Die Bedeutung von Fachexpert:innen in der Trainingskonzeption

Wie Subject Matter Experts (SMEs) den Erfolg eines Trainings unterstützen

Im Blogartikel im Mai habe ich erklärt, welche Skills Trainingsdesigner:innen benötigen. Bei der Trainingskonzeption gibt es noch eine weitere sehr wichtige Rolle: die Fachexpert:in mit ihrem Fachwissen!

Wer mich kennt weiß, dass ich einerseits eine klare Rollentrennung zwischen Trainer:in und Trainingsdesigner:in mache und dass die Trainingsdesigner:in vom Inhalt des Trainings keine Ahnung haben muss. Klar braucht es eine gewisse Affinität zum Trainingsthema, denn meist beschäftigt man sich doch einige Wochen oder Monate mit dem Thema. Wichtiger sind in diesem Fall die Expertinnen und EXperten oder Subject Matter Experts (SMEs), aus „deren Köpfen ich das Wissen holen“ kann. Und um genau diese soll es heute gehen.

Wer sind Fachexpert:innen (SMEs)?

Fachexpertinnen und Fachexperten sind Personen, die über ein tiefgehendes Wissen und langjährige Erfahrung in einem bestimmten Fachbereich verfügen. Sie kennen die Prozesse aus täglicher Anwendung, wissen um die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen und bringen die Unternehmenskultur ein. Ihre Expertise ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Inhalte eines Trainings nicht nur theoretisch fundiert, sondern auch praxisrelevant und auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten sind.

Fachexpert:innen benötigen keine Trainings- oder Trainingsdesignskills, sondern stellen das aktuelle fachliche Know-how zur Verfügung, das die Basis für jedes Trainingskonzept bildet. SMEs sind also für die Inhalte eines Trainings und Instructional Designer für die methodisch-didaktische Umsetzung der Inhalte zuständig.

Trainingsdesign.Modell

Mein Trainingsdesign.Modell besteht aus vier Prozessen, die alle wichtig sind, um gute Trainings zu erstellen. Jeder dieser Prozessschritte erfordert spezifische Fähigkeiten, die sicherstellen, dass das Training nicht nur inhaltlich wertvoll und interessant gestaltet, sondern auch im Alltag relevant und messbar ist.

  • Im Designprozess wird die Trainingsbedarfsanalyse erstellt, welche die Grundlage für jegliches Training ist. Auf dieser Basis werden die Inhalte zusammengestellt und dann didaktisch reduziert.
  • Im Trainingsprozess werden die Inhalte in Lerneinheiten umgewandelt und in Trainerhandbüchern festgehalten.
  • Der Fokus im Transferprozess liegt darauf, dass die Teilnehmenden das Gelernte im Alltag anwenden, damit mit Hilfe des 
  • Evaluierungsprozesses geprüft werden kann, ob das Training das gewünschte Ziel erreicht hat.

Das Trainningsdesign-Modell

 

Die Rolle der Fachexpert:innen im Trainingsdesign-Prozess

Designprozess

Schon in der Trainingsbedarfsanalyse kann es hilfreich sein, die Fachexpert:innen hinzuzuziehen. Denn sie können durch ihre Erfahrung einschätzen, welche Kompetenzen in der Praxis wirklich gefragt sind und welche Wissenslücken geschlossen werden müssen. Nehmen wir das Beispiel eines IT-Sicherheitstrainings. Der Fachexperte ist es, der weiß, welche spezifischen Bedrohungen gerade relevant sind, welche Technologien eingesetzt werden und wo im Unternehmen möglicherweise Sicherheitslücken bestehen. Diese Expertise ist unverzichtbar, um das Training genau auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zuzuschneiden.

Am wichtigsten sind die Fachexpert:innen beim Zusammenstellen der Inhalte. Denn sie wissen, welches die aktuellsten Prozesse, Unterlagen und Richtlinien sind. Die Trainingsdesigner:in übernimmt die Rolle, das Wissen zu strukturieren, Prozesse darzustellen und auch schon mal beim Aussortieren zu helfen. Wenn nämlich Fachexpert:innen in ihre Inhalte verliebt sind, ist es die Aufgabe der Trainingsdesigner:in das Lernwürdige vom Lernmöglichen zu trennen! Das kann ein zähes Verhandeln erfordern. Klar ist aber: Je weniger Inhalte geschult werden, desto mehr Zeit bleibt für das Üben!

s’Gschichtl: Meine Trainingsdesign Weiterbildung dauert 6 Tage und ich wollte diese in Onlinezeiten verkürzt anbieten. Die Idee war, die wichtigsten Inhalte in 3 Online-Tagen zu trainieren. Das fiel mir so schwer, dass ich einen Telefonjoker zu Rate gezogen habe!  Denn wenn ich selbst die Fachexpertin bin, geht es mir nicht besser, wie den Fachexpert:innen, denen ich beim Reduzieren helfe!

Definition von Lernzielen

Die Lernziele eines Trainings bestimmen, was die Teilnehmenden am Ende des Trainings wissen und anwenden sollen. Mit Hilfe der SMEs können diese Lernziele definiert werden, die dann klarer auf die Anforderungen des Unternehmens zugeschnitten werden können.

S’Gschichtl: Oft ist es gar nicht einfach, die Lernziele für jedes Trainingsmodul zu definieren. Hier hilft die Lilo-und-Paul-Methode, bei der ich frage: Stellen Sie sich vor, die Lilo lernt den Inhalt XY und wendet das dann im Alltag an. Was macht die Lilo nachher genau anders? Mit dieser Methode kann man sehr klare Lernziele herausarbeiten und von den Handzielen die Kopfziele ableiten. Ganz nach dem Motto: Wenn sie XY anders macht, was genau muss sie dann lernen, damit sie das überhaupt anwenden kann?

Trainingsprozess

Ein Aspekt, der die Expertise von SMEs besonders wertvoll macht, ist ihre Fähigkeit, echte Fallbeispiele und Szenarien aus der Praxis in das Training einzubringen. Diese realen Beispiele machen den Unterschied zwischen einem theoretisch interessanten Training und einem praxisrelevanten, anwendbaren Seminar.

Stell dir vor, du nimmst an einem Verhandlungstraining teil. Natürlich kann dir ein Trainer zeigen, wie man in Verhandlungen erfolgreich argumentiert. Doch erst der Fachexperte – vielleicht ein erfahrener Einkäufer – kann dir aus erster Hand erzählen, wie Verhandlungen tatsächlich ablaufen. Er teilt echte Herausforderungen und erfolgreiche Strategien, die direkt auf deinen Arbeitsalltag übertragbar sind. Solche Einblicke machen das Training lebendig und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass du das Gelernte später wirklich anwendest.

