Wie Subject Matter Experts (SMEs) den Erfolg eines Trainings unterstützen
Im Blogartikel im Mai habe ich erklärt, welche Skills Trainingsdesigner:innen benötigen. Bei der Trainingskonzeption gibt es noch eine weitere sehr wichtige Rolle: die Fachexpert:in mit ihrem Fachwissen!
Wer mich kennt weiß, dass ich einerseits eine klare Rollentrennung zwischen Trainer:in und Trainingsdesigner:in mache und dass die Trainingsdesigner:in vom Inhalt des Trainings keine Ahnung haben muss. Klar braucht es eine gewisse Affinität zum Trainingsthema, denn meist beschäftigt man sich doch einige Wochen oder Monate mit dem Thema. Wichtiger sind in diesem Fall die Expertinnen und EXperten oder Subject Matter Experts (SMEs), aus „deren Köpfen ich das Wissen holen“ kann. Und um genau diese soll es heute gehen.
Wer sind Fachexpert:innen (SMEs)?
Fachexpertinnen und Fachexperten sind Personen, die über ein tiefgehendes Wissen und langjährige Erfahrung in einem bestimmten Fachbereich verfügen. Sie kennen die Prozesse aus täglicher Anwendung, wissen um die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen und bringen die Unternehmenskultur ein. Ihre Expertise ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Inhalte eines Trainings nicht nur theoretisch fundiert, sondern auch praxisrelevant und auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten sind.
Fachexpert:innen benötigen keine Trainings- oder Trainingsdesignskills, sondern stellen das aktuelle fachliche Know-how zur Verfügung, das die Basis für jedes Trainingskonzept bildet. SMEs sind also für die Inhalte eines Trainings und Instructional Designer für die methodisch-didaktische Umsetzung der Inhalte zuständig.
Trainingsdesign.Modell
Mein Trainingsdesign.Modell besteht aus vier Prozessen, die alle wichtig sind, um gute Trainings zu erstellen. Jeder dieser Prozessschritte erfordert spezifische Fähigkeiten, die sicherstellen, dass das Training nicht nur inhaltlich wertvoll und interessant gestaltet, sondern auch im Alltag relevant und messbar ist.
- Im Designprozess wird die Trainingsbedarfsanalyse erstellt, welche die Grundlage für jegliches Training ist. Auf dieser Basis werden die Inhalte zusammengestellt und dann didaktisch reduziert.
- Im Trainingsprozess werden die Inhalte in Lerneinheiten umgewandelt und in Trainerhandbüchern festgehalten.
- Der Fokus im Transferprozess liegt darauf, dass die Teilnehmenden das Gelernte im Alltag anwenden, damit mit Hilfe des
- Evaluierungsprozesses geprüft werden kann, ob das Training das gewünschte Ziel erreicht hat.
Die Rolle der Fachexpert:innen im Trainingsdesign-Prozess
Designprozess
Schon in der Trainingsbedarfsanalyse kann es hilfreich sein, die Fachexpert:innen hinzuzuziehen. Denn sie können durch ihre Erfahrung einschätzen, welche Kompetenzen in der Praxis wirklich gefragt sind und welche Wissenslücken geschlossen werden müssen. Nehmen wir das Beispiel eines IT-Sicherheitstrainings. Der Fachexperte ist es, der weiß, welche spezifischen Bedrohungen gerade relevant sind, welche Technologien eingesetzt werden und wo im Unternehmen möglicherweise Sicherheitslücken bestehen. Diese Expertise ist unverzichtbar, um das Training genau auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zuzuschneiden.
Am wichtigsten sind die Fachexpert:innen beim Zusammenstellen der Inhalte. Denn sie wissen, welches die aktuellsten Prozesse, Unterlagen und Richtlinien sind. Die Trainingsdesigner:in übernimmt die Rolle, das Wissen zu strukturieren, Prozesse darzustellen und auch schon mal beim Aussortieren zu helfen. Wenn nämlich Fachexpert:innen in ihre Inhalte verliebt sind, ist es die Aufgabe der Trainingsdesigner:in das Lernwürdige vom Lernmöglichen zu trennen! Das kann ein zähes Verhandeln erfordern. Klar ist aber: Je weniger Inhalte geschult werden, desto mehr Zeit bleibt für das Üben!
s’Gschichtl: Meine Trainingsdesign Weiterbildung dauert 6 Tage und ich wollte diese in Onlinezeiten verkürzt anbieten. Die Idee war, die wichtigsten Inhalte in 3 Online-Tagen zu trainieren. Das fiel mir so schwer, dass ich einen Telefonjoker zu Rate gezogen habe! Denn wenn ich selbst die Fachexpertin bin, geht es mir nicht besser, wie den Fachexpert:innen, denen ich beim Reduzieren helfe!
Definition von Lernzielen
Die Lernziele eines Trainings bestimmen, was die Teilnehmenden am Ende des Trainings wissen und anwenden sollen. Mit Hilfe der SMEs können diese Lernziele definiert werden, die dann klarer auf die Anforderungen des Unternehmens zugeschnitten werden können.
