Der Navigator: Strukturiert Trainings designen
Trainingsdesigner:innen aufgepasst! Lernen Sie in dieser Blog-Reihe mein Planungstool für Ihre Designs kennen, den „Navigator“
Wir Trainingsdesigner:innen haben alle unsere eigene Vorgehensweise entwickelt, um Trainingsprozesse auszuarbeiten. Wenn wir aber ganz ehrlich zu uns selbst sind, müssen wir zugeben, dass diese oft chaotisch statt strategisch ablaufen. Das kostet Zeit, Energie und trotzdem hat man am Ende noch was vergessen oder nicht mitbedacht. Ich LIEBE Struktur. Deshalb halte ich mich an mein selbst entwickeltes Planungstool, den „Navigator“. In der nächsten Zeit werde ich Ihnen diesen in neun Blogbeiträgen vorstellen. Als Bonus enthält jeder Text sechs Methoden, drei für Präsenztrainings und drei für Online-Trainings. Hört sich gut an? Dann los!
Der Navigator
Das Navigationssystem im Auto sagt uns, wo wir abfahren müssen, während wir uns auf den Verkehr, mögliche Gefahren und die anderen Autofahrer:innen konzentrieren. Es hält uns den Rücken frei und sorgt dafür, dass wir wirklich dort ankommen, wo wir hinwollen. Genauso dürfen Sie sich den Navigator im Trainingsdesignprozess vorstellen. Er stellt sicher, dass wir keinen wichtigen Schritt vergessen, während wir unsere Trainings entwickeln.
Die Schritte lauten folgendermaßen:
- Fokus
- Information
- Erfahrung
- Transfer
- Training/Tag beginnen
- Recap
- Energiser
- Training/Tag beenden
Die orangen Schritte bilden den inneren Kreis des Navigators, die blauen den äußeren. Jeder dieser Schritte hat nur ein einziges Ziel: Dass die Teilnehmenden die Inhalte des Trainings verstehen, üben und nach dem Training anwenden können. Gehen wir die Schritte kurz durch, damit Sie wissen, was damit gemeint ist. Es folgen in der nächsten Zeit zu jedem Schritt weitere, ausführlichere Blogs, damit Sie auch Ideen für die eigenen Anwendung haben.
Der innere Kreis des Navigators
Ein Training besteht, je nach verfügbarer Zeit, aus mindestens einem Modul. In der Regel stehen einem für ein Modul 90 Minuten zur Verfügung, aber auch Microsessions, die kürzer sind, laufen nach dem gleichen Schema ab. Es erfordert die vier Schritte „Fokus“, „Information“, „Erfahrung“ und „Transfer“. Also egal, ob am Tag vier Module oder nur eins trainiert werden, jedes Modul wird nach dem Schema FIET designt.
Fokus
Am Anfang des Moduls setzen Sie den Rahmen und erklären, was vorher schon gelernt wurde und wie es mit der jetzigen Lerneinheit zusammenhängt. Das Hauptziel von Fokus ist es, den Sinn für die Teilnehmenden aufzubauen. Sie sollen erkennen können, dass es für sie relevant und nützlich ist. Jetzt muss nicht jeder in Jubelrufe ausbrechen, es reicht, wenn die Teilnehmenden innerlich nicken und sich denken: „Das könnte für mich wichtig sein.“
Information
Die notwendigen Inhalte werden in Information an die Teilnehmenden „übergeben“. Das kann man mit einer merk-würdigen und/oder interaktiven Präsentation erreichen oder man lässt die Gruppe selbst die Inhalte erarbeiten. Sobald die Informationen präsentiert oder erarbeitet wurden, sollte im Anschluss daran wann immer möglich die Anwendung demonstriert werden. Das kann ein Verkaufs- oder Feedbackgespräch, das vom Trainer mit einem freiwilligen Teilnehmenden durchgeführt wird. Genauso kann man z.B. Prozessmanagement oder eine Stakeholder-Analyse mit witzigen oder echten Inhalten demonstrieren.