Transferprozess

Ein gut konzipiertes Training endet nicht mit dem letzten Seminartag. Erst wenn die Teilnehmenden die Schwelle des Seminarraums überschreiten und das Gelernte im Alltag anwenden, zeigt sich der eigentliche Erfolg. Fachexperten spielen auch hier eine wichtige Rolle. Sie können Transfermaßnahmen unterstützen, die sicherstellen, dass das Gelernte nachhaltig wirkt. Ein SME kann zum Beispiel in Follow-up-Sitzungen oder Praxisübungen involviert werden, um den Teilnehmenden zu helfen, das Wissen zu vertiefen und konkrete Anwendungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Außerdem können SMEs in der Nachbereitung des Trainings Feedback geben und einschätzen, ob die Teilnehmer das nötige Know-how erworben haben und ob weitere Schulungen nötig sind.

Fachexpert:innen als Trainer:innen

Wer bei der Trainingsentwicklung dabei ist, hat ein großartiges Verständnis, wie das Training funktioniert. Daher kann es eine sehr kluge Entscheidung des Unternehmens sein, Fachexpert:innen zu Trainer:innen auszubilden. Ist die Fachexpertise, ein gutes Design und ein gutes Trainerhandbuch vorhanden, können die internen Trainer:innen relativ schnell ausgebildet werden. Der Vorteil liegt auf der Hand: die Expertise wird intern weitergegeben.

Das führt zu einem weiteren wichtigen Aufgabengebiet, der Validierung der Trainingsinhalte. Während des Trainings werden die Inhalte auf ihre fachliche Richtigkeit und Relevanz überprüft. Sollte erkannt werden, dass Inhalte nicht mehr aktuell sind, wird das an die Designabteilung rückgemeldet und geändert.

Die Rolle von Fachexpert:innen im TrainingsdesignZusammenarbeit zwischen Fachexperten und Trainingsdesignern

Die enge Zusammenarbeit zwischen Fachexperten und Trainingsdesignern ist entscheidend für den Erfolg eines Trainings. Während der Instructional Designer dafür sorgt, dass das Training didaktisch sinnvoll aufgebaut ist, sorgt der Fachexperte für den inhaltlichen Tiefgang. Es ist eine wechselseitige Beziehung: Der Instructional Designer erklärt dem SME, wie Lernprozesse funktionieren und welche Methoden eingesetzt werden können, um den Transfer des Wissens in die Praxis zu unterstützen. Gleichzeitig gibt der SME Input, wie bestimmte Themen am besten erklärt oder welche Beispiele verwendet werden sollten. Nur durch diese Zusammenarbeit kann ein Training entstehen, das sowohl didaktisch als auch inhaltlich überzeugt.

Fazit zur Rolle von Fachexpert:innen

Die Rolle von Fachexpert:innen in der Trainingskonzeption ist einfach ausgedrückt: SMEs sind der Schlüssel zum erfolgreichen Training. Sie bringen das notwendige Fachwissen ein, um sicherzustellen, dass die Inhalte korrekt, aktuell und praxisrelevant sind. Durch ihre tiefgehende Erfahrung und Expertise schaffen sie die Grundlage für erfolgreiche und praxisnahe Trainings, die den Teilnehmenden einen echten Mehrwert bieten.

In der Trainingskonzeption sollten SMEs daher rechtzeitig und mit ausreichend Zeitreserven eingebunden sein, um gemeinsam mit den Instructional Designern ein Lernkonzept entwickeln, das inhaltlich und didaktisch überzeugt. Nur so kann sichergestellt werden, dass Trainings praxisnah und transferwirksam sind.

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Potenzial des Distance Learnings voll ausschöpfen

[Dieser Artikel erschien erstmals im Magazin TRAiNiNG und darf nach freundlicher Genehmigung auch hier veröffentlicht werden.]

Das Logo des Magazin

Online und Präsenz vereint – Von interaktiven Live-Seminaren bis hin zu umfassenden digitalen Lernstrecken – Unternehmen nutzen innovative Ansätze, um ihre Weiterbildungsmaßnahmen zu modernisieren und an die Anforderungen des virtuellen Lernens anzupassen.

Distance Learning gewinnt weiterhin an Bedeutung. Die COVID-19-Pandemie hat diesen Trend beschleunigt und viele Unternehmen dazu gezwungen, ihre Weiterbildungsstrategien zu überdenken. TRAiNiNG hat mit Anna Langheiter gesprochen, um Einblicke in die Welt des virtuellen Lernens zu gewinnen und zu erfahren, wie Unternehmen und Trainer das Potenzial des Distance Learning voll ausschöpfen können.

Engagement in Live-Online-Seminaren

Eine der größten Herausforderungen bei Online-Trainings liegt darin, die Teilnehmenden kontinuierlich zu motivieren und ihr Engagement aufrechtzuerhalten. Anna Langheiter betont in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit regelmäßiger Interaktionen: »Bei Live-Online-Trainings sind die Trainer:innen noch mehr gefordert, das Training interaktiv zu gestalten. Gilt im Seminarraum noch, dass alle 10 Minuten eine Interaktion mit den Teilnehmenden erfolgen soll, so ist diese Regel im Onlineraum mit 5 Minuten noch bedeutend anspruchsvoller. Diese 5-Minuten-Regel bedeutet nicht, dass man nur 5 Minuten Information präsentieren kann, sondern dass man dann mit Mini-Interventionen die Teilnehmenden einbinden muss. Und die Bandbreite an Möglichkeiten ist groß.«

Anna Langheiter zählt eine Vielzahl an Interaktionsmöglichkeiten auf:

  • Fragen, die am besten direkt an die Teilnehmenden gestellt werden, um die Antwortzeiten zu verringern
  • Schätzfragen, die die Teilnehmenden im Chat beantworten
  • Rot-Grün-Abfragen, bei der die Teilnehmenden einen roten (falsch) oder grünen (richtig) Gegenstand in die Kamera halten. Die lustigsten Gegenstände waren ein roter und ein grüner Paprika, die österreichische Lösung waren Rot- und Weißwein.
  • Wer es so wie ich schätzt, dass die Kamera eingeschaltet ist, dem seien auch alle Arten von Skalierungen mit der Hand vor der Kamera empfohlen: Daumen hoch/runter, Zahlen von 0 bis 10 zeigen lassen etc.

Diese kreativen Methoden helfen nicht nur, die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden zu fesseln, sondern fördern auch die aktive Beteiligung und den Wissensaustausch.

