Trainingsdesigner:innen aufgepasst! So gestallten Sie Recaps und Wiederholungen für Ihre Trainings

Lernen Sie in dieser Blog-Reihe den „Navigator“, meine Planungsmethode für Ihre Designs, kennen. Dieses Mal schauen wir uns den Schritt „Recaps oder Wiederholungen“ genauer an.

Wiederholungen und RecapsTrainings im völligen Chaos designen und am Ende sogar noch was vergessen? Das muss nicht so sein! Ich liebe Struktur. Deshalb halte ich mich an meine selbst entwickelte Planungsmethode, den „Navigator“. Ich stelle Ihnen diese Methode in neun Blogbeiträgen vor. Als Bonus enthält jeder Text Methoden, mit denen Trainings interaktiver werden. Hört sich gut an? Dann los!

Sollten Sie die ersten Blogs der Reihe verpasst haben, fangen Sie am besten dort an: Der Navigator.

Zur Erinnerung

Ein Training besteht, je nach verfügbarer Zeit, aus mindestens einem Modul. In der Regel stehen einem für ein Modul 90 Minuten zur Verfügung. Jedes Modul besteht aus vier Schritten „Fokus“, „Information“, „Erfahrung“ und „Transfer“. Also egal, ob am Tag vier Module oder nur eins trainiert werden, jedes Modul wird nach dem Schema FIET designt. Das ist der innere Kreis des Navigators.

Der äußere Kreis des Navigators umrahmt FIET und beinhaltet die Elemente „Training/Tag beginnen“, „Recap“, „Energiser“ und „Tag/Training beenden“ umrahmt.

Lernen braucht Wiederholung: Recaps

Jetzt denken Sie vielleicht: „Wenn ich mich am Herd verbrannt habe, habe ich gelernt, dass er heiß ist – da braucht’s keine Wiederholung“. Ausnahmen meiner These „Lernen braucht Wiederholung“ bilden also intensive Gefühle während einer Erfahrung. Dagegen ist es unmöglich eine Fremdsprache nach dem erstmaligen Versuch zu lernen. Es braucht Übung und je lebendiger, aktiver und emotionaler diese ist, desto mehr Lernerfolg ernten wir. Nur durch ständiges Wiederholen knüpft unser Gehirn neue Verbindungen, um dieses Wissen abrufbar zu machen. Und nur, wenn diese Verbindungen immer wieder genutzt werden, verschwindet das Wissen nicht direkt wieder in der hintersten Ecke, woher es mühsam hervorgekramt werden muss.

Sie können sich das vorstellen, wie wenn Sie einen zugewucherten Weg nehmen. Beim ersten Mal müssen Sie sich durchs Dickicht schlagen, es ist mühsam, es kostet Kraft. Doch je öfter Sie den Weg gehen, desto wahrscheinlicher entsteht ein Trampelpfad.

Und statt stumpf zu wiederholen, braucht es smarte Wiederholung. Dave Meier drückte es folgendermaßen aus (frei übersetzt): „Ich wiederhole nicht, ich verwende unterschiedliche Methoden für den gleichen Inhalt“.  Es geht also um vielfältige Wiederholung, die Spaß machen und alle Sinneskanäle ansprechen soll. Umso aktiver die Auseinandersetzung erfolgt, desto besser bleibt das Wissen auch hängen.

Das weiß ich schon? Wow!

Recaps zu nutzen hat den Vorteil der Lernerfolgskontrolle. Teilnehmer:innen erleben, was sie schon können – das spornt an, weiterzumachen. Sie erleben ebenfalls, was noch nicht verstanden wurde und können jetzt gezielt Fragen stellen. Die gemeinsame Wiederholung bringt die Teilnehmenden in Kontakt und in Bewegung, während sie neue Perspektiven zum Lernstoff entwickeln. Im gemeinsamen Austausch festigt sich ihr Wissen.

Das wissen die schon? Wow!

Natürlich profitieren auch die Trainer:innen davon, denn sie sehen direkt, was die Teilnehmer:innen verstanden haben und was nicht, was sie schon können, wo sie Hilfe brauchen, welche Fragen noch ungeklärt sind. Somit ist es auch eine Erfolgskontrolle für Ihre Lehre.

Aber das ist noch nicht alles: Recaps können ebenfalls dazu genutzt werden, das nächste Modul einzuleiten, indem das wiederholt wird, was für den nächsten Schritt gebraucht wird. Sie sehen also: Recaps sind wahre Alleskönner, die auf keinen Fall in Ihrem Design fehlen dürfen.

Welchen Anforderungen müssen Recaps und Wiederhlungen genügen?

