Im März 2022 besuchte ich den Berliner Trainerkongress und war ganz glücklich, wieder bei einer Präsenzveranstaltung auftreten und in Kontakt treten zu dürfen. Diesen Beitrag habe ich direkt danach auf LinkedIn gepostet:

Glücklich und erfüllt zurück vom Trainer Kongress Berlin.

Mit zwei Vorträgen:
Der Geplante: Trainingsdesign für Blended Learning und digitale Lernstrecken
Der Spontane: Die Business Journey und die Trainingsbedarfsanalyse

Und dann noch:
Mit Menschen in Kontakt kommen, Gespräche führen, sich mehrfach über den Weg laufen. Das angefangene Gespräch an der Bar fortführen. Auch Gespräche abseits von Trainingsthemen führen. Ich habe es sehr genossen, in den Workshops wieder in den direkten Kontakt gehen zu können. Und da noch Ideen zur Zusammenarbeit für unterschiedliche Projekte gesponnen wurden, hat es sich mehrfach rentiert.

Meine Erkenntnis: Kongresse mag ich definitiv lieber in Präsenz!

  • Doch was sind Trainerkongresse?
  • In welcher Rolle kann man dort sein?
  • Und die oft gestellte Frage: „Rentiert sich das überhaupt?“

Trainerkongresse – Definitionen

Trainerkongresse sind ein guter Ort, um viele Trainer:innen mit ihren Inhalten und ihrer jeweiligen Art zu trainieren kennenzulernen. Die Workshopdauer von 70 Minuten reicht aus, um interessante Inhalte zu lernen und neue Impulse für das eigene Tun zu bekommen. In zeitgleichen Slots werden unterschiedliche Themen angeboten und je nach Veranstaltung trifft man entweder nur Trainer:innen oder es gibt einen Mix aus Workshops und Speaker:innen-Slots.

Auf Messen ist es möglich, einen eigenen Messestand zu buchen. Viele sind sich unsicher, ob sich das für sie lohnt und haben Respekt vor der Vorstellung, mehrere Tage allein am eigenen Stand zu stehen. Wer Lust hat das auszuprobieren: Meine Erfahrung zeigt, dass der Zulauf bzw. die Gesprächsqualität am Stand stieg, wenn ich die Möglichkeit bekam, mindestens einen Kurzvortrag pro Tage zu halten.

In unterschiedlichen Rollen auf Trainerkongressen

Auf Trainerkongressen habe ich in meiner Berufslaufbahn viele Rollen eingenommen:

  • Ich war einmal im Organisations-Team und habe Namensschilder verteilt, Teilnehmenden den Weg gewiesen, Räume gerichtet und abends stundenlang Geschirr abgewaschen.
  • Als Teilnehmende habe ich Not beim Bücherstand erkannt, die beiden Vortragenden in ihre Workshops geschickt und mit dem Neffen den Verkauf gewuppt.
  • Meinen ersten Workshop gab ich in Istanbul. Das Format, in 70 Minuten die höchste Trainerkunst zu zeigen und den Teilnehmenden möglichst viele anwendbare Ideen zu geben, hat mich viele Tage Vorbereitungszeit gekostet. Schließlich war unklar, wie viele Teilnehmende in meinen Workshop kommen und dass ich auch noch ins Türkische übersetzt werden sollte, hat im Vorfeld nicht zur Beruhigung beigetragen. Seit diesem ersten Mal kann man mich 2-3 Mal pro Jahr auf unterschiedlichen Kongressen erleben. Und die Vorbereitungszeit hat sich drastisch verkürzt.
  • Der erste reine Messeauftritt war gleich mit einem fulminanten Erfolg gekrönt: Auf der Zukunft Personal (heute Personal Europe) hatte ich einen Messestand und konnte den Europäischen Trainingspreis in Gold entgegennehmen.
  • Last but not least bin ich als Lernende unterwegs. Und manchmal nur als solche: Ich überlege mir im Vorfeld, zu welchem Thema ich mir Workshops ansehen möchte. Je mehr unterschiedliche Themen angeboten werden, desto eher wird man fündig. Besonders empfehlenswert und wegen der Vielfalt mein absoluter Lieblingskongress: die ATD (Association for Talent Development) mit 13.000 Teilnehmenden aus aller Welt!
Anna Langheiter bekommt gewinnt den ersten Platz beim Europäischen Preis für Training, Beratung und Coaching.

Mein erster Platz beim Europäischen Preis für Training, Beratung und Coaching.

Meine Workshops bei Trainerkongressen

Zu Beginn meiner Laufbahn habe ich nur die Inhalte trainiert, die ich im Trainingsraum wiederholt ausprobiert hatte. Die Themen hießen „Process improvement – Interactive! “ und „EOL loves TQM“ (Erfahrungsorientiertes Lernen liebt Total Quality Management). Die Titel allein lassen erkennen, wie sehr ich damals noch in meinen Ursprungsthemen Lean Six Sigma und Qualitätsmanagement unterwegs war.

Später habe ich mit der “Anleitung zum Nichtstun“ bis hin zu „Holt den Energiser aus dem Suppenkoma – Wie man mit Aktivierungsspielen ins nächste Thema überleitet“ Themen aus dem Trainingsraum in den Trainerkongress-Raum geholt. [Ich bin gerade beim Schreiben amüsiert, denn ich merke an den Titeln der Workshops, dass ich mit der Zeit etwas Wichtiges gelernt hatte: Die Titel müssen pfiffig formuliert sein, damit die Teilnehmenden auf den Workshop aufmerksam werden!].