Förderung von Interaktion und Zusammenarbeit im virtuellen Raum

Eine weitere Herausforderungen des Distance Learning ist es, die Interaktion und Zusammenarbeit unter den Teilnehmenden in einem virtuellen Umfeld zu fördern. Anna Langheiter betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung von technischem Know-how und sorgfältiger Planung: »Effektive Interaktion und Diskussion in einem virtuellen Raum kann man gut erreichen, wenn man sich mit den technischen Möglichkeiten des Tools (Zoom, Teams, …) und anderen Interaktionstools wie z. B. Miro, Mural, ConceptBoard gut auskennt und sich ausreichend Zeit nimmt. Die Teilnehmer sind ausgesprochen dankbar, wenn sie wegkommen vom erwarteten Frontalvortrag.«

Sie gibt Ratschläge für verschiedene Methoden um die Interaktion zu fördern:

  •  »Diskussion kann man leicht mit spannenden Fragen erzeugen, die direkt in der Gruppe beantwortet werden.
  • Eine Skalierungsabfrage im Chat kann beitragen, die Unterschiedlichkeiten aufzuzeigen und Trainer:innen können dann die Teilnehmenden um mehr Information bitten.
  • Der Breakout-Room ist sowieso die Lösung für Interaktion: von der 2 Minuten Murmelgruppe, über das Speeddating, Kleingruppendiskussionen und Kleingruppenarbeiten am Miroboard.«

Diese Vielfalt an Interaktionsmöglichkeiten kann dazu beitragen, das Engagement der Teilnehmenden zu erhöhen und ein Gefühl der Verbundenheit trotz der räumlichen Trennung zu schaffen.

have the end in mind: Verhaltensänderung nach dem TrainingDie Bedeutung relevanter Inhalte

Neben der Interaktion betont Anna Langheiter die fundamentale Wichtigkeit relevanter und interessanter Inhalte: »Voraussetzung für ein erfolgreiches Online-Seminar ist immer, dass der Inhalt für die Teilnehmenden relevant und interessant gestaltet ist. Wenn es dann noch interaktiv ist, ist der Griff der Teilnehmer zum Mobiltelefon zumindest erschwert.« Es ist also wichtig, die Lernmaterialien und -inhalte sorgfältig auf die Bedürfnisse und Interessen der Teilnehmenden abzustimmen.

Gleichzeitig gilt es immer, das Ziel des Trainings nicht aus den Augen zu verlieren. Auch wenn die Teilnehmenden bei einem speziellen Thema extremes Interesse zeigen, sollten Trainer:innen dennoch weiter im Lehrplan gehen, um den Anforderungen der Auftraggeber:innen gerecht zu werden. Eine eventuelle Vertiefung auf spezielle Themen kann im Nachhinein mit dem Auftraggeber vereinbart werden.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Während technische Probleme in der Anfangszeit des Distance Learning oft eine große Hürde darstellten, haben sich diese Herausforderungen nun verschoben: Anna Langheiter: »Die größten Herausforderungen sind nicht mehr oder nur noch sehr selten technischer Natur. Wenn dem doch so ist, kann man die Teilnehmenden über den Chat einbinden bzw. erlauben, das Training zu verlassen und ein anderes Mal nachzuholen.«

Stattdessen sieht Anna Langheiter die Hauptherausforderung in den Lernbedingungen der Teilnehmenden: »Kritischer sehe ich, dass die Teilnehmenden nicht über gute Lernbedingungen wie Ort und/oder Zeit verfügen. Teilnehmer:innen, bei den Kolleginnen und Kollegen, die Führungskräte oder gar die Kundschaft vorbeikommen, können sich gar nicht auf ein Training konzentrieren.«

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, schlägt Anna Langheiter mehrere Lösungsansätze vor: »1. Ein mentaler ›Check-in‹ zu Beginn des Trainings: Ein Mini-Einstieg, der es den Teilnehmenden ermöglicht, gedanklich im Training anzukommen. 2. Hohe Interaktion und viele Übungen im Training sind eine Selbstverständlichkeit, damit das Gelernte den ersten Transferschub bekommt. 3. Fokus auf den Lerntransfer in den Arbeitsalltag: :innen nehmen sich und bekommen immer weniger Zeit für die Anwendung des Gelernten im Alltag. Und wie sage ich immer: Ohne Transfer ist alles nix.«

Die Rollen der Führungskräfte und der Lernkultur

Führungskräfte und Unternehmenskultur nehmen jeweils eine wichtige Rolle für den Erfolg von Personalentwicklungs-Maßnahmen ein: »Führungskräfte sind gefordert, die notwendige Unterstützung im Lerntransfer zu geben. Noch höher angesetzt: Die Lernkultur soll jegliche Art des Lernens und Anwendens, sei es aus Präsenztrainings, Live-Online-Lernen oder selbstorganisiertem Lernen mit Leichtigkeit möglich machen«, weiß Anna Langheiter. Diese Aussage unterstreicht, wie wichtig es ist, dass Unternehmen eine Kultur des kontinuierlichen Lernens schaffen und fördern.

Um Lernen zu ermöglichen, müssen Unternehmen auch entsprechende Ressourcen bereitstellen. Dies bedeutet, dedizierte Lernzeiten in den Arbeitsalltag zu integrieren, beispielsweise indem 5 % der Arbeitszeit für Weiterbildung reserviert werden. Zudem ist es wichtig, ausreichend Budget für vielfältige Weiterbildungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen.

Auch Anerkennung und Belohnung spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung einer Lernkultur. Lernfortschritte und -erfolge sollten in Mitarbeiterbeurteilungen berücksichtigt werden. Mitarbeiter, die sich aktiv weiterbilden, können öffentlich gelobt und als Vorbilder präsentiert werden, um andere zu motivieren. Eine positive Fehlerkultur ist ein weiterer wichtiger Baustein. Unternehmen sollten eine Atmosphäre schaffen, in der Fehler als Lernchancen gesehen werden. Regelmäßige »Lessons Learned«-Meetings können dazu beitragen, aus Erfahrungen zu lernen und das gewonnene Wissen im Unternehmen zu verbreiten.

