Wenn aus verrückten Ideen „ausgezeichnete“ Projekte werden
Der TD Navi ist eine App für Trainer:innen und Trainingsdesigner:innen, die kreatives und interaktives Training mit vielen unterschiedlichen Methoden anbieten wollen.
Die Idee und die ersten Anfänge
Am Vorabend des Urlaubs verließ ich das Arbeitszimmer und sagte zu meinem Sohn: „Du, ich habe da so eine Idee für eine App.“ Und er antwortete: „Erzähl mir mehr.“ Und so skizzierte ich ihm auf ein Blatt Papier, was ich mir für meine Kund:innen und mich wünschte: eine Methoden-App für Trainer:innen, die diese jederzeit, einfach und überall verwenden können.
Und weil mein Sohn im Strandurlaub sand- und sonnentechnisch überfordert und geistig unterfordert war, starteten wir eines der agilsten Software-Entwicklungsprojekte. Wenn ich abends ins Quartier kam, war der nächste Entwurf fertig, es wurde diskutiert und adaptiert. Und so war nach einer Woche Urlaub die App in den Grundzügen fertig. Das Basteln an den Details, das zur Verfügung stellen auch auf IOS, das Befüllen der App mit Methoden und die eine oder andere Änderung haben dann doch noch einige Zeit in Anspruch genommen.
Methoden jederzeit, einfach und überall zur Verfügung haben, war meine Idee: denn wie oft braucht man Ideen und die guten Bücher sind daheim im Schrank? Dazu hatte ich eine nicht unbedeutende Zielgruppe im Kopf: Trainer:innen, vor allem aber Fachexpert:innen, die nur gelegentlich trainieren und dann eine Erinnerung benötigen, wie die Methode genau funktioniert, die sie in einer Trainerausbildung gelernt hatten.
Verleihung des Sonderpreises des Europäischen Trainingspreises
Beifall, sogar Standing Ovations, als ich in feierlicher Atmosphäre Ende April eine Eule entgegen nahm, den Europäischen Trainingspreis 2023 des Berufsverbands für Training, Beratung und Coaching (BDVT). Prämiert wurde ich jedoch nicht in einer der vier diesjährigen Kategorien, sondern in einer eigenen: der Sonderpreiskategorie „Community Work“.
Bevor er mich als Preisträgerin auf die Bühne bat, richtete sich Tom Blank, Vizepräsident des Verbands und Verantwortlicher für den Preis, ans Publikum:
„Bei der Durchsicht der Konzepte ist uns ein Konzept aufgefallen. Es ist in unserer Branche nicht gerade üblich, dass Trainer und Berater ihren Koffer aufmachen, etwas aufbereiten und es dann der Community schenken. Aber ein solches Konzept ist eingereicht worden. Und wir fanden es ausgezeichnet und haben darüber gesprochen, weil es ein Geschenk ist. Ein Geschenk an Kolleginnen und Kollegen, die es sich vielleicht nicht leisten können, irgendwelche Bücher oder andere Sachen zu kaufen und dafür Geld auszugeben. Vielleicht auch an junge KollegInnen und Kollegen, die noch gar nicht viel Erfahrung haben und gar nicht so einen Schatz haben. Dafür gibt es jetzt eine App und diese App wollen wir gerne ehren, denn es ist ein Konzept mit großem Altruismus.
Die App, die Anna mit ihrem Sohn David entwickelt hat, ist als App frei verfügbar, die kann sich jeder runterladen. Da sind über 100 Methoden drin, die man als Trainer:in in unterschiedlichen Phasen einsetzen kann. Man sucht sich eine Phase aus, man sucht sich einen Bereich aus, man klickt drauf, man sucht sich die Methode aus, und schaut, wieviel Zeit braucht das ungefähr. Und das ist wunderbar. Und deshalb haben wir uns entschieden, diesem Sonderpreis einen bestimmten Namen zu geben, weil du Gutes tust: es ist der Sonderpreis für Community work! Herzlichen Glückwunsch.“
Hier geht’s zum Bericht des BDVT.
Wer sonst noch gewonnen hat, findet sich auf der Wall of Fame.
Die App TD Navi und die 8 Elemente des Navigators
Der TD Navi ist aufgebaut wie der Navigator, das von mir entwickelte Tool aus 8 Elementen für das Design jedes Trainings. Er bietet auf die Trainingsphasen zugeschnittene Einsatzmöglichkeiten für Trainer:innen und Trainingsdesigner:innen in der Konzeption und Durchführung für Online- und Präsenztrainings.
Die Schritte lauten folgendermaßen:
- Fokus
- Information
- Erfahrung
- Transfer
- Training/Tag beginnen
- Recap
- Energiser
- Training/Tag beenden
Die orangen Schritte bilden den inneren Kreis des Navigators, die blauen den äußeren. Jeder dieser Schritte hat nur ein einziges Ziel: Dass die Teilnehmenden die Inhalte des Trainings verstehen, üben und nach dem Training anwenden können.
Gehen wir die Schritte kurz durch, damit Sie wissen, was damit gemeint ist. Zu jedem dieser Elemente gibt es Blogbeiträge auf meiner Homepage.
