vier: Bezug zum Thema, das Lernprojekt, die Erfahrung mit dem Thema

In den Felder eins bis drei muss gezeichnet werden,  der Name und die Inhalte im Feld vier darf geschrieben werden.

Erwachsene meinen von sich oft, er oder sie könne nicht malen, aber gerade weil sie es ja alle nicht können, können sie es ja alle machen. Die fertigen Kunstwerke werden aufgehängt und die Teilnehmer:innen stellen sich anhand ihrer Plakate vor.

Tipp: Trainer:innen, die ein schlechtes Namensgedächtnis haben, lassen die Plakate einfach hängen.

40 Fragen

Dies ist eine Kennenlernübung, die sehr schnell, sehr viel Energie in den Raum bringt. Die Anzahl der Fragen gleicht der Anzahl der Teilnehmer:innen – nehmen wir mal an, es sind 40, dann gibt es auch 40 Fragen. Diese werden von der Trainer:in vorbereitet und unter den Teilnehmer:innen verteilt werden.

Auf den Karten können ganz banale Fragen stehen, wie „Was isst du am liebsten?“ oder „Welche Superkraft hättest du gern?“ – wichtig ist, dass es W-Fragen sind.

Die Teilnehmer:innen stehen auf, suchen sich Gesprächspartner:innen und fragen sich gegenseitig ihre Fragen. Die Antworten sollten nicht nach einem Wort enden, sondern die Teilnehmer:innen sind gebeten, ein wenig auszuholen. Sind beide Fragen beantwortet, tauschen sie ihre Karten und heben die Hand als Zeichen, dass sie frei für das nächste Gespräch sind. Selbst wenn dieselben Personen sich wiedertreffen, werden sie andere Fragen füreinander haben. Und so kann das Spiel beliebig lang gespielt werden.

Emotion Cards

Diese Übung eignet sich gut, um Teilnehmer:innen emotional abzuholen. Dafür verteilt der/die Trainer:in Bildkarten auf dem Fußboden des Seminars. Die Teilnehmer:innen werden dann dazu aufgefordert, sich eine Karte auszuwählen und zwar danach, welche gerade in diesem Moment am besten zu ihr oder ihm passt. Wichtig ist, dass die Teilnehmer:innen genug Auswahl haben, also dass sie nicht etwas nehmen müssen, weil es übrig ist. 

Bilder wecken Emotionen. Wir verbinden sie mit Assoziationen und Erinnerungen. Und so unterstützen die Bildkarten dabei, dass den Teilnehmer:innen Worte einfallen, mit denen sie ihr Befinden beschreiben können. Je nachdem wie groß die Gruppe ist, besprechen sich die Teilnehmer:innen in Zweiergruppen oder in der Großgruppe, warum sie genau dieses Bild ausgesucht haben.

Variation: Sie können auch zwei Karten wählen lassen, eine zu der Frage: „Wie geht es mir jetzt?“ und eine zu „Was verbinde ich mit dem Seminarthema?“.

 

Mehr Ideen zum Start eines Trainingstages finden Sie in meiner App, die unter TD Navi heruntergeladen oder unter td-navi.com verwendet werden kann.

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