Ich wurde mutiger und habe eine „Werkstatt: Energiser“ ausprobiert. Alle Teilnehmenden durften Ideen einbringen, diese wurden zusammen ausprobiert, Varianten ergänzt und von Trainerkolleg:innen visualisiert. Dieser Workshop hat sich vor allem zum Tagesende hin sehr bewährt, denn da kann man auch müde Teilnehmende wieder gut aktivieren und mit guter Energie nach Hause gehen lassen.

Der Workshoptitel „Der rote Faden für Trainings mit Pfiff“ zeigt schon, dass es mehr Richtung Trainingsdesign ging und irgendwann war ich so übermütig, dass ich einen Tag vor Beginn des Trainerkongresses für einen kranken Kollegen eingesprungen bin. „Gib 8“ hieß der Workshop und in bester Erinnerung ist mir ein Teilnehmer, der uns am Ende die Essenz des Workshops vorrappte.

Was immer spannend geblieben ist: Wie viele Teilnehmende werden im Workshop auftauchen? Mein kleinster Spontan-Workshop hatte 2, mein größter ca. 80 Teilnehmende. Da heißt es im Vorfeld flexibel bleiben und ausreichend Material im Gepäck haben.

Die Themen wenden sich immer mehr meinem Kernthema, dem Trainingsdesign, zu. Von der „Trainingsbedarfsanalyse“ über die „didaktische Reduktion“ bis zu „Trainingsdesign goes Blended“. Der zuletzt genannte Vortrag stand schon 2019, als ich bereits Erfahrung mit Blende Learning und große Lust auf mehr hatte, der Markt aber noch nicht soweit war.

Je länger ich auf Kongressen unterwegs war, desto mehr veränderte sich die Themenauswahl. Hatte ich mich anfänglich auf Erprobtes verlassen, wurde ich immer mutiger. Heute überlege ich mir, was für meine Teilnehmenden und mich in 6 Monaten interessant sein könnte und sammle bis zum Auftritt am Kongress Inhalte sowie Tipps und Tricks. Auf diese Weise kam die „Learner Journey“ und der Beitrag zu „Blended und digitale Lernstrecken“ zustande.

Erfolgreich beim Trainerkongress?

Wann ist eine Teilnahme für mich erfolgreich? Anfänglich war ich einfach nur froh, wenn der Workshop reibungslos durchgeführt war. Dann, wenn viele Teilnehmenden am Messestand waren. Später, wenn auch der eine oder andere Vertragsabschluss zustande kam.

Rückblickend kann ich sagen, dass nicht jede Veranstaltung zum eigenen Produkt passt, dass man einiges ausprobieren muss und auch einiges an Geld verbrennt, bis man weiß, was für das eigene Unternehmen gut ist. Ein hilfreicher Check vorab:

  • Welche Kolleg:innen waren schon dort und was erzählen sie?
  • Haben die Veranstalter:innen Erfahrung mit der Planung von Kongressen?

Die Antworten auf beide Fragen können bereits ausreichen, um festzustellen, ob der Kongress für einen selbst hilfreich sein könnte.

Meine Freude drüber, Kolleg:innen und Teilnehmende zu treffen, in den Austausch zu gehen und inspiriert und mit neuen Ideen zurückzukommen, wird jedenfalls immer größer.

Highlights als Teilnehmerin

Seit 10 Jahren besuche ich regelmäßig Kongresse und Messen. Meine drei absoluten Highlights als Teilnehmerin waren folgende:

  • Auf der ATD – der weltweit größten Messe, der American Talent Development – im Jahr 2020 hörte ich einen Vortrag des Co-Piloten des Flugzeugs, das auf dem Hudson River gelandet war. An diesem Tag war der Co-Pilot in der Flugverantwortung. Und er schilderte sehr eindrücklich den Moment, als der Pilot – den doppelten Flügelschlag und den Triebwerksausfall erkennend – vom Co-Piloten die Übergabe der Verantwortung für das Flugzeug forderte: „My plane.“ „Your plane.“ Denn der Co-Pilot sollte das Flugzeug an dem Tag fliegen, mit diesem Satz wurde die Verantwortung vom Piloten klar zurückgefordert.
  • Als ich das erste Mal auf der ATD war, und zwar gemeinsam mit 10.000+ anderen Teilnehmenden, wurde mir schnell klar: Die angebotenen Workshops sind gut gefüllt. Jedenfalls eröffnete eine Trainerin ihren Workshop mit der Frage: „Wer von euch ist Instructional Designer /Trainingsdesinger:in?“ Als mehr als 200 Hände in die Höhe gingen, habe ich mit der allergrößten Überraschung feststellen dürfen, dass es den Beruf des Trainingsdesigners wirklich gibt. Das hat mir sehr viel Mut gemacht, auch im deutschsprachigen Raum dafür einzutreten.
  • LearnTech – als Besucherin auf der Expo erkundete ich das Thema VR. Damals war ich mittels VR-Brille Führungskraft und konnte den Mitarbeitenden bei einem Konfliktgespräch zuhören und dann einen Coach um Rat fragen, wie ich damit umgehen solle. Eine andere Gruppe hatte eine VR-Lösung geschrieben, wie man das Bestücken eines Krankenwagens auch ohne Krankenwagen lernen kann. Ein faszinierender Einstieg in die Welt der Virtual Reality.

Zusammenfassend habe ich folgende Gründe, warum ich gerne auf Messen und Trainerkongressen bin:

  • Neue Impulse erhalten
  • Workshops halten und Ideen weitergeben
  • Mit Fragen kommen und mit anderen darüber in Austausch gehen
  • Antworten bekommen, zu denen ich noch keine Fragen hatte
  • Neue Lösungen sehen
  • Und wenn es denn eine gibt: die Party!

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