Die Zukunft des Distance Learning

Die Meinungen zur Zukunft des Distance Learning gehen in der Branche auseinander. Anna Langheiter beobachtet unterschiedliche Trends: »Distance Learning wird bleiben. Ich erlebe Unternehmen, die aus dem Online-Lernen wieder ganz rausgehen und gleichzeitig sehe ich Unternehmen, die weiterhin auf Distance Learning setzen und es sogar ausbauen. Präsenztraining und Onlinelernen haben beide ihre Berechtigung und ich wünsche mir, dass bei jeder Trainingsmaßnahme eine gute Reflexion stattfindet, warum welches Format gewählt wird.«

Online-Formate in der betrieblichen Weiterbildung bieten zahlreiche Vorteile gegenüber klassischen Präsenztrainings. Sie sind besonders sinnvoll, wenn:

  • Teilnehmende geografisch verteilt sind, was Reisekosten und -zeit spart,
  • Flexibilität beim Lernen gefragt ist, um individuelle Zeitpläne zu berücksichtigen,
  • eine große Anzahl von Mitarbeitenden schnell geschult werden muss (Skalierbarkeit),
  • kontinuierliches Lernen und Mikrolerning im Fokus stehen,
  • standardisierte Inhalte vermittelt werden sollen,
  • Inhalte häufig aktualisiert werden müssen,
  • datengetriebenes Lernen und Fortschrittsverfolgung wichtig sind,
  • langfristige Kosteneffizienz angestrebt wird,
  • technische oder softwarebasierte Schulungen durchgeführt werden.

Die Durchführung von Seminaren in Präsenz bleibt trotz zunehmender Digitalisierung weiterhin sehr relevant. Präsenzseminare bieten einzigartige Vorteile, die online nur schwer zu replizieren sind:

  • Direkte Interaktion: Der persönliche Kontakt zwischen Teilnehmern und Dozenten ermöglicht spontanen Austausch und unmittelbares Feedback.
  • Networking: Informelle Gespräche in den Pausen fördern den Aufbau wertvoller beruflicher Kontakte.
  • Fokussierte Lernumgebung: Ein dedizierter Seminarraum minimiert Ablenkungen und fördert die Konzentration.
  • Gruppendynamik: Die physische Präsenz fördert Teambildung und motiviert zu aktiverer Teilnahme.

trainngstransfer

Das Gelernte anwenden – Transferwirksamkeit!

Implementierung im Unternehmen

Für Unternehmen, die ihre Fortbildungen mit Online-Schulungen ergänzen möchten, hat Anna Langheiter klare Empfehlungen: »Die Onlinewelt bietet vielfältige Möglichkeiten – von einzelnen, punktuellen Live-Online-Trainings, zu Blended-Learning-Formaten bis hin zu rein digitalen Lernstrecken. Wer österreichweit, europaweit oder auch weltweit Mitarbeiter schulen möchte, wird sich vor allem über die Möglichkeit der – klug durchdachten – digitalen Lernstrecke freuen.«

Sie schlägt für den Anfang einen strukturierten Ansatz vor, der verschiedene Elemente kombiniert: »Ich starte Lernstrecken gerne mit einem kurzen und knackigen Live-Online-Training, bei dem ich die Teilnehmenden darauf vorbereite, was im Trainings passieren wird und welches Lernprojekt sie zum Training mitbringen sollen. Denn gerade Online ist es wichtig, an den Alltagssituationen der Teilnehmenden zu arbeiten, was mit einem digitalen Whiteboard sehr gut zu betreuen ist. Ein beliebter Baustein ist bei mir auch das Einbinden von kooperativen Lerneinheiten unter Teilnehmenden und die Betreuung der Projekte durch Trainer:innen oder einen Coach, damit Lernen sozial ist und gut betreut gelingen kann.«

Fazit: Potenzial des Distance Learnings voll ausschöpfen

Distance Learning hat sich als fester Bestandteil der betrieblichen Weiterbildung etabliert. Seine Chancen liegen in der intelligenten Kombination verschiedener Lernformate, der effektiven Nutzung von Technologie und der Schaffung einer unterstützenden Lernkultur im Unternehmen.

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Skills für das Trainingsdesign: Was es wirklich braucht

„Du hast das Glück, dass du kreativ und strukturiert sein kannst“, sagt eine Kollegin und gute Freundin. Und merkt dazu an, dass nicht viele Trainer:innen und Trainingsdesigner:innen zwischen diesen beiden Fähigkeiten Kreativität und Struktur mit Leichtigkeit hin- und herspringen können. Der Kommentar fasziniert mich und gleichzeitig überlege ich schon seit längerem: Welche Skills benötigt eine Trainingsdesigner:in, um Trainings gestalten zu können, die auch nachhaltig die gewünschte Veränderung bringen? Es geht daher heute um die Skills für das Trainingsdesign.

Trainingsdesign.Modell

Mein Trainingsdesign.Modell besteht aus vier Prozessen, die alle wichtig sind, um gute Trainings zu erstellen. Jeder dieser Prozessschritte erfordert spezifische Fähigkeiten, die sicherstellen, dass das Training nicht nur inhaltlich wertvoll und interessant gestaltet, sondern auch im Alltag relevant und messbar ist.

Im Designprozess wird die Trainingsbedarfsanalyse erstellt, die ja die Grundlage für jegliches Training ist. Auf dieser Basis werden die Inhalte zusammengestellt und dann didaktisch reduziert. Im Trainingsprozess werden die Inhalte in Lerneinheiten umgewandelt und in Trainerhandbüchern festgehalten. Der Fokus im Transferprozess liegt darauf, dass die Teilnehmenden das Gelernte im Alltag anwenden, damit mit Hilfe des Evaluierungsprozesses geprüft werden kann, ob das Training das gewünschte Ziel erreicht hat.

Im Folgenden gehe ich auf die einzelnen Prozesse ein und beschreibe, welche Skills es jeweils besonders benötigt, garniert mit der einen oder anderen Geschichte. Und beim Zusammenstellen und Durcharbeiten bin ich auf Skills gestoßen, die man generell benötigt: auf die kann man sich am Ende freuen!

Welche Skills es für das Trainingsdesign braucht

Skills im Designprozess [1]

In der Trainingsbedarfsanalyse geht es darum, die Grundlage für das Training zu legen. Und je größer das Vorhaben ist, desto länger dauert diese und desto genauer muss man arbeiten. Klar gehören hier Fragetechniken zum Handwerkszeug, aber auch eine gute Struktur (wie zum Beispiel mein Trainingsbedarfsanalyse-Canvas), damit alle Elemente bedacht werden. Und wie sagte ein Teilnehmer zu dem Thema: „Sehr cool, damit kann ich meine Auftraggeber coachen!“

Und genau das ist es für mich: ein Coaching der Auftraggeber:innen, damit schon von Beginn an klar ist, ob Training wirklich die Lösung ist oder auch etwas ganz simples wie eine Kurzanleitung.