S’Gschichtl: Oft ist es gar nicht einfach, die Lernziele für jedes Trainingsmodul zu definieren. Hier hilft die Lilo-und-Paul-Methode, bei der ich frage: Stellen Sie sich vor, die Lilo lernt den Inhalt XY und wendet das dann im Alltag an. Was macht die Lilo nachher genau anders? Mit dieser Methode kann man sehr klare Lernziele herausarbeiten und von den Handzielen die Kopfziele ableiten. Ganz nach dem Motto: Wenn sie XY anders macht, was genau muss sie dann lernen, damit sie das überhaupt anwenden kann?
Trainingsprozess
Ein Aspekt, der die Expertise von SMEs besonders wertvoll macht, ist ihre Fähigkeit, echte Fallbeispiele und Szenarien aus der Praxis in das Training einzubringen. Diese realen Beispiele machen den Unterschied zwischen einem theoretisch interessanten Training und einem praxisrelevanten, anwendbaren Seminar.
Stell dir vor, du nimmst an einem Verhandlungstraining teil. Natürlich kann dir ein Trainer zeigen, wie man in Verhandlungen erfolgreich argumentiert. Doch erst der Fachexperte – vielleicht ein erfahrener Einkäufer – kann dir aus erster Hand erzählen, wie Verhandlungen tatsächlich ablaufen. Er teilt echte Herausforderungen und erfolgreiche Strategien, die direkt auf deinen Arbeitsalltag übertragbar sind. Solche Einblicke machen das Training lebendig und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass du das Gelernte später wirklich anwendest.
Transferprozess
Ein gut konzipiertes Training endet nicht mit dem letzten Seminartag. Erst wenn die Teilnehmenden die Schwelle des Seminarraums überschreiten und das Gelernte im Alltag anwenden, zeigt sich der eigentliche Erfolg. Fachexperten spielen auch hier eine wichtige Rolle. Sie können Transfermaßnahmen unterstützen, die sicherstellen, dass das Gelernte nachhaltig wirkt. Ein SME kann zum Beispiel in Follow-up-Sitzungen oder Praxisübungen involviert werden, um den Teilnehmenden zu helfen, das Wissen zu vertiefen und konkrete Anwendungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Außerdem können SMEs in der Nachbereitung des Trainings Feedback geben und einschätzen, ob die Teilnehmer das nötige Know-how erworben haben und ob weitere Schulungen nötig sind.
Fachexpert:innen als Trainer:innen
Wer bei der Trainingsentwicklung dabei ist, hat ein großartiges Verständnis, wie das Training funktioniert. Daher kann es eine sehr kluge Entscheidung des Unternehmens sein, Fachexpert:innen zu Trainer:innen auszubilden. Ist die Fachexpertise, ein gutes Design und ein gutes Trainerhandbuch vorhanden, können die internen Trainer:innen relativ schnell ausgebildet werden. Der Vorteil liegt auf der Hand: die Expertise wird intern weitergegeben.
Das führt zu einem weiteren wichtigen Aufgabengebiet, der Validierung der Trainingsinhalte. Während des Trainings werden die Inhalte auf ihre fachliche Richtigkeit und Relevanz überprüft. Sollte erkannt werden, dass Inhalte nicht mehr aktuell sind, wird das an die Designabteilung rückgemeldet und geändert.
Zusammenarbeit zwischen Fachexperten und Trainingsdesignern
Die enge Zusammenarbeit zwischen Fachexperten und Trainingsdesignern ist entscheidend für den Erfolg eines Trainings. Während der Instructional Designer dafür sorgt, dass das Training didaktisch sinnvoll aufgebaut ist, sorgt der Fachexperte für den inhaltlichen Tiefgang. Es ist eine wechselseitige Beziehung: Der Instructional Designer erklärt dem SME, wie Lernprozesse funktionieren und welche Methoden eingesetzt werden können, um den Transfer des Wissens in die Praxis zu unterstützen. Gleichzeitig gibt der SME Input, wie bestimmte Themen am besten erklärt oder welche Beispiele verwendet werden sollten. Nur durch diese Zusammenarbeit kann ein Training entstehen, das sowohl didaktisch als auch inhaltlich überzeugt.
Fazit zur Rolle von Fachexpert:innen
Die Rolle von Fachexpert:innen in der Trainingskonzeption ist einfach ausgedrückt: SMEs sind der Schlüssel zum erfolgreichen Training. Sie bringen das notwendige Fachwissen ein, um sicherzustellen, dass die Inhalte korrekt, aktuell und praxisrelevant sind. Durch ihre tiefgehende Erfahrung und Expertise schaffen sie die Grundlage für erfolgreiche und praxisnahe Trainings, die den Teilnehmenden einen echten Mehrwert bieten.
In der Trainingskonzeption sollten SMEs daher rechtzeitig und mit ausreichend Zeitreserven eingebunden sein, um gemeinsam mit den Instructional Designern ein Lernkonzept entwickeln, das inhaltlich und didaktisch überzeugt. Nur so kann sichergestellt werden, dass Trainings praxisnah und transferwirksam sind.
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