Trainingsdesigner:innen aufgepasst! So setzen Sie Energiser im Training richtig ein
Lernen Sie in dieser Blog-Reihe meine Planungsmethode für Ihre Designs kennen, den „Navigator“. Dieses Mal schauen wir uns den Schritt „Energiser mit Sinn und Unsinn“ genauer an.
Trainings im völligen Chaos designen und am Ende sogar noch was vergessen? Das muss nicht so sein! Ich liebe Struktur. Deshalb halte ich mich an meine selbst entwickelte Planungsmethode, den „Navigator“. Ich stelle Ihnen diese Methode in neun Blogbeiträgen vor.
Sollten Sie die ersten Blogs der Reihe verpasst haben, fangen Sie am besten dort an: Der Navigator.
Zur Erinnerung
Ein Training besteht, je nach verfügbarer Zeit, aus mindestens einem Modul. In der Regel stehen einem für ein Modul 90 Minuten zur Verfügung. Jedes Modul besteht aus vier Schritten „Fokus“, „Information“, „Erfahrung“ und „Transfer“. Also egal, ob am Tag vier Module oder nur eins trainiert werden, jedes Modul wird nach dem Schema FIET designt.
So werden müde Teilnehmer:innen wieder fit: Energiser
Ich denke, Sie kennen das von sich selbst: Nach einem üppigen Mittagessen wandert das Blut aus dem Kopf in den Bauch und mit einem ist nichts mehr anzufangen. Für Trainings ist das natürlich schlecht, gähnende Teilnehmer:innen die verträumt aus dem Fenster schauen, nehmen zu wenig Input auf. Aus diesem Grund haben sich Energiser als gängige Gegenmaßnahme für Müdigkeit in Trainings bewährt, man kennt sie auch unter den Namen Aktivierungsspiele, Aktivierungen, WUPs und Warm-Ups.
Auch wenn in vielen Trainer-Ausbildungen gelehrt wird, dass man nach dem Mittagessen zwingend einen Energiser machen muss, gehe ich bewusst davon ab. Denn vernünftiger ist es, Energiser zwischendurch einzubauen, wenn die Teilnehmenden wirklich müde sind. Oder man wählt die pfiffige Variante: mit dem Energiser leiten Sie elegant in das folgende Seminarthema über.
Weil ich oft und auch sehr gerne Trainingsteilnehmerin bin, weiß ich, wie abrupt oft der Wechsel vom Energiser zum Trainingsthema erlebt wird. Der Spaß endet und der anstrengende Ernst beginnt – sobald die Teilnehmer:innen wieder sitzen, scheinen sie oft genauso müde wie vorher. Einfach weil beides inhaltlich wenig bis nichts miteinander zu tun hat.
Wählen Sie Energiser also so aus, dass die Teilnehmer:innen sich bewegen, entweder physisch oder psychisch, und so, dass Sie über die Aktivierung ins nächste Thema überleiten können. Denn dann übernimmt der Energiser die Aufgabe des Schritts „Fokus“, und Aktivierung und Einstieg in das nächste Modul bilden eine sinnvolle Symbiose.
Energiser ohne Themenbezug – also mit Unsinn – haben aber auch ihre Daseinsberechtigung. Setzen Sie diese ein, wenn es Auflockerung und Spaß braucht. Doch wie bringt man Teilnehmende dazu, sich auf diese unsinnigen Aktivierungsübungen? Ich hole mir die Erlaubnis ab und fange an mit der Frage: „Ihr seht ein bisschen müde aus!?“ Nicken. „Sollen wir einen Energiser machen?“ Bedächtiges Hin- und Herwiegen des Kopfes. „Darfs etwas Doofes sein?“ Lächeln. „Darfs etwas richtige Doofes sein?“ Dann wird gelacht und die Teilnehmenden sind dabei.
Hinweis für Trainingsdesigner:innen: Schreiben Sie solche Varianten entweder an den Beginn oder ans Ende des Trainerhandbuchs und überlassen den Zeitpunkt des Einsatz den Trainer:innen.
Energiser-Methoden für Präsenztrainings
Müde Teilnehmer:innen werden wieder aufnahmefähig in 3-2-1-go!
Stäbchenlauf (Energiser mit Themenbezug)
Die Teilnehmer:innen stehen nebeneinander in einer Linie. Sie sind durch Holzstäbchen, die jeweils zwischen die Zeigefinger der Nebeneinanderstehenden gepresst sind, miteinander verbunden. Auf diese Weise sollen sie eine Strecke von A nach B überwinden. Sobald ein Stäbchen fällt, geht’s zurück auf Anfang.
Die Schwierigkeit kann durch den Austausch der Holzstäbchen mit Spagetti (No. 5) oder Zahnstochern erhöht werden.
Leiten Sie mit diesem Energiser beispielsweise zu folgenden Themen über: „Messen und Erheben von Daten“, „Fehlerkultur“, „Projektmanagement“, „Teamwork“, „Führung und Moderation“, „Problemlösung“.
Indiaca (Energiser mit Themenbezug)
Ein Indiaca ist ein Wurfspielgerät und die Trainer:innen zeigen vor, wie das Indiaca gespielt wird. Dann üben die Teilnehmer:innen, um sich daran zu gewöhnen. Als nächstes werden verschiedene Runden gemeinsam gespielt, beispielsweise:
- Nur mit der dominanten/nicht-dominanten Hand spielen.
- Mit nur einer Hand und/oder auf einem Bein stehend.
- Gruppe nimmt sich eine Zielzahl vor, wie oft sie das Indiaca spielen wollen, ohne dass es zu Boden fällt.
Für beispielsweise folgende Themen kann dieser Energiser Sinn machen: Zielerreichung, Risikofreude, Umgang mit Fehlern, Kommunikation, Lernen, Veränderungsmanagement, nicht funktionierendes Multitasking.
Nasenkönig (Energiser ohne Themenbezug)
Bei der Ursprungsvariante des Nasenkönigs kleben sich die Teilnehmenden Röllchen aus Kreppband auf die Nase und klauen sich diese Röllchen. Bei der neuen Variante werden die Röllchen aus Kreppband auf Flipchartstifte geklebt.
Nun stellen sich immer zwei Teilnehmer:innen gegenüber und versuchen sich gegenseitig allein durch Berühren der Krepp-Klebeflächen das Röllchen vom Stift zu klauen. Wer gewinnt, sucht sich direkt eine:n neue:n Gegner:in, wer verliert, wird zum Fan und feuert die Person, gegen die sie verloren hat, lautstark (!) an.
Gewonnen hat die Person, die alle Röllchen erobern konnte.
Energiser-Methoden für Onlinetrainings
Wenn Bewegung ins Onlinemeeting kommen soll, dann man mit „Farbe auf Körperteil“ punkten. Ich fange an mit einer Farbe und einem Körperteil – „Gelb auf linke Schulter“ und die Teilnehmenden versuchen so schnell wie möglich etwas Gelbes, das irgendwo in ihrem Raum ist, an die linke Schulter zu halten. Dann benenne ich einen anderen Teilnehmenden, der weitermacht. Besonders beweglich wird das Ganze, wenn etwas an die Fuß gehalten und der wiederum in die Kamera gezeigt werden soll.
Mein allerliebster Online-Energiser? Bitten Sie die Teilnehmenden, nach der Pause mit dem Gegenstand zurückzukommen, der am längsten im Kühlschrank ist. Und dann darf jede:r das Ding zeigen und die eine oder andere launige Geschichte dazu erzählen.
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