Der innere Kreis des Navigators
Ein Training besteht, je nach verfügbarer Zeit, aus mindestens einem Modul. In der Regel stehen einem für ein Modul 90 Minuten zur Verfügung, aber auch Microsessions, die kürzer sind, laufen nach dem gleichen Schema ab. Es erfordert die vier Schritte „Fokus“, „Information“, „Erfahrung“ und „Transfer“. Also egal, ob am Tag vier Module oder nur eins trainiert werden, jedes Modul wird nach dem Schema FIET designt.
Fokus
Am Anfang des Moduls setzen Sie den Rahmen und erklären, was vorher schon gelernt wurde und wie es mit der jetzigen Lerneinheit zusammenhängt. Das Hauptziel von Fokus ist es, den Sinn für die Teilnehmenden aufzubauen. Sie sollen erkennen können, dass es für sie relevant und nützlich ist. Jetzt muss nicht jeder in Jubelrufe ausbrechen, es reicht, wenn die Teilnehmenden innerlich nicken und sich denken: „Das könnte für mich wichtig sein.“
Information
Die notwendigen Inhalte werden in Information an die Teilnehmenden „übergeben“. Das kann man mit einer merk-würdigen und/oder interaktiven Präsentation erreichen oder man lässt die Gruppe selbst die Inhalte erarbeiten. Sobald die Informationen präsentiert oder erarbeitet wurden, sollte im Anschluss daran, wann immer möglich, die Anwendung demonstriert werden. Das kann ein Verkaufs- oder Feedbackgespräch, das vom Trainer mit einem freiwilligen Teilnehmenden durchgeführt wird. Genauso kann man z.B. Prozessmanagement oder eine Stakeholder-Analyse mit witzigen oder echten Inhalten demonstrieren.
Erfahrung
Die Teilnehmenden haben alle Informationen bekommen und gesehen, wie diese angewendet werden? Jetzt werden die Teilnehmenden selbst aktiv und wenden das Gelernte an einer auf sie zugeschnittenen Übung an. Das kann am eigenen Projekt bzw. Arbeitsprozess sein oder anhand einer Simulation oder eines Rollenspiels durchgeführt werden.
Wichtig ist danach eine gute Reflexion: Konnten Sie ihr neues Wissen bereits gut anwenden? Was ist gut gelungen oder wo ist noch Potenzial?
Transfer
Wir wollen ja, dass die Teilnehmenden nach dem Modul das Gelernte in ihrem Alltag anwenden. Daher ist jetzt die beste Zeit für die Teilnehmenden, sich zu überlegen, was von dem neu Gelernten im Alltag angewendet werden soll. Diese Zusammenstellung von Ideen für den Alltag wird am Ende jedes Modul fortgeführ
Der äußere Kreis des Navigators
Jedes Modul wird von den äußeren Elementen „Training/Tag beginnen“, „Recap“, „Energiser“, „Tag/Training beenden“ umrahmt. Und während ein Modul wiederholt im Training vorkommt, braucht es die Rahmenmodule viel seltener.
Training/Tag beginnen
Ob Microsession oder mehrere Trainingstage: Zu Beginn lernt sich die Gruppe kennen und Seminarinhalte wie Organisatorisches sollten geklärt werden. Geht das Training über mehrere Tage, braucht es zu Beginn jedes Trainingstages eine Agenda: Was wartet an diesem Tag auf die Gruppe und es braucht Platz und Zeit, um mögliche Fragen zu beantworten.
Recap
Damit sich neues Wissen setzt, braucht es Wiederholungen. Sogenannte Recaps stellen kurze Wiederholungseinheiten dar, mit denen die Teilnehmenden erkennen, was sie schon gelernt haben und die Trainer:innen erkennen, ob es noch Unklarheiten oder offene Fragen gibt.
Energiser
Gerade nach einer Pause oder wenn Trainierende merken, dass die Gruppe abbaut, kommen typischerweise Energiser zum Einsatz. Ich unterscheide zwischen Energiser mit Unsinn, die die Teilnehmenden aufwecken und Energiser mit Sinn, die auch ins nächste Thema überleiten.
Training/Tag beenden
Geht eine Trainingseinheit zu Ende, ist es sehr wichtig, auf die Transferwirksamkeit zu achten. Nur wenn jetzt ausreichend Zeit zur Verfügung steht, werden die Teilnehmenden das Gelernte sortieren, sich auf die wenigen wichtigen Ideen konzentrieren und deren Umsetzung sorgfältig planen.
Für mich ist das tägliche Feedback wichtiger als jeder Feedbackbogen, der von Unternehmen ausgeschickt wird. Denn nur so kann ich auf Wünsche der Teilnehmenden schnell reagieren.
Das Feedback der User:innen
„Mein Herz hüpft: Ich bin gerade die Web Applikation durch: “Simplicity is the keynote of all true elegance. Danke für so viel Problemlösung auf einen Blick.”
“One word: geil! Für mich ist sofort ersichtlich, was mit den Piktogrammen kommuniziert wird (z.B. Vorbereitung, für Präsenz oder auch online geeignet) und über die acht Felder kommt man super schnell und präzise an jede Menge Umsetzungsideen. Großer Mehrwert, allzeit griffbereit in der Hosentasche. Genial.”
Downloaden oder aufrufen
Der TD Navi kann am Handy runtergeladen oder unter td-navi.com aufgerufen werden. Viel Vergnügen!
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