Es gibt unterschiedliche Kategorien, nach denen Sie Ihre Recaps aussuchen können:

  • Vorbereitungsaufwand: Was brauchen die Trainer:innen an Zeit und Material für die Vorbereitung?
  • Aktivität: Sollten die Teilnehmer:innen sitzen oder sich bewegen? Oder auch: Wie hoch ist das Energielevel der Gruppe und was braucht sie jetzt?
  • Zeit: Wie viel Zeit darf die Wiederholung in Anspruch nehmen?
  • Tiefgang: Reicht es, an der Oberfläche zu bleiben oder braucht es das tiefe Eintauchen ins Thema? Das hat damit zu tun, wie anspruchsvoll das zu wiederholende Thema war, dementsprechend kann ein kurzes, schnelles oder eben ein ausführliches, längeres Recap passend sein.
  • Zeit und Tiefgang: Die Recaps können von den Trainer:innen vorbereitet werden, aber wenn die Teilnehmer:innen sich diese selbst erarbeiten, werden mehr Sinne angesprochen, ergo: Das Wissen bliebt besser hängen. Das braucht allerdings Zeit, die nicht immer zur Verfügung steht.
  • Transfer: Recaps sind eine wunderbare Möglichkeit, den Transfer des Gelernten in den zukünftigen Alltag der Teilnehmer:innen vorzubereiten. Schreiben Sie dazu einfach eine Aufgabe wie diese in die Übungsanleitung: „Nennen Sie drei Anwendungsmöglichkeiten im beruflichen Alltag für die nächsten drei Monate“.
  • Wettbewerb: Ist die Zielgruppe des Trainings wettbewerbsorientiert, es macht ihnen also Spaß, in Konkurrenz zu sein und motiviert sie im positiven Sinne? Oder ist das Gegenteil der Fall und Wettbewerb wäre nicht zieldienlich für das, was zu diesem Zeitpunkt des Trainings gebraucht wird?

Nutzen Sie diese Kategorien, um Ihre Recaps so auszuwählen, dass sie den Lernprozess der Teilnehmer:innen so gut wie möglich unterstützen.

Recaps-Methoden für Ihre Trainings

Wiederholung mit Pfiff gefällig? Kommt sofort!

Twitter

„Verzeih mir, dass ich einen langen Brief schreibe, ich hatte keine Zeit, einen kurzen zu schreiben“. Dieses Zitat stammt von J. W. v. Goethe, der schon damals wusste, dass das Verdichten von Informationen schwerer ist, als sie in ewiger Breite dazulegen. Das machen wir uns mit dieser Methode zu nutze. Die Teilnehmer:innen finden sich dafür in Zweier- oder Dreiergruppen zusammen, deren Ziel es ist, das Gelernte mit maximal 140 Zeichen wiederzugeben. Ihre Tweets schreiben sie für alle sichtbar auf ein Flipchart oder ein Online-Whiteboard.

Die Trainer:in bringt die Themen ein, zu denen in Tweet geschrieben werden soll, wobei jedes Team ein anderes Thema vorbereitet. Wer tiefer einsteigen will, lässt die Teilnehmenden reihum wechseln und die Tweets der anderen kommentieren.

Hallo Pablo

Nutzen Sie diese Methode, wenn wenig Zeit zur Verfügung steht und es inhaltlich nicht zu sehr in die Tiefe gehen muss. Hat sich außerdem eine Führungskraft angekündigt, mal vorbeischauen zu wollen? Perfekt! Aber auch wenn nicht, können Sie diese Methode verwenden.

Die Führungskraft setzt sich für die Methode auf einen freien Platz. Alternativ kann dort ein:e Teilnehmer:in sitzen, der/die später zum Training dazugekommen ist oder einfach ein Stofftier. Nun erzählen die Teilnehmer:innen nacheinander, was im Training passiert ist. Dabei beginnen sie immer mit: „Hallo Pablo, wärst du gestern hier gewesen, dann hättest du gelernt …“

Was die Teilnehmer:innen dann nennen, ist ganz ihnen überlassen, sie sollten aber alle drankommen und eben das nennen, was ihnen wichtig erscheint.

Quiz

Diese Methode können Sie anwenden, wenn die Gruppe wettbewerbsorientiert ist, den Wettbewerbscharakter kann man aber auch weglassen. Die Teilnehmer:innen finden sich in Zweier- oder Dreiergruppen zusammen und gehen das zu wiederholende Thema nochmal genau durch, um Quizfragen für die anderen Gruppen zu erstellen. Es sollte eine leichte, eine mittelschwere und eine schwere Frage geben – alle drei sollten von der Gruppe selbst beantwortet werden können.

Sind die Quizfragen fertig, spielen die Gruppen diese durch, jetzt kann es um Gewinnen oder Verlieren gehen oder einfach darum, gemeinsam die richtigen Antworten zu finden und zusammen zu reflektieren. Sind die Fragen zu einfach, kann die Trainer:in jederzeit Bonusfragen stellen, die genau den gewünschten Tiefgang haben.

Diese Methode eignet sich für gründliche Wiederholungen, denn die Teilnehmer:innen wiederholen den Inhalt zweimal. Einmal, wenn sie die Fragen zusammenstellen und einmal bei der Durchführung des Quiz. Tipp: Für den Bewegungsfaktor kann ein Stuhl in die Mitte des Raums gestellt werden. Nur wer auf diesem Platz nimmt, darf die Frage beantworten.

 

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