 

Inhalte erstellen besteht aus 3 Schritten: Inhalte zusammenstellen, Grobplan erstellen und didaktisch klug reduzieren. Wer beim Zusammenstellen der Inhalte mit Fachexperten zusammenarbeitet, braucht Fragetechniken. Bei mir hat sich über die Jahre herausgestellt, dass Kenntnisse in Prozessmanagement ebenfalls sehr wichtig sind.

s’Gschichtl: Bei einem Projekt hatte ich 3 Mitarbeitende aus Sales und den Salestrainer im Meeting und alle vier waren sich uneins, wie der Prozess ablaufen soll. Ich kann aber ein Training erst dann sinnvoll entwickeln, wenn der Ablauf klar ist. An dieser Stelle gilt: Zuerst den Prozess fixieren, dann Training aufsetzen.

s’Gschichtl: Und manchmal geht es darum, das inhaltliche Wissen abzugleichen und die Fachexperten zu einem gemeinsamen Inhalt zu bringen. Wir hatten sechs Fachexperten im Raum und alle hatten bei unterschiedlichen Unternehmen Six Sigma (eine Qualitäts-Projektmanagement-Methode) gelernt. Die Aufgabe war jetzt, sie mit Moderationsmethoden dazu zu bringen, sich auf gemeinsame Inhalte und eine gemeinsame Vorgehensweise zu einigen.

Auf Basis der Inhalte erstelle ich einen Grobplan. Mithilfe von sogenannten Modulkarten entsteht ein erster Entwurf des Trainings, die Inhalte werden auf einzelnen Trainingsmodule verteilt und in einen zeitlich logischen Ablauf gebracht. Was mir sehr leicht fällt, mag nicht jedem liegen, denn es braucht Struktur und die Fähigkeit der Priorisierung. Denn jetzt geht es darum, zu entscheiden, welche Inhalte am wichtigsten sind und wie sie logisch strukturiert werden sollen.

s’Gschichtl: An dieser Stelle ist meine Arbeit mit den Modulkarten, die am Flipchart kleben, besonders hilfreich. Ganz nach dem Motto eines Consultingkollegen kann man sich die Struktur ansehen, sich reindenken und „mal schauen, wie es sich anfühlt“. Und wenn es unlogisch ist, so oft umhängen, bis es ganz einfach passt.

Jetzt folgt der schwierigste Schritt, bei dem wir das Lernwürdige vom Lernmöglichen trennen: die didaktische Reduktion. Die oberste Fähigkeit heißt Loslassen können und ich meine damit das Loslassen von geliebten Modellen, von historischen Unternehmensbetrachtungen und von Inhalten, die zur Erreichung des Trainingsziels nicht benötigt werden.

s’Gschichtl: Eine Fachexpertin aus der Rechtsabteilung wollte unbedingt ein Thema unterbringen. Mir schien das zu tiefgehend in Bezug auf das Trainingsziel. Auf meine Frage, warum es so wichtig sei, kam als Antwort: Weil der Schaden groß wäre! Auf meine Frage, wie oft es schon vorgekommen sei, antwortete sie: einmal in 10 Jahren. Hier stellt sich für Trainingsdesigner:innen die Frage: Ist das wichtig genug für eine Schulung für ganz neue Mitarbeitende? Meine Antwort war: nein.

s’Gschichtl: Auch mir geht es bei den Themen, bei denen ich Fachexpertin bin, nicht besser! Während der Lockdowns wollte ich meine 6-tägige Trainingsdesign Weiterbildung als 3-tägiges Onlinetraining anbieten: Ich bin kläglich gescheitert und habe tatsächlich einen Telefonjoker angerufen!

Skills im Trainingsprozess [2]

Wenn ich den Trainingsprozess designe, starte ich jeweils mit den Inhalten pro Modul (eine Trainingseinheit von ca. 90 Minuten). Das Design startet mit der Frage: Welche Erfahrung bzw. Übung sollen die Teilnehmenden hier im Training machen, die relevant für den Alltag ist? Und erst wenn das festgelegt ist, kann man überlegen, welche (wenigen!) Inhalte die Teilnehmenden benötigen, um diese Übung durchführen zu können.

Jetzt braucht es ganz klar didaktisch-methodische Kompetenz: Vom Entwickeln eines Designs, das die Lernziele unterstützt bis hin zur Auswahl der richtigen Lernmethode, die an die Zielgruppe und die Lernumgebung angepasst ist. In Zeiten wie diesen sind Skills notwendig, die bei der Entscheidung helfen, ob Präsenz-, Blended oder digitale Trainings das Problem am besten lösen.

Für die Erstellung der Unterlagen ist es nützlich, wenn man Kenntnisse in PowerPoint und den Formatvorlagen hat, klare und verständliche Trainerhandbücher erstellen kann, die auf die Trainer:innen zugeschnitten sind, und Grundkenntnisse in Grafikdesign bzw. im Gestalten von visuell ansprechenden Unterlagen hat.

Skills im Transferprozess [3]

„Ohne Transfer ist alles nix!“, sage ich immer. Daher muss das Augenmerk auf alle Transfermöglichkeiten vor, während und nach dem Training gerichtet werden. Doch welche Skills braucht es? Methodenkompetenz und das Gespür, was zum jeweiligen Thema und Unternehmen am besten passt.

Und dann hilft die Mischung aus Mut und Klarheit: so kann man dem Kunden aufzeigen, dass sich nur dann etwas ändern wird, wenn die Teilnehmenden nach dem Training gut begleitet werden. Und da Trainer:innen nur beschränkt begleiten können und sollen, muss an dieser Stelle das Unternehmen die Transferbegleitung übernehmen. Aus Erfahrung tun sie sich schwer damit, denn die Führungskräfte, die diese Aufgabe übernehmen sollten, sind meist völlig überlastet. Und da spreche ich nicht davon, dass man ja auch die Führungskräfte schulen sollte, damit sie der Rolle des Transferunterstützers bestmöglich gerecht werden können.

Skills im Evaluierungsprozess [4]

Hat das Training das gewünschte Ergebnis gebracht? Nur wenn in der Trainingsbedarfsanalyse ein messbares Ziel vereinbart wurde, kann man auch messen, ob sich die Investition in Training gelohnt hat. Und es braucht Evaluierungs-Know-how (sei es Kirkpatrick, Thalheimer oder Phillips), Kenntnis zur Erstellung der Fragebögen (für die ich jetzt gerne die KI nutze), und Statistik- bzw. Datenanalysekenntnisse.