Erfahrung
Die Teilnehmenden haben alle Informationen bekommen und gesehen, wie diese angewendet werden? Jetzt werden die Teilnehmenden selbst aktiv und wenden das Gelernte an einer auf sie zugeschnittenen Übung an. Das kann am eigenen Projekt bzw. Arbeitsprozess sein oder anhand einer Simulation oder eines Rollenspiels durchgeführt werden. Wichtig ist danach eine gute Reflexion: Konnten sie ihr neues Wissen bereits gut anwenden? Was ist gut gelungen oder wo ist noch Potenzial?
Transfer
Wir wollen ja, dass die Teilnehmenden nach dem Modul das Gelernte in ihrem Alltag anwenden. Daher ist jetzt die beste Zeit für die Teilnehmenden, sich zu überlegen, was von dem neu Gelernten im Alltag angewendet werden soll. Diese Zusammenstellung von Ideen für den Alltag wird am Ende jedes Modul fortgeführt.
Der äußere Kreis des Navigators
Jedes Modul wird von den äußeren Elementen „Training/Tag beginnen“, „Recap“, „Energiser“, „Tag/Training beenden“ umrahmt. Und während ein Modul wiederholt im Training vorkommt, braucht es die Rahmenmodule viel seltener.
Training/Tag beginnen
Ob Microsession oder mehrere Trainingstage: Zu Beginn lernt sich die Gruppe kennen und Seminarinhalte wie Organisatorisches sollten geklärt werden. Geht das Training über mehrere Tage, braucht es zu Beginn jedes Trainingstages eine Agenda: Was wartet an diesem Tag auf die Gruppe und es braucht Platz und Zeit, um mögliche Fragen zu beantworten.
Recap
Damit sich neues Wissen setzt, braucht es Wiederholungen. Sogenannte Recaps stellen kurze Wiederholungseinheiten dar, mit denen die Teilnehmenden erkennen, was sie schon gelernt haben und die Trainer:innen erkennen, ob es noch Unklarheiten oder offene Fragen gibt.
Energiser
Gerade nach einer Pause oder wenn Trainierende merken, dass die Gruppe abbaut, kommen typischerweise Energiser zum Einsatz. Ich unterscheide zwischen Energiser mit Unsinn, die die Teilnehmenden aufwecken und Energisern mit Sinn, die auch ins nächste Thema überleiten.
Training/Tag beenden
Geht eine Trainingseinheit zu Ende, ist es sehr wichtig, auf die Transferwirksamkeit zu achten. Nur wenn jetzt ausreichend Zeit zur Verfügung steht, werden die Teilnehmenden das Gelernte sortieren, sich auf die wenigen wichtigen Ideen konzentrieren und deren Umsetzung sorgfältig planen. Für mich ist das tägliche Feedback wichtiger als jeder Feedbackbogen, der von Unternehmen ausgeschickt wird. Denn nur so kann ich auf Wünsche der Teilnehmenden schnell reagieren.
Wie konzipiere ich ein Training anhand des Navigators?
Wenn ich die Inhalte für das Training erstellt habe, beginne ich mit dem ersten inhaltichen Modul und bearbeite dieses mit der Struktur von FIET (Fokus – Information – Erfahrung – Transfer). Dann nehme ich ein Modul nach dem anderen und gehe dabei streng nach der Reihenfolge vor, wie es dann auch trainiert wird. Erst wenn alle Module fertig designt sind, wende ich mich den Rahmenmodulen zu. Denn erst wenn ich weiß, was inhaltlich passiert, kann ich die besten Methoden in den Rahmenmodulen nutzen. Das sind die Schritte meines Trainingsdesign-Tools Navigator. Abonnieren Sie meinen Newsletter und kontaktieren Sie mich über LinkedIn, um die nächsten Schritte und Methoden nicht zu verpassen!
Ihnen gefällt, was Sie lesen? Sie möchten mehr über Trainingsdesign, Transfer und nachhaltige Lernwirksamkeit wissen? Melden Sie sich einfach zum Newsletter an und verpassen Sie keinen Beitrag mehr!