Und das alles ist unwichtig, wenn man die Daten dann nicht auch verwendet, um Verbesserungen bei den Inhalten des Trainings und/oder den Fähigkeiten der Trainer:innen durchzuführen. Evaluieren beginnt bei der Festsetzung des Zieles in der Trainingsbedarfsanalyse und ist am besten in einem Plan-Do-Check-Act-Zyklus, also einem kontinuierlichem Verbesserungsprozess aufgehoben.

Skills für den Gesamtprozess

Für mich ist Trainingsdesign zu 80 % strukturiertes und (hoch)konzentriertes Arbeiten und zu 20 % ein kreativer Prozess. Und nebst Struktur und Kreativität, benötigt es für die Lenkung des Gesamtprozesses noch weitere Skills, die ich im Laufe meines Berufslebens lernen durfte, noch bevor ich offiziell zur Trainingsdesignerin wurde.

  • Projektmanagement hilft vor allem bei großen Projekten, die entweder viele Mitarbeitende betreffen und/oder einen weltweiten Roll-out betreffen.
  • Moderationstechnik wird bei allen Abstimmungsprozessen benötigt, von der Klärung der Inhalte bis hin zur Kommunikation mit den Stakeholdern während des ganzen Projektes.
  • Wer dann im Notfall noch Mediationskompetenz hat, ist auf der ganz sicheren Seite.
  • Und – auch aus eigener leidiger Erfahrung – ergänze ich noch um Change Management. Nichts ist schlimmer, als wenn man glaubt, man hätte durchgängig kommuniziert und alle Stakeholder im Boot.  Und später kommt heraus, dass man sich nicht abgeholt fühlte und deshalb das boykottiert. Darunter leide ich heute noch ein bisschen, denn es war eines der besten Trainings, die ich je designt habe.

Skills für das Trainingsdesign: Fazit & Frage

Das Trainingsdesign.Modell bietet eine strukturierte Herangehensweise, um effektive Trainings zu entwickeln, durchzuführen und zu evaluieren. Die genannten Fähigkeiten sind essenziell, um jedes Stadium des Modells erfolgreich zu gestalten und so Trainingsprogramme zu schaffen, die messbare und nachhaltige Ergebnisse liefern. Welche Skills bringst du ein und welche Fähigkeiten habe ich deiner Ansicht nach vergessen?

 

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Hirn mit Hilfe: Trainingsdesign mit KI

Wie ein Training beim Wiener Schnitzel entsteht

Trainingsdesign mit KI - BlogbeitragVor wenigen Monaten wurde ich von zwei deutschen Kolleg:innen kontaktiert. Sie wären bald in Wien und müssten unbedingt mit mir sprechen. Ich kenne die beiden gut, denn sie waren beide in meiner Trainingsdesign Weiterbildung und schon länger mit dem Thema KI unterwegs.

Und beim Wiener Schnitzel rückten sie mit ihrer Idee raus: “Lass uns doch das Beste aus zwei Welten zusammenbringen und sehen, wie viel leichter das Leben werden kann.” Und so wurde zur Küchensperrstunde ein neues Training namens „Trainingsdesign kompakt mit KI“ kreiert.

Der Hintergrund der Verknüpfung ist leicht zu erklären: Die KI lässt sich am besten an einem Thema erklären, das den Usern wichtig ist. Und wenn ein Teilnehmender laufend am eigenen Training mit der KI basteln kann, dann wird sich mehr Transfer einstellen.

Mit „Hirn und Hilfe“ umschreibe ich gerne die Synergie, wenn die vier Prozesse des Trainingsdesigns auf die Möglichkeiten der KI stoßen. Und natürlich ist das Ziel, Trainingsdesignprozesse nicht nur effizienter, sondern auch effektiver zu gestalten.

Das Trainingsdesign.Modell

Das Trainingsdesign.Modell lässt sich in vier Prozesse gliedern: Designprozess, Trainingsprozess, Transferprozess und Evaluierungsprozess und KI-Tools können in jedem dieser Schritte eine entscheidende Rolle spielen.

Zu jedem Prozessschritt werde ich Beispiele bringen, wie die Hilfe das Hirn unterstützt. Dabei geht es mir gar nicht um die Anwendung großer Tools mit Datenanalyseplattformen, sondern um die kleinen, täglichen Helferleins, die unsere Arbeit erleichtern.

Designprozess

Die Trainingsbedarfsanalyse legt das Fundament für jedes Trainings. Wollen wir hier die KI nutzen, kann das einerseits das Fragen nach guten Fragen sein. Und je mehr Information über das Unternehmens, die Zielgruppe und die Ziele in den Prompt eingegeben werden kann, desto präziser kommen die Fragen zurück.

Gleichzeitig kann ich das Durchführen der Trainingsbedarfsanalyse mit der KI üben: Entweder nehme ich die Rolle der Auftragnehmer:in ein oder ich kann mich in die Rolle der Auftraggeber:in versetzen lassen. So kann ich den Prozess aus unterschiedlichen Perspektiven üben und daraus für den Echteinsatz lernen.

Ist der Auftrag klar, stellt sich die Frage, wer das inhaltliche Know-how hat. Liegt dieses bei den Auftraggebern, dann tragen sie die Inhalte zusammen. Bin ich als Trainerin die Wissensträgerin, dann kann ich natürlich auf mein Know-how verwenden und gleichzeitig auf die Möglichkeiten der KI zugreifen. Da ist einerseits Perplexity gut geeignet, da es die Quellen zu den Antworten angibt und auch das Internet tagesaktuell untersuchen kann, andererseits kann man mit Consensus auf 200+ Millionen akademische Arbeiten zugreifen und erhält wissenschaftlich fundierte Antworten.

Und verliert sich glorreich in zu viel Information. Denn wer so gestrickt ist wie ich, findet eins ums andere interessant und kann sich dann schon gut verlieren.

Daher ist es hilfreich, sich einen Timer zu stellen und aus der Fülle mit Hilfe der KI die didaktische Reduktion durchzuführen. Eine Funktion, die ich immer wieder hilfreich finde: zuerst um 20 oder 30 Ideen bitten und dann wieder auf 5 zu reduzieren.

Trainingsprozess

Der Trainingsdesign Navigator steht im Vordergrund des kreativen Trainingsprozesses und hilft beim Strukturieren des Trainings. Dabei geht es um die methodisch-didaktische Umsetzung der Inhalte in interaktives, transferwirksames Training. Und was ich im Kopf, im kleinen Finger und meiner App habe, kann man sich von der KI auch vorschlagen lassen. Und hier kommt der Ansatz „Mit Hirn und Hilfe“ zum Tragen: Denn, die Auswahl aus der Methodenvielfalt und die Passung ins Training bleibt dann doch die Kunst der Trainingsdesigner:in.

Schön ist es allerdings, wenn Gaston und Ulrike im Training die Kunst aufzeigen, wie man Übungen mit künstlichen Teilnehmenden schon mal vorab durchführen kann und erleben kann, welche möglichen Ergebnisse herauskommen könnten. Das geht z. B. bei einem Brainstorming und auch einem Brainwalk.

Und wie wurde mein Interesse für die KI gekapert? Mit der simplen Idee, eine Metapher aus dem Wandern auf meine Train-the-Trainer-Seminare anzuwenden. Und wo ich früher wohl 2 Stunden launig gehirnt hätte, waren wunderbare Metaphern mit Bildvorschlägen in wenigen Minuten bereit. Ein klarer Fall von ultimativer Arbeitserleichterung, begleitet von der Lust auf mehr Metaphernarbeit, die ich bisher ein bisschen gescheut habe.

Transferprozess

Transfer findet bekanntlich vor, während und nach dem Training statt. Wenn Teilnehmende ausreichend Zeit zum Üben bekommen, werden sie das Gelernte hoffentlich auch im Alltag anwenden. Und dennoch findet der wichtigste Teil nach dem Training statt, wenn die Teilnehmenden das Gelernte anwenden und dabei unterstützt werden. Da die wirkungsvollste Unterstützung – die Führungskraft – die Zeit dafür oft nicht aufwendet, kann an dieser Stelle auch auf die KI zurückgegriffen werden.

Eine wunderbare Methode präsentiert Gaston an dieser Stelle: So kann man z. B. die Einwandsbehandlung mit der Sprachversion am Handy auch nach dem Training üben und die KI auffordern, kritisches Feedback zu geben. Das ist wichtig, denn die KI ist nett und lobt oft ein bisschen über Gebühr. Mit der Aufforderung nach drei Verbesserungspunkten oder kritischer Rückmeldung kann man sich dann echtes Lernpotential erhoffen.

Wenn der Teilnehmende schon auf dem Weg zum Kunden ist und weiß, dass dies ein schwieriges Gespräch wird, kann das mit der Sprachversion geübt werden. Deshalb ist es hilfreich, wenn die Teilnehmenden im Training nicht nur die Einwandsbehandlung selbst lernen, sondern auch das Prompten für genau solche Fälle. Dann stellt sich Selbstwirksamkeit ein!

Und den lustigsten Anwendungsfall habe ich von einer Mutter gehört, die die anstehenden Gespräche mit dem pubertierenden Sohn zuerst mit der KI übt!

Evaluierungsprozess

Die Evaluierung ist der Schlüssel zur Messung der Wirksamkeit eines Trainings. Vom Entwerfen eines Feedbackbogens, der auf den Inhalten des Trainings beruht bis hin zur Analyse der Daten kann die KI helfen.

Was mich überzeugt hat? Ich habe nach dem Warmmachen die Inhalte meiner Trainingsdesign Weiterbildung in ChatGPT kopiert. Die Aufforderung war, mir für jeden Inhalt 5 lernerzentrierte Fragen vorzuschlagen. Und statt mir den Kopf über die Fragen zu zerbrechen, musste ich nur noch von fünf auf ein bis zwei Fragen reduzieren. Das ist großartig und zeitsparend!

Fazit zum Trainingsdesign mit KI

Die Integration von KI in das Trainingsdesign bietet immense Vorteile: von personalisierten Lernwegen über effektivere Trainingsdurchführung bis hin zu präziseren Evaluierungen.

Wer in die Möglichkeiten, die die KI bietet, einsteigt, dem kann ich einen praktischen Tipp mitgeben. Das simple Anbringen eines Post-its mit der Frage “Geht’s auch mit KI?” kann helfen, stets zu prüfen, wo KI den Trainings- und Arbeitsprozess unterstützen könnte.

Und nicht vergessen: Trainingsdesign mit KI ist Hirn und Hilfe. Lassen wir uns helfen! 

PS: Hat mir die KI bei diesem Artikel geholfen? Ja! Und wie immer beim Schreiben von Blogartikeln ist die Struktur, die mir die KI gibt, sehr hilfreich. Den Artikel schreibe ich mit der Ausnahme von wenigen Halbsätzen selbst.

Einen Satz habe ich direkt kopiert und Sie dürfen sich überlegen, welcher das ist. Zu gewinnen gibt es eine Packung Dragee Keksi oder Wiener Zuckerl! 😊

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Evaluieren von Trainings: Das Ende des Happy Sheets

In der Welt des Trainingsdesigns spielt die Evaluierung eine zentrale Rolle. Dabei geht es eben nicht nur darum, die unmittelbare Zufriedenheit der Teilnehmenden zu messen, sondern auch um die langfristige Transferwirksamkeit und den Einfluss des Trainings auf die praktische Anwendung im Berufsalltag. Das wird aber nicht so gelebt.

Evaluieren von Trainings: Ein Beispiel für den Frust gefällig?

Evaluieren von Trainings abseits von Happy SheetsImmer wieder posten Trainer:innen ganz glücklich die Feedbackbögen, die von den Teilnehmenden am Trainingsende ausgefüllt wurden. Und dabei werden dann Dinge abgefragt wie:

  • Inhalte: Sind die Inhalte zu Beginn des Seminars deutlich vermittelt worden? War der Ablauf der Fortbildung gut strukturiert? Wie war die Aufteilung von Theorie und Praxis?
  • Trainer:in: Fachkompetenz / Vermittlung der Inhalte / Einbeziehen des Einzelnen und der Gruppe durch die Trainer:in.
  • Und als dritte Gruppe die üblichen Verdächtigen: Anreise / Hotel / Raum / Verpflegung.

Was mich daran frustriert? Wir Trainer:innen können eine gute Show abliefern, wir können Inhalte vermitteln, wir können auf Teilnehmende gut eingehen und ja, wir können gegen Ende eines Trainings noch etwas Besonderes einbauen, damit der Feedbackbogen wunderbar aussieht. Wir machen ein wertvolles Instrument zum „Happy Sheet“.

Was mich doppelt frustriert: Mir wurde bei Auftragserteilung von einer Personalentwicklung die Information mitgegeben, dass das Happy Sheet „Gut aussehen“ muss, denn sie würden nach diesen Kennzahlen den Jahresbonus bekommen.

Was ist daran und am Happy Sheet falsch? Sehr viel!

Denn was nicht abgefragt wird ist: Haben die Teilnehmenden die Lernziele erreicht? Und da ich bei diesen Lernzielen sehr auf die „Hand“ schaue: Haben sie genau das, was für den Alltag gebraucht wird, ausführlich geübt? Wurde der Schluss gezogen, dass „ich das jetzt so gut geübt habe, dass ich das im Alltag auch anwenden werde?“

Wann wird abgefragt, ob das Gelernte für die Teilnehmenden relevant und nützlich ist?

Und weiterführend: Warum wird so viel Wert auf das Happy Sheet gelegt, wenn wir daraus überhaupt keinen Schluss ziehen können, ob das Gelernte umgesetzt wird und damit tatsächlich auf das Unternehmensziel einzahlt? Stichwort: Transferwirksamkeit.

Evaluieren von Trainings: Was Trainingsdesign damit zu tun hat

Trainingsdesign beschäftigt sich mit der systematischen Planung und Umsetzung von Lerninhalten, um eine effektive Wissens- und Anwendungsvermittlung und die bestmögliche Transferwirksamkeit zu gewährleisten.

Der Prozess des Trainingsdesigns umfasst vier Prozesse:

  • den Designprozess, in dem Lernziele definiert und Inhalte entwickelt werden
  • den Trainingsprozess, der die methodisch-didaktische Umsetzung des Trainings selbst beinhaltet
  • den Transferprozess, der sicherstellt, dass das Gelernte in der Praxis angewendet wird
  • und schließlich den Evaluierungsprozess, der die Erreichung der Businessziele bewertet.

Evaluierungsprozess nach Kirkpatrick

Im Zuge der Entwicklung der Trainingsdesign Weiterbildung bin ich auf die Evaluierung nach Kirkpatrick gestoßen und habe dort eine Ausbildung absolviert. Dieses Modell umfasst vier Ebenen:

  1. Reaktion: Die unmittelbare Reaktion der Teilnehmenden auf das Training, das oft durch Feedbackbögen erfasst wird.

Mein Learning: Auf jeden Fall die Relevanz je Modul (also für jede Trainingseinheit) und die Wiederempfehlungsrate für das Training abfragen. Das birgt schon richtig gutes Feedback zu den Trainingsinhalten.

Ein Zuckerl aus der Trainerpraxis: Auf einem Feedbackbogen stand die Aussage: „Diese Trainer:in möchte ich wieder einmal erleben“ mit der Skala von „Ja, unbedingt“ bis zu „Nein, auf keinen Fall“.

  1. Lernen: Beurteilt wird das Ausmaß, in dem die Teilnehmenden durch das Training Wissen und Fähigkeiten erworben haben.

Mein Learning: Wer klare Lernziele je Modul hat, kann diese auch gezielt abfragen. Dann wissen Trainer:in und Auftraggeber:in, ob die Inhalte des Trainings wie gewünscht umgesetzt wurden.

  1. Verhalten: Die Anwendung des Gelernten am Arbeitsplatz und die daraus resultierende Verhaltensänderung.

Mein Learning: Verhaltensänderung kann man erst nach einer gewissen Zeit abfragen. Training hat nur einen gewissen Einfluss darauf, ob das Verhalten verändert wird. Den viel größeren Einfluss hat das Unternehmen, das darauf achten muss, dass das Gelernte umgesetzt wird mit dem sehr wichtigen Hinweis: Sorgen Sie für Transferunterstützung im Unternehmen!

  1. Ergebnisse: Der endgültige Einfluss des Trainings auf die Unternehmensziele.

Mein Learning: Lasst uns endlich messen! Und Schlüsse daraus ziehen, was Trainer:innen und Unternehmen besser machen können, damit sich die Investition für alle lohnt!

Beispiel für eine Evaluierung eines Trainings in Zusammenarbeit mit der Kundin

Für ein vierwöchiges Training im Bereich Projektmanagement wurde parallel zum Trainingsdesign ein strukturierter Evaluierungsprozess etabliert, um die Effektivität des Trainings, den Fortschritt der Projekte und die zu beachtenden Einflussfaktoren des Unternehmens zu überwachen.

  • Feedbackbogen je Trainingswoche: Am Ende jeder der vier Wochen wurde ein Feedbackbogen von den Teilnehmenden ausgefüllt. Dieser Schritt diente dazu, unmittelbares Feedback zu den Trainingseinheiten zu sammeln und sicherzustellen, dass das Training den Bedürfnissen der Teilnehmenden entsprach.
  • Feedbackbogen nach sechs Monaten: Um die Langzeitwirkung des Trainings zu bewerten, wurde ein weiterer Feedbackbogen sechs Monate nach Trainingsende versendet. Ziel war es, Einblicke in die anhaltende Anwendung des Gelernten, die langfristige Wirkung auf die Projektarbeit zu gewinnen und Rückmeldung zu erhalten, welche Unterstützung es vom Unternehmen benötigt, damit die Teilnehmenden das Gelernte wirklich umsetzen.
  • Feedback der Trainer:innen und Fachexpert:innen: Zusätzlich wurden Feedbackbögen speziell dafür entwickelt, die Perspektive der Trainer:innen und Fachexpert:innen auf die Aktualität der Trainingsinhalte zu erfassen und um die Qualität der Wissensvermittlung kontinuierlich zu verbessern.
  • Vierteljährliche Kernteam-Meetings: Um den kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu fördern, fanden regelmäßige Meetings des Kernteams statt. In diesen Sitzungen wurden Rückmeldungen an die Fachexpert:innen und das Managementteam gegeben, um die Trainingsinhalte, den Fortschritt der Teilnehmenden und die strategische (Neu-)Ausrichtung des Trainings zu besprechen.

Diese strukturierte Herangehensweise ermöglichte es uns, das Training in Echtzeit zu verfeinern und Anpassungen vorzunehmen, um die Bedürfnisse der Teilnehmer besser zu erfüllen. Gleichzeitig stellten wir sicher, dass das Training einen messbaren Einfluss auf die Kompetenzentwicklung der Teilnehmer und auf die Erreichung der Unternehmensziele hatte.

Evaluieren von Trainings: Fazit

Eine umfassende Evaluierung von Trainings ermöglicht es Unternehmen, die Wirksamkeit ihrer Bildungsmaßnahmen zu messen und nachhaltige Verbesserungen sowohl für den Einzelnen als auch für das Gesamtunternehmen zu erzielen. Nur so kann man zeigen, dass die vielen Millionen, die in Unternehmen in Weiterbildung investiert werden, auch einen Nutzen für das Unternehmen haben.

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